Zeitarbeit "normal" auf dem Arbeitsmarkt

„Vieles, was als atypisch definiert wird, gehört heute längst zur Normalität des Arbeitsmarktes“, stellte jetzt Ulrich Walwei, Vizedirektor am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), in einem Gastbeitrag in der Frankfurter Rundschau fest.

Zeitarbeit etwa sei längst gleichbedeutend mit einem „normalen“ Einstieg oder Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt, erteilt er in der FR der altbackenen Definitionen eine Absage. Über Zeitarbeit könnten Beschäftigte ihre Kompetenzen und Fähigkeiten unter Beweis stellen.

Ungelernte Hilfskräfte

Häufig fehle es allerdings an Bildung und Ausbildung, verwies er auf den mit über einem Drittel sehr hohen Anteil an ungelernten Hilfskräften in der Zeitarbeitsbranche. Dies stehe dem Brückeneffekt entgegen. Walwei: „Eine noch stärkere Förderung von Aufwärtsmobilität, insbesondere durch berufsbegleitende und abschlussorientierte Formen der Weiterbildung, könnte hier segensreiche Abhilfe schaffen.“

Statischer Begriff

Hauptkritikpunkt am Begriff „Normalarbeitsverhältnis“ sei dessen Statik: „Er beschreibt nichts anderes als eine Momentaufnahme. Übersehen wird dabei, dass sich ein als normal geltendes Arbeitsverhältnis über die Zeit ändern kann“, merkt der IAB-Vizedirektor an. Das typische Normalarbeitsverhältnis gebe es in seiner Form aus dem vergangenen Jahrhundert nicht mehr.

Gestaltungsspielraum

Teilzeitbeschäftigung diene beispielsweise dazu, Menschen in bestimmten Lebensphasen mehr Gestaltungsspielraum zu geben. Zudem werden laut Walwei neue Technologien dafür sorgen, dass Arbeits- und Freizeit noch mehr verschwimmen.

Dynamisierung

Das statische Konzept der Normalarbeit gelte in diesem dynamisierenden Prozess nicht mehr. Der klassische Unterschied von „normal“ und „atypisch“ sei, so der Vizedirektor, nicht zielführend, „um Probleme auf dem ausdifferenzierten Arbeitsmarkt zu erkennen und zu lösen“. (WLI)