"Zeitarbeitsdiskussion mit Niveau führen"

Gemeinsam mit dem Moderator Gerhard Hohmann, SWR-Wirtschaftsredaktion, Dr. Oliver Stettes, Leiter Kompetenzfeld Arbeitsmarkt- und Personalökonomik am Institut der deutschen Wirtschaft Köln, Peer-Michael Dick, Hauptgeschäftsführer Südwestmetall, sowie Gerhard Wick, Tarifsekretär der IG Metall-Bezirksleitung Baden-Württemberg, debattierte er über „Branchenzuschläge: Umsetzung – Folgen – Ausblick“.

Demographische Entwicklung

Mit seiner Forderung reagierte Zeller auf die frühzeitigen Vorwürfe der Gewerkschaften im Vorfeld der Einführung der Branchenzuschläge, die Zeitarbeit betreibe Umgehungsmissbrauch. Es könne nicht sein, dass Zeitarbeitsunternehmen ständig über einen Kamm geschoren werden. Die Vielfältigkeit der Problematiken auch in der Zeitarbeit offenbarte Oliver Stettes: Die demographische Entwicklung äußere sich in der verstärkten Suche nach Fachkräften über die Zeitarbeit, die gesamtwirtschaftliche Entwicklungen frühzeitig aufzeige. Deshalb sei die Branche auch besonders von der Demographie betroffen und leide stark unter dem Mangel an qualifiziertem Personal.

Personalführung aus der Ferne

Auch in der Personalentwicklung habe Zeitarbeit mit der Besonderheit zu kämpfen, dass die Zeitarbeitnehmer gar nicht vor Ort in ihrem arbeitgebenden Unternehmen tätig seien und Personalführung aus der Distanz betreiben müssten. Tarifsekretär Wick bekräftigte die Gewerkschaftsposition, Zeitarbeit werde abgelehnt. Trotzdem sei man bereit, Tarifverträge zu verhandeln und die Zeitarbeit damit zu regeln. „Durch den zunehmenden Fachkräftemangel wird es wieder ein Arbeitnehmermarkt“, stellte er fest. Mit der Aussage "Zeitarbeit sei Zwangsarbeit" ignorierte er Zellers Appell, eine niveauvolle Diskussion zu führen. Mit dieser Argumentationslinie stellte sich Wick ins Abseits – auch seine Mitdiskutanten wollten dieser Meinung nicht folgen: Es werde niemand gezwungen, in dieser Branche zu arbeiten.

Arbeitnehmermarkt

Dick bestätigte, dass sich der Trend Richtung Arbeitnehmermarkt noch verstärken werde. Die Kundenunternehmen müssten den Weg über interne sowie externe Flexibilisierung und Teilzeitarbeit gehen. „Solange wir dieses Kündigungsschutzrecht haben, brauchen wir die externe Flexibilität“, betonte er die Notwendigkeit der Zeitarbeit. Armin Zeller unterstrich, seine Branche stelle dieses Flexibilisierungsinstrument zur Verfügung: „Unsere Mitarbeiter sind Spezialisten“, erläuterte Zeller den Qualifizierungsgrad der Branche – 70 Prozent haben mindestens eine Berufsausbildung in der Tasche. Abschließend ging der iGZ-Landesbeauftragte nichts desto trotz auf den Gewerkschaftsvertreter zu und erklärte in seine Richtung: „Wenn es darum geht die schwarzen Schafe zu bekämpfen, haben sie mich auf ihrer Seite.“ (WLI)