"Zeitarbeit unverzichtbar"
Gemeinsam mit RA Dirk Pollert, stellvertretender Hauptgeschäftsführer bayme vbm und vbw, und Ariane Durian, iGZ-Bundesvorsitzende, diskutierte er beim iGZ-Landeskongress Süd in Ulm vor 250 Zuhörern über den status quo und Entwicklungen in der Zeitarbeitsbranche. Die Moderation übernahm Wirtschaftsjournalist Gerhard Hohmann.
Ständiger Wettbewerb
Als kritischen Punkt in der Zeitarbeit sah Stang allerdings „die fehlende Bereitschaft der Kundenunternehmen, mehr bezahlen zu wollen“. Pollert erläuterte dazu, die Industrie sei international aufgestellt und stehe damit auch im ständigen Wettbewerb und unter enormem Druck. „Die Personalkosten spielen dabei natürlich auch eine große Rolle. Weitere Begrenzungen oder Kostensteigerungen in der Zeitarbeitsbranche würden dazu führen, dass die Kunden das Produkt Zeitarbeit nicht mehr nutzen“, warnte er vor weiteren gesetzlichen Regulierungen.
Andere Wertschätzung
Zum weiten Feld der Tarifverhandlungen äußerte Ariane Durian, sie seien für beide Seiten nicht einfach. „Die gemeinsame Arbeit der Tarifpartner in den letzten Jahren war sehr gut. Die Branche hat sich mittlerweile deutlich verändert und genießt bei den Gewerkschaften, aber auch bei den Kundenunternehmen eine ganz andere Wertschätzung.“ Es wäre wichtig, so Durian, in Zukunft wieder die Personalabteilungen als Gesprächspartner zu haben und nicht den Einkauf. Menschen seien keine Gegenstände.
Gravierender Fachkräftemangel
Stang rückte die Zufriedenheit des Personals in den Fokus. Wenn die Bedingungen stimmen, bedeute das auch ein besseres Image in der Gesellschaft. „Viele Zeitarbeitnehmer verdienen sehr gut. Sie gehören nicht zu jenen, die unterbezahlt sind und nicht von ihrem Gehalt leben können, im Gegenteil“, konterte Durian und nannte Gründe: „Wir haben einen gravierenden Fachkräftemangel. Die Mitarbeiter sind freiwillig bei uns, denn sie können sich ihre Arbeitgeber wegen der Situation am Arbeitsmarkt aussuchen.“
Rekrutierung
Laut iGZ-Mittelstandsbarometer blicke die Branche inzwischen auf Übernahmequoten von 30 bis 40 Prozent. „Die Kunden rekrutieren auch wegen des Fachkräftemangels ihre Mitarbeiter großteils über die Zeitarbeitsbranche“, erinnerte sie an die Statistik. Es wäre schlecht, wenn jetzt noch weiter reguliert würde, „und es gibt auch keinen Grund, dass die Politik jetzt noch eingreift.“
Andere Herausforderungen
Pollert betonte in diesem Zusammenhang, die Situation sei zurzeit austariert. Die gemeinsame Arbeit zwischen Zeitarbeitsunternehmen und Kundenfirmen habe sich eingespielt. „Wir haben aktuell ganz andere Herausforderungen, denn wir stehen vor der Digitalisierung der Industrie“, nannte Pollert die derzeitige Zielsetzung der Industrie. Mit Verweis auf die Tarifverträge und Zuschlagsvereinbarungen unterstrich er: „Wir sind an einem Punkt, an dem es attraktiv ist, als Zeitarbeitnehmer in der Metallindustrie eingesetzt zu werden.“ Er warne vor weiteren Regulierungen durch den Gesetzgeber. Pollert: "Andere Länder haben uns beneidet, wie wir durch die Wirtschaftskrise gekommen sind. Das ging nur mit Hilfe der Branche, und deshalb stehe ich hier als Gralshüter der Zeitarbeit."
Nicht auf Augenhöhe
Stang reagierte, bei den Tarifverhandlungen mit der Zeitarbeitsbranche seien die Gewerkschaften nicht auf Augenhöhe, und deshalb müsse die Abweichung von Equal Pay eben gesetzlich definiert sein. „Als Flexibilisierungsinstrument ist Zeitarbeit weiterhin unverzichtbar. Es wäre schade, wenn das durch weitere Regulierungen verloren ginge“, beharrte Pollert. Die iGZ-Bundesvorsitzende unterstrich ergänzend, die Branche habe sich zudem deutlich weiterentwickelt. „Die Zeitarbeit bietet heute deutlich mehr Dienstleistungen an und tritt auch als Problemlöser auf.“ (WLI)