Von der Zeitarbeit lernen. Stellen Sie mehr Quereinsteiger (m/w/d) ein!
Dieser Gastbeitrag ist verfasst von Timm Eifler, dem iGZ-Landesbeauftragten für Hamburg, und erschien zuerst hier auf Linkedin.
Die Zeitarbeitsbranche ist arbeitsmarktpolitisch ein Vorreiter in vielerlei Hinsicht. Was uns aber besonders von anderen Branchen unterscheidet, ist unsere Bereitschaft, überdurchschnittlich viele Quereinsteiger einzustellen.
Das hat verschiedene Gründe. Zunächst können sich die meisten Zeitarbeitsunternehmen aufgrund des überdurchschnittlich hohen Personalbedarfs gar nicht erlauben, nicht auch Profile zu prüfen, die etwas außerhalb des eigentlichen Gesuchten liegen. Zum anderen sind wir spezialisiert darauf, eine Stellenanforderung mit den vorliegenden Qualifikationen einer Bewerbung abzugleichen. Wo es sich Personalabteilungen in Unternehmen vielleicht leisten, sehr lange auf das „Perfect Match“ zu warten, wird in der Zeitarbeit eher nach Alternativen geschaut.
Neben den reinen beruflichen Anforderungen steht für uns im Mittelpunkt, welche persönlichen Eigenschaften für eine bestimmte Position wichtig sind. Wenn diese vorhanden sind, kann unter Umständen auch eine fehlende oder geringere fachliche Qualifikation ausgeglichen werden.
Faktor Qualifikation
So entstehen neue Perspektiven und Möglichkeiten und höhere Einstellungsquoten werden überhaupt erst möglich. Trotzdem sind wir darauf bedacht, nicht den sprichwörtlichen Bock zum Gärtner zu machen. Wenn Qualifikationen für einen Einsatz unabdingbar sind, ist es immer das Ziel, ein entsprechendes Profil zu identifizieren.
Doch oft macht man es sich schon bei der Stellenausschreibung zu einfach. Denn die Wahrscheinlichkeit, Talente zu finden, die auf eine Anforderung passen, wird mit zunehmender Länge der Jobbeschreibung nicht höher. Trotzdem versuchen immer noch Stellenausschreibende, sich mit komplett überzogenen Anforderungen intern weniger angreifbar zu machen und suchen ewig nach der Nadel im Heuhaufen.
Ein in Zeiten des Fachkräftemangel nicht sehr nachhaltiges Verhalten. Das hat zuletzt auch Henrik Zaborowski immer wieder treffend beschrieben.
Ausbildung mit Fokus Zeitarbeit
Die Besetzung in den internen Teams der Zeitarbeitsunternehmen verhält sich ähnlich, das hat aber andere Gründe. So gab es jahrzehntelang keinen Ausbildungsweg für eine Tätigkeit in der Zeitarbeitsbranche. Der Quereinstieg war systemimmanent.
Auch wenn sich das seit Jahren gebessert hat uns es neben der Berufsausbildung zum Personaldienstleistungskaufmann/frau sogar ein BWL Studium mit Zuschnitt auf unsere Branche gibt. Der überwiegende Teil der internen Teams in der Zeitarbeit besteht aus Menschen, die auf dem ein- oder anderen Weg oft auch zufällig, in unsere Branche gefunden haben. Immer wieder gehen zudem ehemalige Zeitarbeitnehmer/innen den Schritt in die interne Verwaltung.
Gerade im technischen oder dem medizinischen Bereich kann es für die Rekrutierung nämlich sehr hilfreich sein, wenn man die praktische Seite bestimmter Qualifikationen kennt. Aber auch aus unterschiedlichen kaufmännischen Berufen oder verschiedenen Studiengängen kommen unsere Disponenten oder Consultants.
Erfolg durch Heterogenität
Das hat den entscheidenden Vorteil, dass so heterogen zusammengesetzte Teams in der Summe ein hohes Maß an Fachwissen aus verschiedenen Bereichen haben. Dieses Wissen ist die Basis für eine erfolgreiche Suche nach Talenten am Arbeitsmarkt. Nur wer offen für jede Herkunft oder berufliche Qualifikation ist und das auch glaubhaft durch seine tägliche Arbeit belegt, kann erfolgreich rekrutieren und langfristig am Markt bestehen.
Unabhängig von der beruflichen Herkunft verbindet unsere Kolleginnen und Kollegen in den internen Teams der Zeitarbeitsbranche die Liebe an der Kommunikation und der Arbeit mit den Menschen sowie eine hohe Eigenmotivation.
Denn wir sind täglich für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter da und wollen ihnen berufliche Perspektiven ermöglichen sowie ein kompetenter Begleiter im Berufsleben sein. Wer das verstanden hat und umsetzen will, ist bei uns jederzeit willkommen, ganz gleich, welchen beruflichen Background er hat. Die fachlichen Inhalte kann man lernen, dieses Verständnis einer Dienstleistungsmentalität und eine gesunde Eigenmotivation nicht unbedingt.
Fokus Persönlichkeit
Vielleicht sollte als Antwort auf den Fachkräftemangel generell versucht werden, wieder stärker danach zu fragen, welche persönlichen Eigenschaften und fachlichen Grundvoraussetzungen Talente haben müssen.
Quereinsteiger muss man Ausbilden und Anlernen, aber meiner Meinung nach macht sich dieser Aufwand mittelfristig bezahlt.
Denn jedes Talent, welches heute keine Chance erhält und nicht eingestellt und aufgebaut wird, fehlt in ein paar Jahren vielleicht für das eigene Unternehmen.