Personal.Praxis.Nord: Zeitarbeitsbranche im Umbruch

„Ich bin heute quasi Zeitarbeitnehmer in Vertretung für die iGZ-Landesbeauftragte Bettina Schiller“, erklärte Christian Baumann, iGZ-Bundesvorsitzender, warum er stellvertretend den iGZ-Landeskongress PP Nord in Bremen eröffnete. Beim Blick auf die Entwicklung der Branche betonte Baumann vor rund 120 Teilnehmern, das Jahr 2022 sei bisher versöhnlich gewesen. Nun allerdings müsse die Zeitarbeit schon wieder in den Krisenmodus schalten.

Sorgenfalten

Der Blick auf die Entwicklung treibe die Sorgenfalten auf die Stirn. Dieses Mal habe die Zeitarbeit extrem hart kämpfen müssen, um beim Kurzarbeitergeld auch wieder berücksichtigt zu werden. Derzeit herrsche auf allen Ebenen eine Mangelsituation, unterstrich Baumann beim Blick auf die täglichen Nachrichten. Er sei immer wieder entsetzt, mit welchen Situationen die Niederlassungen täglich zu kämpfen haben. Insbesondere die Personalnot treibe mittlerweile echte Blüten. Ein Phänomen sei das Ghosting – begeisterte Zusage und dann nicht erscheinen – sei dabei ein oft auftretendes Merkmal. Als skurril und völlig falsch bezeichnete er das Schlussplädoyer des EuGH-Generalanwalts Collins zum „Gesamtschutz von Leiharbeitnehmern Sein völlig falscher Ansatz ignoriere das deutsche Procedere.

Personalmangel

Die iGZ-Landesbeauftragten Karsten Gerhardy (Niedersachsen), Oliver Nazareth (Schleswig-Holstein) und Dr. Timm Eifler (Hamburg) informierten das Plenum, moderiert von iGZ-Kommunikationsleiter Jens Issel, anschließend über die jeweiligen Zeitarbeits-Situationen in den Bundesländern. Gerhardy verwies darauf, dass die Personallage regional recht unterschiedlich sei. Teileweise herrsche großer Mangel, woanders sei die Nachfrage geringer. Eifler erläuterte für Hamburg, sein Unternehmen habe zwar kein Patentrezept, unternehme aber alles, was im Recruiting möglich sei. In diesem Zusammenhang kritisierte er das Drittstaatsverbot für die Zeitarbeit und mahnte dringend Nachbesserung an.

Personalvermittlung

Nazareth erläuterte, er habe bereits 2014 auf den Zweig der Personalvermittlung gesetzt. Er rechne damit, dass dieser Bereich künftig noch mehr an Bedeutung gewinne. Hier sei ein Umdenken erforderlich. Die Branche sei derzeit noch sehr konservativ – es gelte, jetzt auch neue Wege zu beschreiten und sich anders aufzustellen. Als weiteres Beispiel nannte er das Engagement im Bereich der social media, für die er eigens Personal engagiert habe. Unterm Strich führe sein Weg langsam aber sicher weg vom klassischen Personaldisponenten.  Baumann richtete den Blick nach vorn – er sehe die Branche in Zukunft als Innovationsmotor und wichtigen Ansprechpartner für Personalentwicklung. Er schätze, die Situation werde sich in den nächsten zehn Jahren radikal verändern und rechne damit, dass sich die Bedingungen und das Image der Zeitarbeit positiv verändern werde.

Über den Autor

Wolfram Linke

Wolfram Linke ist seit Juni 2008 Pressesprecher des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen. Davor arbeitete er 18 Jahre lang als Redakteur bei einer Tageszeitung, bildete regelmäßig Volontäre aus, führte Praktikanten in die Welt des Journalismus ein und hielt zahlreiche Fachvorträge zum Thema Medien. Linke ist außerdem zertifizierter Online-Redakteur, Certified Microsoft Technology Associate (Windows und Netzwerke) und hat mehrere weitere Microsoft- sowie Adobe-Zertifikate. Seit März 2014 ist er Vorsitzender des Pressevereins Münster-Münsterland.


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