Zeitarbeit baut Brücken

„Wir sehen die Zeitarbeitsunternehmen als eine Art ‚Kümmerer‘ für die Flüchtlinge“, erklärt Julia Rösmann, Teamleitung des Integration Points der Bundesagentur für Arbeit (BA) Ahlen – Münster, die Rolle der Zeitarbeit im geplanten Modellprojekt. Gemeinsam mit dem Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) möchte die BA die Eingliederungschancen von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt erhöhen.

Die Idee des Modellprojektes ist schnell erklärt: Der iGZ sucht Zeitarbeitsfirmen im Umkreis von Münster, die Flüchtlinge beschäftigen wollen. Dafür nutzt der Verband das gute Netzwerk zu seinen rund 3.300 Mitgliedsunternehmen. Rösmann erarbeitet derweil, welche Fördermöglichkeiten der BA in Frage kommen, damit die zunächst betreuungsintensive Beschäftigung der Flüchtlinge keine zu große finanzielle Belastung für die Unternehmen bedeutet.

Vorbehalte abbauen

Zeitarbeit bietet aus Rösmanns Sicht einen klaren Vorteil: „Es baut Vorbehalte bei Kundenunternehmen ab.“ Betriebe seien eher bereit, Flüchtlingen eine Chance zu geben, wenn sie diese nicht direkt in ihre Stammbelegschaft aufnehmen müssten. „Zeitarbeitsunternehmen können also Brücken zwischen Flüchtlingen und Unternehmen bauen“, beschreibt Rösmann. Darum sieht sie dieses Projekt als besonders erfolgversprechend an.

Kapazitäten für Vermittlung

In Münster kommen laut der Arbeitsmarktexpertin derzeit nur einzelne Flüchtlinge an. Aus zwei Gründen: Zum einen hat Münster im vergangenen Jahr bereits mehr Flüchtlinge aufgenommen, als laut Verteilerschlüssel nötig gewesen wäre. Zum anderen gebe es zwei Landesunterkünfte, die in den Verteilerschlüssel eingerechnet werden. „Dadurch haben wir jetzt mehr Kapazitäten, um die arbeitsuchenden Flüchtlinge zu vermitteln“, freut sie sich.

Förderbedürftigkeit

Grundsätzlich kämen alle Ausländer für das Projekt in Frage, deren Asylantrag noch nicht bearbeitet oder abgelehnt wurde. Das Problem sei, dass diese Arbeitsuchenden zumeist entweder über recht gute Sprachkenntnisse verfügen, dafür über wenig berufliche Qualifikation – oder andersherum. „Die anderen finden im Normalfall auch ohne unsere Hilfe eine Beschäftigung“, erklärt sie.

Weiterqualifizierung sichern

Ziel des Modellprojektes sei es in jedem Fall, dass neben der reinen Erwerbstätigkeit auch eine Weiterentwicklung der Qualifikationen stattfinden soll. Die Flüchtlinge sollen also parallel entweder Sprachkurse oder berufliche Förderkurse belegen. „Denn nur mit einer guten Ausbildung und Sprachkenntnissen zusammen haben die Flüchtlinge eine Chance, dauerhaft eine Beschäftigung zu finden, von der sie sich selbstständig versorgen können“, betont Rösmann. (ML)