"Weitere Einschränkungen der Zeitarbeit sind abzulehnen"

„Vor dem Hintergrund des Beschäftigungserfolgs der Zeitarbeit erscheint es äußerst fraglich, hier die Flexibilität einzuschränken. Dies gilt besonders, da die Tarifparteien in der Zeitarbeit nun Branchenzuschlags-Tarifverträge vereinbart haben. Dadurch werden die Lohndifferenzen zwischen Zeitarbeitnehmern und Stammbeschäftigten stufenweise verringert, sodass ein Zeitarbeitnehmer nach neun Monaten Überlassung an einen Kunden genauso viel Lohn wie ein Stammbeschäftigter erhält. Für einen weiteren gesetzlichen Schutz der Zeitarbeit besteht insofern immer weniger Anlass“, lautet das Fazit der Studie „Chancen für alle“, die im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft erstellt wurde.

Der Herausgeber, Prof. Dr. Michael Bräuninger (Economic Trends Research), stellt darin fest, dass besonders die Zeitarbeitsbranche als Einstiegsmöglichkeit für Geringqualifizierte erhalten und ausgebaut werden müsse, denn: „Nach der Deregulierung im Jahr 2003 hat hier ein erhebliches Beschäftigungswachstum stattgefunden und vielfach haben die Beschäftigungsverhältnisse von Geringqualifizierten in dieser Branche als Einstieg und Aufstieg in bessere Positionen gedient.“

Regulierungsopfer

Opfer einer geplanten stärkeren Regulierung der Zeitarbeit durch die Bundesregierung werde laut Studie also vor allem die geringqualifizierte Arbeitnehmerschaft. Die Beschäftigungserfolge der vergangenen Jahre seien in erster Linie unter anderem auf die Zuwächse in der Zeitarbeit zurückzuführen. Dadurch sei die Langzeitarbeitslosigkeit zeitweilig stärker zurückgegangen als die Arbeitslosigkeit insgesamt.

Einschränkungen sind abzulehnen

Bräuninger: „Einschränkungen bei der Flexibilität dieser Beschäftigungsverhältnisse sind insofern abzulehnen.“ Zeitarbeit werde oft nicht positiv bewertet, „sondern mit prekärer Beschäftigung und Niedriglöhnen assoziiert“. Dass sei damit zu erklären, dass viele Zeitarbeitskräfte jung und gering qualifiziert seien. Zu zwei Dritteln kommen sie laut Studie aus der Arbeitslosigkeit oder Nicht-Beschäftigung. Diese Form der Beschäftigung biete zunächst die Chance, aus der Arbeitslosigkeit auszusteigen und dann langfristig in qualifiziertere – und somit besser entlohnte Berufe aufzusteigen.

Doppelte Chance Zeitarbeit

Laut einer Untersuchung, so die Studie, wechsele gut die Hälfte in höhere Einkommen. Die Mehrheit der aufgestiegenen Geringverdiener sei auch zwei Jahre später noch in höher bezahlter Beschäftigung gewesen. Angesichts des Beschäftigungserfolgs der Zeitarbeit erschein es laut Studie „äußerst fraglich, hier die Flexibilität einzuschränken. (WLI)