Zeitarbeit ein Integrationsmotor
„Die Auswirkungen der Corona-Krise spiegeln sich auch in den Zahlen zur Zeitarbeit wider. Für Beschäftigte in der Zeitarbeit zeigten sich seit Frühjahr 2020 deutliche Einbußen. Gegen Ende des Jahres zeichnete sich allerdings eine positive Tendenz ab. Seit dem Frühjahr 2021 lag die Zahl der beschäftigten Zeitarbeitnehmer wieder – teils deutlich – über ihrem jeweiligen Vorjahreswert, das Vorkrisenniveau wurde dabei jedoch noch nicht wieder erreicht“, lautet das Fazit des Berichts „Blickpunkt Arbeitsmarkt – Entwicklungen in der Zeitarbeit“, den die Bundesagentur für Arbeit (BA) jetzt veröffentlichte.
Überdurchschnittlicher Anstieg
Demnach seien im Jahresdurchschnitt 2021 rund 816.000 Zeitarbeitnehmer sozialversicherungspflichtig oder ausschließlich geringfügig beschäftigt. Ihr Anteil an der Gesamtbeschäftigung liege bei 2,1 Prozent. Der Anteil der Zeitarbeitskräfte in Produktionsberufen (38 Prozent) und sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen wie etwa Lager- und Transportmitarbeiter liege mit 36 Prozent fast gleich auf. Das Statistische Bundesamt stellte zudem fest, dass es einen überdurchschnittlichen Anstieg beim Anteil an Zeitarbeitnehmerinnen in Produktionsberufen gegen habe. Er wuchs um 16 Prozent gegenüber 2020.
Integration Nichtbeschäftigter
Außerdem sei ein Erfolg bei der Integration von Nichtbeschäftigten in den Arbeitsmarkt zu verzeichnen: 80 Prozent der Arbeitslosen, die aus Arbeitslosigkeit eine Beschäftigung in der Zeitarbeit aufgenommen haben, seien nach zwölf Monaten sozialversicherungspflichtig beschäftigt – teilweise auch in anderen Branchen. Dieser Wert sei während der Corona-Pandemie entgegen anderen Trends gestiegen. Entsprechend entwickelte sich die Nachfrage nach Arbeitskräften: Nachdem die Stellenzugänge coronabedingt deutlich eingebrochen waren, habe der Kräftebedarf der Zeitarbeitsbranche im Lauf des Jahres 2021 zwar vorerst deutlich zugenommen. Im weiteren Verlauf sei er jedoch wieder abgeflacht.
Ausländische Staatsangehörigkeit
Zeitarbeit ist auch ein Integrationsmotor: Zwei Fünftel (41 Prozent) der Zeitarbeitnehmer hatten im Jahresdurchschnitt 2021 die ausländische Staatsangehörigkeit. Dieser Anteil sei in den letzten Jahren gestiegen und mehr als dreimal so hoch wie bei den Beschäftigten insgesamt (13 Prozent). Zeitarbeit biete laut BA somit für Ausländer eine gute Einstiegsmöglichkeit in den deutschen Arbeitsmarkt. Angestellt sind die Zeitarbeitskräfte in einem der rund 47.000 Zeitarbeitsunternehmen, davon rund 11.000 reinen Zeitarbeitsunternehmen und 36.000 Mischbetrieben (Stand Dezember 2021). Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl leicht gesunken. Dabei sei der Rückgang überwiegend auf die Entwicklung bei Mischbetrieben zurückzuführen. Fast 80 Prozent der Zeitarbeitnehmer waren zum Stichtag 31. Dezember 2021 allerdings in Zeitarbeitsbetrieben mit dem Schwerpunkt Arbeitnehmerüberlassung beschäftigt.
Statistischer Zwilling
Nach Intervention des iGZ und der Veröffentlichung eines RWI-Gutachtens weist die BA den unbereinigten Pay Gap (Verdienstunterschied im zu anderen Branchen) nun pauschal nicht mehr aus. Laut BA lag der bereinigte Pay Gap im Dezember 2021 bei 16 Prozent. Im RWI-Gutachten wurde anhand eines statistischen Zwillings ein Vergleich auf der Basis von Bruttomonatslöhnen durchgeführt und beide Vergleichsgruppen in arbeitsmarktrelevanten Charakteristika (bspw. Bildungs- und Anforderungsniveau) angepasst. Im Gutachten heißt es: „Werden jedoch die verschiedenen individuellen Merkmale berücksichtigt, verringert sich der Unterschied auf 2,6 Prozent für die gesamte Stichprobe und 4,5 Prozent für die Vollzeitbeschäftigten. Die Lohnlücke geht sogar noch weiter zurück - bzw. verschwindet fast komplett -, wenn Beschäftigte innerhalb und außerhalb der Zeitarbeit mit Hilfe der Methode des statistischen Zwillings verglichen werden.“ (WLI)
31.08.2021
RWI-Gutachten - Lohnlücke in der Zeitarbeit (Monatslöhne)
Der iGZ hat vom RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in einem Gutachten die Lohnlücke in der Zeitarbeit auf Basis von Monatslöhnen analysieren lassen.