Wissen der Zeitarbeitnehmerschaft nutzen
Darin heißt es unter anderem: Ob Handwerker oder Hilfskraft, in Fabrik- oder Bürojobs: Zeitarbeiter helfen in fast allen Branchen aus. Montagmorgen, 6 Uhr am Werkstor. Der Mitarbeiter des Zeitarbeitsunternehmens ist pünktlich – und wie immer vor einem neuen Einsatz etwas aufgeregt. Werden die Vorgesetzten und Kollegen ihn freundlich aufnehmen? Wird er leisten können, was von ihm erwartet wird? Wird er seine Aufgabe gut erklärt bekommen und bei Fragen nachhaken können? Wird ihm jemand zeigen, wo er die Pause verbringen und vielleicht einen Kaffee bekommen kann? Oder ihn sogar mit in die Kantine nehmen?
Probleme der Wachstumsbranche
„Im schlechtesten Fall weiß der Pförtner am Werkstor nichts mit dem Mitarbeiter des Zeitarbeitsunternehmens anzufangen“, erzählt Herbert Grond, Leiter Fachgebiet Zeitarbeit bei der VBG, aus dem Alltag der Zeitarbeitnehmer. „Wenn es bei dem entleihenden Unternehmen so anfängt, geht es oftmals chaotisch weiter: Der Zeitarbeitnehmer wird dann irgendwann irgendwie eingesetzt, meist mit einer Aufgabe betraut, die bei den fest angestellten Beschäftigten unbeliebt ist, zudem wird er schlecht unterwiesen und – meist unbewusst – sozial ausgegrenzt. Das kommt leider viel häufiger vor, als uns lieb sein kann.“ Grond kennt die Probleme der Wachstumsbranche, die mittlerweile mehr als 800.000 Menschen für befristete Einsätze bei Unternehmen vieler Branchen beschäftigt.
Unfallgefahren
Wer sich die Unterstützung ins Unternehmen holt, sollte wissen: Zeitarbeiter sind höher unfallgefährdet als fest angestellte Beschäftigte mit ähnlichen Aufgaben. Die Gründe liegen auf der Hand: Zeitarbeitnehmer müssen sich ständig auf neue Umstände einstellen. „Zeitarbeit soll dem entleihenden Unternehmen Nutzen bringen. Deshalb sollten Zeitarbeiter gut in den Betrieb integriert werden – mit Blick auf ihre hohe Gefährdung insbesondere in die Maßnahmen der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes“, erklärt Grond.
Unsicherheit nehmen
Dazu gilt es, auf allen Ebenen für mehr Sicherheit zu sorgen: dem Zeitarbeitnehmer Unsicherheit nehmen, indem ihm Vorgesetzte und Kollegen Wertschätzung entgegenbringen und ihn mit dem ausstatten, was er für einen guten Job braucht. Damit sind auch die rechtlichen Voraussetzungen für eine Entleihung erfüllt. Grond: „Wer die allzu häufige Praxis auflöst, Zeitarbeiter vor allem aus Kostenaspekten einzusetzen und sie wie ‚Beschäftigte zweiter Klasse‘ zu behandeln, kann deren Potenzial besser nutzen.“ Das heißt auch, kollegial zu sein und sie in das soziale Geschehen im Betrieb einzubinden, beispielsweise auch an Angeboten des eigenen Gesundheitsmanagements teilhaben zu lassen. (…) (WLI) (Arbeit & Gesundheit, Ausgabe 1/2012)