Zeitarbeit eine Chance zur Integration

Die „Migration als Chance der Zeitarbeit“ stand im Fokus des 15. Branchenforums Personaldienstleistung in der Handelskammer in Hamburg. Die Erwartungen an die Zeitarbeit erwiesen sich in diesem Zusammenhang als hoch: Die Branche habe in der Vergangenheit erfolgreich unter Beweis gestellt, dass sie Menschen mit Migrationshintergrund in Arbeit vermitteln könne.

Immerhin seien 25 Prozent aller Zeitarbeitnehmer ausländischer Herkunft. In der Gesamtwirtschaft liege dieser Anteil bei gerade einmal zehn Prozent. Moderiert von Marcel Speker, iGZ-Leiter Kommunikation und Arbeitsmarktpolitik, diskutierten Experten über die mögliche Rolle der Zeitarbeit bei der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt.

Überwiegend männlich

Petra Lotzkat, Leiterin des Amtes für Arbeit und Integration der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration der Freien und Hansestadt Hamburg machte deutlich, dass die Klientel der Geflüchteten in Hamburg überwiegend männlich und unter 35 Jahre sei. Insgesamt seien im September 2016 20.652 Geflüchtete aus den acht Hauptherkunftsländern bei der Agentur für Arbeit oder den Jobcentern als erwerbsfähig gemeldet gewesen. Darüber hinaus waren 5.670 Arbeitnehmer sozialversicherungspflichtig beschäftigt.

Sprachbarriere

Sie wies aber auch auf das größte Hindernis bei der Integration hin, nämlich den fehlenden Sprachkompetenzen. Hier müssten Wege in niedrigschwellige Arbeit für geringqualifizierte Menschen geboten werden.

Förderangebote

Für Wiebke Rehr, Geschäftsführerin Operativ in der Agentur für Arbeit in Hamburg, stellte sich die Situation vor Ort ähnlich dar. Sie präsentierte das Förder- und Dienstleistungsangebot der Bundesagentur für Arbeit (BA) und machte deutlich, dass die Flüchtlingsintegration ausschließlich durch bestehende Fördermöglichkeiten begleitet wird. Die Schaffung neuer Förderangebote sei nicht vorgesehen.

Hamburger Modell

Die neuen Phasen-Modelle der BA, mit der die Zielgruppe U25 in Ausbildung und die Zielgruppe Ü25 in Qualifizierung gebracht werden soll, würden nun auf Hamburg heruntergebrochen. Mit dem Hamburger Modell gebe es hier bereits ähnliche Ansatzpunkte, die mit den Phasen-Modellen der BA-zentrale zusammengebrach werden sollen.

Integrationsarbeit

Die Chancen der Zeitarbeit, durch die erfolgreiche Integration von Flüchtlingen auch an ihrem Image zu arbeiten, stellte Ralf Becker, Landesbezirksleiter Nord bei der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) in den Vordergrund. Ingrid Hofmann, Geschäftsführende Gesellschafterin der I.K.Hofmann GmbH, erwiderte, wie aufwändig und kleinteilig die Integrationsarbeit mit den Flüchtlingen sei. Dennoch habe ihr Unternehmen in diesem Jahr knapp 200 Flüchtlinge beschäftigt. Für das kommende Jahr plane sie 500 Flüchtlinge anzustellen.

Branchenbeitrag leisten

Sie rief die versammelten Personaldienstleister auf, ebenfalls Anstrengungen im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu ergreifen, um einen Branchenbeitrag zur Integration der Flüchtlinge in Arbeit zu leisten. Insgesamt wurde jedoch deutlich, dass die Flüchtlingsintegration in Arbeit einen hohen Aufwand und viel Geduld und Zeit erfordert.

Größere Offenheit

„Wir brauchen einen Schulterschluss sowohl von Arbeitgebern der verschiedenen Branchen, als auch der unterstützenden Stellen – und hier letztlich auch eine größere Offenheit gegenüber der Zeitarbeitsbranche. Es ist schön, wenn die Politik der Zeitarbeit nun diese Rolle zuweist und die Fähigkeiten der Branche erkennt. Man hätte sich allerdings gewünscht, diese Erkenntnis wäre schon einige Wochen früher gereift, bevor man die Rahmenbedingungen für die Zeitarbeit weiter reguliert hat“, fasste Speker die Stimmung der Branche zusammen. Nun müsse man schauen, inwieweit die gewünschten Ausbildungs- und Qualifikationsanstrengungen unter den neuen Rahmenbedingungen noch zu leisten seien.

Kooperation

Das Branchenforum Personaldienstleistung findet jährlich an der Handelskammer in Hamburg in Kooperation mit dem Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) und dem Bundesarbeitgeberverband Personaldienstleistungen (BAP) statt. In diesem Jahr diskutierten rund 80 Unternehmer zum Thema Integration von Migranten mit.