Zeitarbeitsbranche noch nicht auf Vorkrisenniveau
Die Bundesagentur für Arbeit hat den halbjährlich erscheinenden Bericht sowie die dazugehörigen Tabellen zu den Entwicklungen in der Zeitarbeit veröffentlicht. Damit sind erstmals Zahlen mit Stichtag 31.12.2022 und für das gesamte Jahr 2022 für den Wirtschaftszweig sowie die Beschäftigtengruppe verfügbar.
Die Zeitarbeit wächst weiter langsam, ist aber ein Segen für die Sozialkassen. Denn in der Zeitarbeit gibt es anteilig mehr sozialpflichtig Beschäftigte als in der Gesamtwirtschaft. Und wieder mal erweist sich die Branche als Integrationsmotor und mit Lösungsmöglichkeiten in Krisen. In der Zeitarbeit ist der Anteil der ukrainischen Flüchtlinge besonders hoch. Die Details:
Zeitarbeit wächst nur langsam
Im Jahresdurchschnitt 2022 gab es rund 784.000 sozialversicherungspflichtige Zeitarbeitnehmerinnen und -nehmern. Ihr Anteil an der Gesamtbeschäftigung lag bei rund 2,3 Prozent. Das Vorkrisenniveau wurde damit jedoch noch nicht wieder erreicht. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stieg ihre Zahl um 13.000 beziehungsweise plus 1,6 Prozent. Dennoch fällt dieser Anstieg eher schwach aus, denn ab Beginn des Jahres 2022 belasteten der russische Angriffskrieg in der Ukraine, die Lieferengpässe sowie Preiserhöhungen und die unsichere Gasversorgung die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland erneut. Dadurch verlor der Beschäftigungszuwachs bei den Zeitarbeitskräften im Jahresverlauf so stark an Dynamik, dass der Jahresdurchschnitt 2022 den entsprechenden Vorjahreswert nur schwach überstieg.
Positiv hervorzuheben ist, dass die Zeitarbeitsbranche weiterhin stark in der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung aufgestellt ist. Mit einem Anteil von 95 Prozent ist es mit Abstand die dominierende Beschäftigungsform in der Zeitarbeit, während es in der Gesamtwirtschaft nur 89 Prozent waren.
Integrationserfolge wachsen
Knapp acht von zehn Arbeitslosen, die 2022 aus Arbeitslosigkeit eine Beschäftigung in der Zeitarbeit aufgenommen haben, sind nach zwölf Monaten sozialversicherungspflichtig beschäftigt, teilweise auch in anderen Branchen. 2020 lag dieser Wert noch bei 70 Prozent. Gleichzeitig ist die Zahl der ukrainischen Zeitarbeitnehmer deutlich gestiegen: Im Jahresdurchschnitt 2022 waren 5.000 Ukrainerinnen und Ukrainer als Zeitarbeitnehmer beschäftigt, 3.000 mehr als im Vorjahr.
Zahl der Mischbetriebe rückläufig
Im Dezember 2022 gab es in Deutschland 47.000 Überlassungsbetriebe. Im Vergleich zum Vorjahr ist ihre Anzahl um 500 (minus ein Prozent) gesunken. Der Rückgang ist dabei überwiegend auf die Entwicklung bei den Mischbetrieben zurückzuführen. Ihr wirtschaftlicher Schwerpunkt liegt in einer anderen Branche.
Langfristiger Trend hin zu tertiärem Sektor
Längerfristig zeigt sich eine Änderung in der Struktur der Einsatzbereiche der Zeitarbeitnehmer, die auch aus dem Wandel zum tertiären Sektor resultieren dürfte. Die Anteile der beiden wichtigsten Berufssektoren – sonstige wirtschaftliche Dienstleistungsberufen sowie Produktionsberufe – liegen mit einem Anteil von 36 beziehungsweise 37 Prozent fast gleichauf. Zudem ist die Zahl der Zeitarbeitskräfte in den IT- und naturwissenschaftlichen Dienstleistungsberufen um sechs Prozent gestiegen.