Zeitarbeit: Ein bedeutender Faktor in der Arbeitswelt

„Zeitarbeit hat als Wirtschaftsfaktor Bestand“, betonte Christian Baumann, iGZ-Bundesvorsitzender, während seines Vortrags beim 11. Branchentreff Zeitarbeit der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) in Duisburg. Zeitarbeit sei eine Rekrutierungs- und Flexibilitätsmaschine. „Unsere Kernkompetenz muss die Personalgewinnung sein und bleiben“, so Baumann. Der Arbeitsmarkt sei nicht in der Lage hocheffizient zu rekrutieren, die Zeitarbeit hingegen schon. Daher müsse die Zeitarbeitsbranche ihren Fokus auch auf qualifizierte und nicht mehr nur auf geringqualifizierte Arbeitskräfte richten.

Erfolgreiche Prävention

Dem Thema Krankheit in der Zeitarbeitsbranche stand Baumann kritisch gegenüber. "Man kann Krankheitsfälle in der Zeitarbeit nicht mit Krankheitsfällen außerhalb der Zeitarbeit vergleichen." Der hohe Anteil von ungelernten Hilfskräften und wechselnden Arbeitsplätzen müsse individuell betrachtet werden. Er betonte insbesondere, dass gerade Zeitarbeitsunternehmen Prävention betreiben, um Arbeitsunfälle zu verhindern. Mit Erfolg, denn die Zahl der meldepflichtigen Arbeitsunfälle sinke seit Jahren. Außerdem sind Zeitarbeitnehmer mit 18,4 Tagen um 0,5 Tage weniger krank als Arbeitnehmer außerhalb der Zeitarbeit.  

Zukunft der Branche

Baumann warf auch einen Blick ins Jahr 2030: „Die Bedürfnisse der Arbeitnehmer werden sich ändern.“ Darauf müsse sich auch die Zeitarbeitsbranche einstellen. Zeitarbeitsunternehmen müssen maßgeschneiderte Lösungen für ihre Kunden schaffen. Außerdem war sich der Bundesvorsitzende sicher: „Arbeitnehmer werden sich für die Zeitarbeit entscheiden, weil es ihre erste Wahl ist, und nicht, weil es keine andere Lösung für sie gibt.“

Höchstüberlassungsdauer zurücknehmen

MdB Johannes Vogel (FDP) machte deutlich, dass sich die Politik mit der Frage beschäftigen müsse, welche wachsende Rolle Zeitarbeit in der Arbeitswelt spiele. Er persönlich sei „froh, dass es die Zeitarbeit in Deutschland gibt.“ Denn Zeitarbeit spiele eine große Rolle auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland. Auch die AÜG-Reform halte er für unnötig. „Ich bin dafür die Höchstüberlassungsdauer zurückzunehmen, denn sie passt nicht zur Zeitarbeit“, so der Politiker.

Gerechtigkeitslücke geschlossen

Während der Podiumsdiskussion beim 11. Branchentreff Zeitarbeit betonte Werner Stolz, iGZ-Hauptgeschäftsführer, dass bereits 98 Prozent der Branche tarifiert sei. Insbesondere sei die Gerechtigkeitslücke zwischen Zeitarbeitnehmern und Stammbeschäftigten durch die Branchenzuschläge geschlossen.

Regulierungen bremsen aus

Dem pflichtete auch Holger Heier, Geschäftsführer MWP Ärzte und Pflege GmbH, bei. Das iGZ-Mitglied empfinde die Höchstüberlassungsdauer als unnötig und fühle sich von der Politik im Stich gelassen. Er habe in seinem Unternehmen ein besonderes Modell eingeführt und müsse nun fürchten, dass die Politik sein Konzept durch weitere Regulierungen ausbremst. Zeitarbeitnehmer können bei Heier ihre Arbeitszeiten selbst bestimmen. Für dieses Modell wurde das iGZ-Mitgliedsunternehmen 2017 mit dem iGZ-Award geehrt.

Neuerungen beim VGB-Prämienverfahren

Der Leiter Präventionssteuerung der VBG, Carsten Schulz, erläuterte welche Neuerungen es 2018 beim Prämienverfahren der VBG gibt. Die Höchstgrenze wurde auf 50.000 Euro angehoben. Unternehmen können maximal eine Prämie pro Kalenderjahr erhalten. Außerdem müssen Unternehmen zwei Voraussetzungen erfüllen, um prämienberechtigt zu sein:

  1. Es dürfen keine offenen Forderungen der VBG an das Unternehmen bestehen.
  2. Das Unternehmen muss mindestens zwölf Monate Mitglied bei der VBG sein.

Prämienrelevant sind zum Beispiel Erstbegutachtung des „Arbeitsschutz mit System“ (AMS), als auch Software zur Durchführung von Arbeitsplatzbesichtigungen mithilfe von mobilen Endgeräten. (SB)