Zeitarbeitslicht am Ende des Coronatunnels
Was sich mit den jüngsten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit – ein Plus von 22.300 Zeitarbeitnehmern am Arbeitsmarkt - bereits abzeichnete, bestätigt nun die neue PwC-Studie zur Zeitarbeitsbranche: Bereits in diesem Jahr erwarten die Zeitarbeitsunternehmen den Aufschwung mit einer wirtschaftlichen Wachstumsrate von durchschnittlich rund elf Prozent auch über die Zeitarbeitsbranche hinaus. Zu diesem Kernergebnis kommt die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland in ihrer aktuellen Studie „Zeitarbeitsbranche aktuell 2021“.
Zwischen 19. April und 4. Mai befragte PwC die Geschäftsführer von 300 deutschen Zeitarbeitsunternehmen. Die Rücklaufquote war mit 30 Prozent sehr solide und ist statistisch signifikant. Während der COVID-19-Pandemie vermittelten Zeitarbeitsunternehmen demnach laut PwC-Pressemitteilung 15,5 Prozent weniger Zeitarbeitnehmer als 2020. Seit 2018 habe sich das Marktvolumen somit um rund 25 Prozent reduziert. Als Hauptgrund für den aktuellen Nachfrageeinbruch nennen, so PwC fast alle der befragten Unternehmen (94 Prozent) die COVID-19-Pandemie und ihre Folgen.
Erholung der Branche
Die überwiegende Mehrheit (69 Prozent) rechne spätestens 2022 mit einer Erholung der Branche. Für 2021 erwarten die Unternehmen ein Wachstum von durchschnittlich 11,6 Prozent, für 2022 sogar von 18,6 Prozent. „Die Zeitarbeit hat sich in Deutschland als systemrelevanter Sektor nachhaltig etabliert. Die Zuversicht für neuerliches Wachstum ist groß, hängt aber stark davon ab, auf welche Branchen sich die Zeitarbeitsunternehmen fokussieren“, erläutert dazu Dr. Ralph Niederdrenk, Partner in der PwC Deals Strategy Group bei PwC Deutschland, das Zahlenwerk.
Grundsätzlicher Optimismus
Ausschlaggebend für den grundsätzlichen Optimismus sei für 48 Prozent der Befragten der konjunkturelle Aufschwung durch die Eindämmung von COVID-19. Aber auch die Flexibilisierung der Personalkosten (28 Prozent), die bessere Verfügbarkeit von Fachkräften und die höhere Akzeptanz von Zeitarbeit (je 18 Prozent) treiben den Befragten zufolge das Wachstum an. Im Bereich Gastronomie habe 2020 die Mehrheit der befragten Zeitarbeitsunternehmen (69 Prozent) eine geringere Nachfrage nach Arbeitskräften verzeichnet. Auch Hotellerie (59 Prozent), Tourismus (53 Prozent) und die Automobilindustrie (53 Prozent) fragten, so PwC, 2020 deutlich weniger Zeitarbeitskräfte nach. Ausnahmen seien hingegen die Pflege und die Vermittlung von Ärzten gewesen.
Automobilindustrie im Wandel
Die Nachfrage der Automobilindustrie sei bereits seit 2019 rückläufig. Wegen der Umstellung auf alternative Hybrid- bzw. Elektroantriebe produzieren die Unternehmen weltweit deutlich weniger Fahrzeuge. In der Folge benötigt die Branche weniger Zeitarbeitnehmer. „Der Transformationsprozess der Automobilbranche wird sicherlich noch fünf bis zehn Jahre andauern. Deshalb bemühen sich die Zeitarbeitsunternehmen derzeit stark darum, weniger abhängig von dieser Branche zu werden“, erklärt Isabella Calderon Hoyos, Senior Managerin und Zeitarbeitsexpertin bei PwC Deutschland, die Hintergründe.
Stärkere Digitalisierung
Um ihre Wettbewerbsfähigkeit auch in wirtschaftlichen Schwächephasen zu sichern, investieren laut Pressemitteilung mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der Befragten noch stärker in die Digitalisierung. Dennoch wollen 83 Prozent an physischen Standorten festhalten. Ebenfalls 68 Prozent der Befragten planen, sich spätestens ab 2022 stärker auf Nischen zu spezialisieren bzw. ihre Kostenstrukturen noch flexibler zu gestalten (61 Prozent). „Effizienzvorteile durch Digitalisierung, Prozessautomatisierung und flexiblere Kostenstrukturen bleiben das Gebot der Stunde“, betont Dr. Ralph Niederdrenk von PwC Deutschland. (WLI)