Zeitarbeit nimmt alle Hürden
„Aber“, betonte er, „dieses Motto soll keine Einladung an die Politik sein, die Branche immer weiter zu regulieren!“ Die Zeitarbeit habe viel Erfahrung damit, Menschen in Arbeit zu integrieren. Das könne auf bei der Integration der Flüchtlinge helfen. Dafür dürfe die Branche aber nicht immer weiter gesetzlich eingeschränkt werden.
Arbeitserlaubnis von Flüchtlingen
Unter welchen Voraussetzungen Flüchtlinge in der Zeitarbeit tätig werden dürfen, erläuterte iGZ-Verbandsjuristin RAin Judith Schröder. Seit Inkrafttreten des neuen Asylgesetzespaketes sei eine Beschäftigung nach frühestens drei und spätestens 15 Monaten gestattet. Schröder ging besonders ausführlich darauf ein, woran Personaldisponenten ganz konkret erkennen können, ob eine Arbeitserlaubnis vorliegt oder nicht. „Seit einigen Jahren werden Aufenthaltstitel im Scheckkartenformat ausgestellt“, wusste Schröder und zeigte anhand von Beispielen, welche Informationen dem Aufenthaltstitel entnommen werden können.
„An der Realität vorbei“
„Der Staat will gerade alles fürsorglich regeln“, griff auch Ole von Beust, ehemaliger Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, das Thema Flüchtlinge in seinem Grußwort auf. Dabei komme es oft so rüber, als würden die Mitarbeiter der Zeitarbeitsbranche gezwungen, dort zu arbeiten. „Dabei tun sie das doch bewusst, weil sie die Flexibilität wollen, neue Herausforderungen, andere Sichtweisen kennenlernen“, stellte von Beust klar. Die Politik eifere aber noch immer der Vorstellung von Arbeit von vor 30 Jahren hinterher. Das gehe an der Realität vorbei. (zum separaten Artikel über das Grußwort von Ole von Beust)
Beschäftigungsrekord
Gute Nachrichten präsentierte Sönke Fock: Hamburg verzeichnete im Jahr 2015 einen Beschäftigungsrekord. „Dabei haben wir Zuwächse in allen relevanten Branchen“, freute sich der Vorsitzende der Geschäftsführung der Bundesagentur für Arbeit. Die Chance für Arbeitsuchende, eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu finden, sei momentan also sehr gut. „Allerdings haben wir häufig das Problem unrealistisch hoher Gehaltsvorstellungen“, nannte er ein Hemmnis.
Flüchtlingsintegration
Derzeit kämen täglich eintausend Flüchtlinge am Hamburger Hauptbahnhof an. Um diese Menschen schneller in den Arbeitsmarkt zu integrieren, gebe es in Hamburg das Projekt „Work and Integration for Refugees“. Damit solle erfasst werden, wo die Flüchtlinge herkommen, wie ihre aktuelle Lebenssituation aussieht und welche beruflichen Kompetenzen sie mitbringen. Im nächsten Schritt gehe es dann um die Vermittlung der Flüchtlinge in Praktika und berufliche Einsatzfelder, so Fock.
Drohende AÜG-Regulierung
Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles plant, die Höchstüberlassungsdauer in der Zeitarbeit auf 18 Monate zu begrenzen und ein gesetzliches Equal Pay einzuführen. Trotz anderer Ankündigungen lag noch kein konkreter Gesetzesentwurf vor. „Wir haben unzählige Gespräche mit politischen Vertretern und den Gewerkschaftern geführt“, berichtete Werner Stolz, iGZ-Hauptgeschäftsführer. Die meisten Arbeitnehmervertretungen teilten die Ansicht, dass tarifliche Regelungen vor Gesetzen Vorrang haben müssen. „Mit dieser gemeinsamen Botschaft konnten wir uns beim Gesetzgeber noch besser Gehör verschaffen“, erklärte Stolz.
Podiumsdiskussion
Welche Folgen die AÜG-Reform für die Zeitarbeit hätte, diskutierten im Anschluss an Stolz‘ Vortrag Oliver Franke, Geschäftsführer Franke + Pahl, Karsten Tacke, stellvertretender Hauptgeschäftsführer Gesamtmetall, und Hermann-Josef Arentz, ehemaliger CDA-Bundesvorsitzender, unter der Moderation von Redakteur Jan Malte Andresen. (zum separaten Artikel über die Podiumsdiskussion)
Rekrutierungstipps
Wie funktioniert erfolgreiche Mitarbeiterrekrutierung? „Bleiben Sie authentisch“, gab Prof. Dr. Daniela Eisele, Hamburg School of Business Administration, den Kongressteilnehmern mit auf den Weg. Die gewünschte Außenwirkung eines Unternehmens müsse sich auch in den Werten innerhalb der Firma gelebt werden. „Wer ein hochpreisiges Premiumprodukt anbietet, der sollte auch hochpreisig bezahlen. Ansonsten schüren Sie Unzufriedenheit bei den Mitarbeitern.“
Motivationsfaktoren
Welche Faktoren darüber hinaus die Leistungsfähigkeit von Mitarbeitern bestimmen, erklärte Volker Herwig, Pawlik Consultants GmbH. „Motivation multipliziert mit Kompetenz multipliziert mit den Rahmenbedingungen“, stellte er die Faustformel für Leistung vor. Und obwohl Arbeitgeber die Rahmenbedingungen eigentlich am leichtesten beeinflussen können, würden diese häufig in Vergessenheit geraten. Wichtig seien dabei nicht Massagesessel, sondern dass die Mitarbeiter gut ausgestattet seien, um die täglichen Prozessen gut umsetzen zu können. (ML)