Zukunft der Arbeit diskutiert
Es sei daher nur schwer nachzuvollziehen, wieso sich Personalabteilungen von Unternehmen nicht auf ihre Kernkompetenz der strategischen Personalplanung und der Mitarbeiterführung konzentrieren und alle anderen Themen den Experten überlassen. Speker sprach vor rund 100 Zuhörern über das Thema „Zeitarbeit 2030: Personaldienstleister als Experten für betriebliche Flexibilisierung“. Dabei stellte er fünf Thesen auf. Die Quintessenz dabei: „Personaldienstleister müssen Berater ihrer Kunden auf Augenhöhe werden.“
Arbeitsplatzverschiebung
Der demografische Wandel führe dazu, dass dem Arbeitsmarkt bis ins Jahr 2030 rund 6,5 Millionen Erwerbspersonen weniger als heute zur Verfügung stehen werden. Produktivitätssprünge, wie sie zum Beispiel aktuell im Rahmen der Digitalisierung diskutiert werden, seien nicht dazu geeignet, diese Lücke zu schließen. „Selbst wenn im Rahmen der Digitalisierung Arbeitsplätze in der Produktion wegfallen, entstehen an anderer Stelle – zum Beispiel im Umgang mit den neuen großen Datenmengen – neue Jobs“, so Speker.
„Flexibilitätszange“
Insgesamt befinden sich die Unternehmen nach seinen Worten in einer „Flexibilitätszange“: Sowohl der Produktionsprozess als auch die Mitarbeiter selbst würden ein Mehr an Flexibilität einfordern. Beiden Seiten müsse daher Rechnung getragen werden, wenn man als Unternehmen nicht nur erfolgreich seine Prozesse organisieren wolle, sondern gleichzeitig auch für Mitarbeiter attraktiv bleiben wolle: „Wir haben jetzt schon eine Situation, in der das Halten von Mitarbeitern genauso wichtig geworden ist, wie das Rekrutieren.“
Expertenrunde
In der anschließenden Expertenrunde mit dem Titel „Industrie 4.0 braucht Zeitarbeit 3.0“ diskutierten Prof. Dr. Stefan Sell, Direktor des Instituts für Bildungs- und Sozialpolitik der Hochschule Koblenz-Landau, Dr. Oliver Stettes, Leiter des Kompetenzfeldes Arbeitsmarkt- und Personalökonomik, Johannes Vogel, FDP-Generalsekretär, und Andreas Schmincke, Vorstand der meteor Personaldienste und Mitglied im iGZ-Bundesvorstand, über die Arbeit der Zukunft.
Internet als Basistechnologie
Dr. Stettes machte deutlich, dass die Qualifizierungen im Bereich der IT in Zukunft ganz besonders gefragt sein werden: „Was wir sicher wissen, ist dass die Basistechnologie für die Industrie 4.0 das Internet und insbesondere das mobile Internet sein wird.“ Schmincke bestätigte diese Einschätzung und sprach die Frage der modularen Qualifizierung von Mitarbeitern der Zeitarbeit an – benannte dabei aber auch das Problem der Finanzierung dieser Maßnahmen: „Dafür brauchen wir einen Schulterschluss mit den Kundenunternehmen.“
Wissen nutzbar machen
Prof. Dr. Sell warb dafür, statt modularer Qualifizierungsmodelle eher in Dimensionen der Verbundausbildung, gegebenenfalls auch zusammen mit mehreren Kundenbetrieben, zu denken. Die Zeitarbeit habe sich bislang der bereits ausgebildeten Personen auf dem Arbeitsmarkt „bedient“ und müsse nun auch selbst für qualifizierte Mitarbeiter sorgen. Moderator Speker stellte fest, dass die Leistung der Zeitarbeit häufig auch darin bestehe, verschüttetes formales Wissen wieder freizulegen und nutzbar zu machen. Dazu kümmere sich die Branche in besonderer Weise um die Integration der Menschen. Diese Leistung dürfe man nicht geringschätzen.
Arbeit wird flexibler
Vogel wiederum forderte angesichts der Herausforderungen der Digitalisierung entsprechende Qualifizierungsanstrengungen aus der Wirtschaft insgesamt und der Zeitarbeit insbesondere. Er sehe jedoch in den bevorstehenden Änderungen eher Chancen als Risiken. Das Arbeitsleben werde sich insgesamt weiter flexibilisieren. Dazu gehören auch Effekte, wie das sogenannte „Crowdworking“.