Zeitarbeit vor neuen Herausforderungen

Vorab informierte der stellvertretende iGZ-Bundesvorsitzende Holger Piening die rund 20 Mitglieder über Aktuelles aus dem Verband und die jüngsten Entwicklungen in der Tarifpolitik. Auf Einladung von Piening sprach Schneider, der zurzeit auch als SPD-Vertreter um einen Sitz im deutschen Bundestag kämpft, nicht nur über die Zeitarbeits-Positionen der Gewerkschaft, sondern präsentierte ebenfalls seine Bundestagswahlkampf-Marschrichtung für Ostwestfalen-Lippe. Der SPD-Kandidat betonte, sein Verbleib im DGB im Fall seiner Wahl sei wichtig für die politische Durchsetzungsfähigkeit der Gewerkschaftsinteressen in Berlin, "denn der gewerkschaftliche Einfluss kann auch in der SPD noch gestärkt werden".

Kein Zeitarbeitsgegner

Es wäre "unsinnig, ein Gegner der Zeitarbeit zu sein", positionierte sich Schneider anschließend - vertrat aber klar die Position der Gewerkschaften. Er forderte eine neue Diskussion über Regulierungen für die Branche, mahnte Einkommensdifferenzen von bis zu 40 Prozent zwischen Zeitarbeitnehmern und Stammpersonal ab und regte an, eine Befristung von Arbeitsverhältnissen müsse immer die Ausnahme bleiben. Holger Piening unterstrich, gerade die Deregulierung der Zeitarbeitsbranche habe doch zur Integration zahlreicher Arbeitsloser in den Arbeitsmarkt und damit zu einem massiven Rückgang der Arbeitslosigkeit geführt - eine Veränderung gerade zum jetzigen Zeitpunkt sei ein echter Widerspruch zur wirtschaftlichen Situation in Deutschland.

Neues Qualitätsniveau

Zweifelsohne - die Qualität der Debatte hat ein neues Niveau erreicht: "Die Bemühungen, die Zeitarbeit aus der Schmuddelecke zu holen, haben wir immer unterstützt. Wir sollten nun im Interesse aller Beteiligten versuchen, zur Regulierung etwas gemeinsam mit einer akzeptablen Lösung für beide Seiten zustande zu bringen", signalisierte der Gewerkschafts-Chef Bereitschaft zur Zusammenarbeit. RA Werner Stolz, iGZ-Hauptgeschäftsführer, betonte, die Devise laute "Probleme gemeinsam anschauen, Probleme gemeinsam lösen". Zudem schilderte er den status quo für die Zeitarbeit am Beispiel von betriebsbedingten Kündigungen, dessen Hürden bei einem Zeitarbeitsunternehmen nach der Rechtsprechung sehr streng seien, so Stolz. Zusammen mit dem DGB plädiere der iGZ ebenfalls für einen Tarif-Mindestlohn.

"Beste Tarife in der Zeitarbeit"

Schneider stellte in diesem Zusammenhang anerkennend fest , "der iGZ hat die besten Tarife in der Zeitarbeit". Beim Thema "Hire & Fire" in der Zeitarbeit indes drifteten die Meinungen auseinander - die rund 20 Unternehmensvertreter zweifelten das Zahlenwerk, auf das sich Schneider stützte, an. Holger Piening erläuterte, Guntram Schneider habe wohl falsche Vorstellungen von der Zeitarbeitsbranche: "Als mittelständische Familienunternehmen sind wir überwiegend an einer dauerhaften Beschäftigung und Bindung unserer Beschäftigten interessiert. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind seit Jahren, teilweise sogar Jahrzehnten, bei uns beschäftigt - da gibt es kein leichtfertiges hire and fire. Die qualifizierten Zeitarbeitskräfte sind unser Kapital!"

Bauhauptgewerbe

Zu guter Letzt wurde das Verbot der Zeitarbeit im Bauhauptgewerbe thematisiert. "Sie finden bei mir ein offenes Ohr für die Zeitarbeit im Bauhauptgewerbe, wenn dadurch das Konstrukt der Subunternehmen verschwindet", zeigte sich Schneider auch hier gesprächsbereit.