Zeitarbeit bleibt wichtigster Integrationsfaktor
Fünf Jahre ist es jetzt her, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel angesichts einer großen Flüchtlingswelle Richtung Deutschland mit dem Satz „Wir schaffen das!“ eine zuvor ungeahnte politische Debatte in Gang setzte – und nicht nur das: Die Zeitarbeitsbranche krempelte einmal mehr die Ärmel hoch und handelte: 35 Prozent der beschäftigten Geflüchteten fassten ab 2015 Fuß in der Zeitarbeitsbranche und konnten sowohl auf dem Arbeitsmarkt als auch in der Gesellschaft erfolgreich integriert werden. Die Integration Geflüchteter von 2015 bis heute nahm jetzt das Institut der Deutschen Wirtschaft Köln (IW) in seinem IW-Report 42/2020 unter die Lupe.
Die Beschäftigungsquote (sozialversicherungspflichtig) der Menschen aus den acht Hauptherkunftsländern der Asylbewerber stieg in den vergangenen fünf Jahren auf 28,9 Prozent im Mai 2020 – im Frühsommer 2015 hatte sie noch bei gut 18 Prozent gelegen. Der Anteil der Beschäftigten in der Arbeitnehmerüberlassung liege bei Arbeitnehmern aus den acht Asylherkunftsländern mit 15 Prozent doppelt so hoch wie bei den Ausländern insgesamt (7,1 Prozent), stellte das IW fest.
32,9 Prozent Beschäftigte
Das Statistische Amt der Bundesagentur für Arbeit (BA) veröffentlichte für Dezember 2019 eine Gesamtbeschäftigungsquote von 32,9 Prozent (36.000) aller sozialversicherungspflichtig beschäftigter Asylsuchender für die Zeitarbeitsbranche – damit ist die Zeitarbeit nach wie vor die wichtigste und meistgefragte Branche in Sachen Integration Asylsuchender. Am ehesten, bestätigt denn auch das IW, fanden die Geflüchteten über Zeitarbeit in den Arbeitsmarkt. Jeder Dritte von ihnen habe zunächst einen Job als Zeitarbeitnehmer.
Entwicklung stockte
Nichtsdestotrotz musste auch die Zeitarbeitsbranche den sich ändernden gesetzlichen und wirtschaftlichen Umständen Tribut zollen: „Die positive Entwicklung geriet allerdings während des Jahres 2019 ins Stocken“, analysierte das IW. Die wirtschaftliche Entwicklung im Zusammenhang mit der Schwäche der Weltkonjunktur sei deutlich abgeflacht. Seit März 2020 beeinflusse zudem die Corona-Pandemie die Entwicklung deutlich.
Arbeitslosigkeit
Die Arbeitslosigkeit von Menschen mit einer Staatsangehörigkeit der wichtigsten Asylherkunftsländer sei von 222.000 im März auf 281.000 im Juli 2020 gestiegen (+26,8 Prozent). Zwar liege dieser Anstieg, so das IW, bislang nur geringfügig über dem der Arbeitslosigkeit insgesamt (+24,6 Prozent). Kürzere Berufserfahrung, geringe bzw. mangelnde Sprachkenntnisse sowie fehlende formale Berufsabschlüsse dürften allerdings eine erneute Integration der Betroffenen in Beschäftigung in wirtschaftlich angespannten Zeiten erschweren.
Eingeschränkte Datenverfügbarkeit
Noch nicht gelungene Arbeitsmarktintegration zeige sich besonders deutlich in der Arbeitslosenquote. Sie werde hier aufgrund der eingeschränkten Datenverfügbarkeit auf Basis von Erwerbspersonen für sozialversicherungspflichtige und geringfügige Beschäftigung berechnet. Das habe zur Folge, dass ihr Niveau leicht überzeichnet sei, da ein Teil der Erwerbspersonen, beispielweise Selbständige, nicht in die Berechnung eingehen. (WLI)