Warum der iGZ kommunikativ bisher zurückhaltend mit dem Krieg in der Ukraine umgegangen ist

Auf dem europäischen Kontinent findet nun seit mehr als 14 Tagen ein Krieg statt. Das ist auch uns als iGZ nicht entgangen. Und trotzdem haben wir uns kommunikativ in den ersten beiden Wochen mit einer Positionierung zurückgehalten. Weil wir ignorant sind? Mit Sicherheit nicht. Weil wir für den Krieg sind? Auf gar keinen Fall. 

Zuhauf haben wir alle in den letzten zwei Wochen Solidaritätsbekundungen von ganz vielen Menschen, aber auch Unternehmen und Organisationen gesehen. Das ist etwas Tolles. Allerdings beschleicht den einen oder anderen von uns auch ein beklemmendes Gefühl. Wie legitim ist es, Kanäle, auf denen einen Tag zuvor noch Marketing, Markenbildung und Werbung gemacht wurde, um eigene monetäre oder Branchen-Interessen voranzustellen, plötzlich für den guten Zweck zu entfremden? Wie sehr wird in dem Moment ein Krieg für die eigene Marke genutzt? Es ist fantastisch, dass Organisationen verstanden haben, dass Markenbildung heute in großen Teilen über Haltung funktioniert. Aber wo ist die Grenze?  

Eignet sich ein Krieg für die eigene Positionierung? 

Ich denke nicht. Wir sind es mittlerweile gewohnt, in dieser Medienwelt jede Gelegenheit zu nutzen, auf Themen aufzuspringen und sie uns zu eigen zu machen. Zu groß ist der Konkurrenzkampf, als dass wir es uns leisten könnten, Gelegenheiten auszulassen. Zu schnell droht der Verlust von Wahrnehmung. Allerdings gibt es Dinge, die größer sein sollten als Marken, Absätze und Positionierungen. Dazu gehören Freiheit, Frieden und ein Leben ohne Angst. Diese sind seit zwei Wochen erschüttert. Das war ein Moment, in dem wir nicht anbiedernd sein wollten und uns nicht gleich in den Reflexen unseres Tagesgeschäfts verfangen wollten. Vielmehr ist es für uns eine Frage von Stil und Einfühlungsvermögen, uns in diesem Moment zurückzuhalten, uns selbst nicht wichtig zu nehmen. 

Darum hat sich der iGZ dagegen entschieden, hier gleich mit aufzuspringen.  

Putin zerstört mit einem Angriffskrieg ein Land auf europäischem Boden. Da müssen wir alle schlucken. Das ist keine Lappalie. Alles, was wir in dieser Zeit empfinden, ist menschlich und nachvollziehbar. Da dürfen wir uns als Verband erstmal zurückhalten, zumal wir selbst keine geschäftlichen Beziehungen zu Russland pflegen, keine Sanktionen oder ähnliches mittragen konnten, um Russland zu schwächen. Wir können auch keine kostenlosen Bahnfahrten oder gratis Mobiltelefonie anbieten. Wir sind in solchen Momenten, trotz unserer Mitgliederstärke, nur ein „kleiner“ Verband im Verhältnis zu diesem erschütternden Ereignis. 

Und trotzdem gibt es beim iGZ glücklicherweise Kolleginnen und Kollegen, die spenden und Spenden sammeln, die sich dafür einsetzen, dass Menschen, denen gerade ihre Heimat genommen wird die Überbrückung oder auch der Neustart ab dem ersten Tag erleichtert wird, auch wenn diese Menschen selbst daran gerade noch nicht denken wollen. Da sind wir nicht anders als viele engagierte Helfer in Deutschland, und jedem einzelnen muss Respekt und Dank ausgesprochen werden. Das ist gelebte Demokratie. Das ist der Einsatz für Freiheit und Frieden. 

Genauso sind wir stolz, so viele Mitgliedsunternehmen in unserem Verband zu haben, in denen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Zeit, Einsatz, Material und Solidarität teilen. Danke Euch dafür. Danke, dass wir gemeinsam dieses Selbstverständnis teilen. 

Unser Verband auf Seiten von Demokratie und Freiheit. 

Aber was ist dieses Selbstverständnis? Wir sehen uns beim Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen als Teil der demokratisch, freiheitlichen Gesellschaft. Wir sind ein Interessen- und Branchenverband, der ohne Demokratie und Meinungsfreiheit keine Existenzberechtigung hätte. Aus ureigenem Interesse lehnen wir die Unterdrückung von gesellschaftlichen Gruppen, wie es in Russland ohne Zweifel passiert, ab und stehen für Meinungsvielfalt ein. Wir sind es gewohnt, mit Argumenten und Worten zu ringen und Meinungen zu platzieren. Wir wollen überzeugen, um die Positionierung unserer Branche nachhaltig zu verbessern.  

Panzer und Kampfjets sind dafür kein geeignetes Mittel und sie werden auch für Putin und Russland langfristig nicht die Lösung sein. Er mag Gebäude in Schutt und Asche legen. Er mag Land und Boden einnehmen. Aber mit jedem abgefeuerten Kriegsgerät und mit jedem Toten und Verletzten rückt er weiter davon weg, Menschen zu überzeugen. Damit wird zukünftig nur noch mehr Unterdrückung der Weg sein. Um gute Lösungen wird auf diesem Territorium niemand mehr ringen und Zukunft auch niemand gestalten können. Das ist nicht unsere Idee beim iGZ. 

Unser Selbstverständnis ist geprägt von Freiheit, Demokratie und dem Austausch untereinander. 

Mit Solidarität Hoffnung und Stärke erzeugen. 

Uns war es daher wichtig, nicht aus Marketinggründen in die Kommunikation rund um den Krieg einzusteigen. Für uns alle war das Thema Krieg bisher glücklicherweise so weit weg, dass wir vor einer komplett neuen Situation standen und stehen. Und ich bin froh, dass wir einen Moment innegehalten haben und unser Selbstverständnis bewusst gemacht haben. 

Ich bin froh, dass wir dem Reflex widerstanden haben, einfach auf die aktuelle Berichterstattung aufzuspringen, während Menschen um ihr Leben bangen oder ihr zu Hause verlieren. Wir haben überlegt und diskutiert, und sind zu der Erkenntnis gekommen, dass wir als iGZ akut nichts bieten können, was vor Ort hilft und haben es daher für angebracht gehalten, uns zurückzuhalten. 

Wobei Nichts auch nicht ganz richtig ist. Solidarität kann Hoffnung und Stärke bringen. Sie zeigt den Menschen, dass sie nicht alleine sind und dass es Hoffnung gibt, dass sie akzeptiert und gestützt werden. Das ist das Mindeste, was wir leisten können und das werden wir ab heute tun, auch wenn es uns wichtig war, dem ganzen einen Kontext zu geben. 

Die Zeitarbeit ist vorbereitet und wird ihren Teil leisten. 

Und es wird auch die Zeit kommen, in der die Zeitarbeitsbranche aktiv Unterstützung liefern und sich einbringen kann. Auch wenn die Geflüchteten heute sicher noch nicht daran denken wollen, weil sie Häuser, Angehörige und Freunde in der Ukraine zurückgelassen haben, es wird die Zeit kommen, in der sich die Frage nach Zukunft und Selbständigkeit stellt und damit auch nach einer beruflichen Perspektive. Dann werden wir als Branche unsere Stärke der Integration in den Arbeitsmarkt einbringen.  

Wir wollen jedem eine Perspektive geben und jeden Geflüchteten, der bereit dazu ist, in unsere Arbeitswelt und damit unsere Gesellschaf integrieren. Dafür legen wir bereits heute den Grundstein und entwickeln für unsere Mitgliedsunternehmen Infomaterialien und bieten Veranstaltungen an, um den Geflüchteten eine reibungslose und nachhaltige Integration in die Zeitarbeit zu ermöglichen. 

Aber vor allem hoffen wir, dass dieser Krieg so schnell wie möglich beendet wird und wir uns wieder in die richtige Richtung bewegen, hin zu Frieden, Demokratie und Freiheit. 

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Über den Autor

Jens Issel ist seit Juli 2021 iGZ-Fachbereichsleiter Kommunikation. Er von der Kommunikationsagentur Fink & Fuchs, bei der er in der Rolle als Director bis zuletzt Teile des Kundengeschäfts im Bereich Technologiekommunikation verantwortete. Er bringt mehr als zehn Jahre Erfahrung in den Bereichen Markenpositionierung, Digital Marketing und Innovationskommunikation mit.

Über den Autor

Jens Issel

Jens Issel leitet den Fachbereich Kommunikation beim iGZ seit Juli 2021.

Zuvor war er zehn Jahre in verantwortlichen Positionen auf Agentur- und Beratungsseite tätig, um dort u.a. Kunden aus den Bereichen Technologie, Energie, Versicherungen zu beraten. Seine Schwerpunkte: Markenkommunikation & -bildung, Innovations- und Zukunftskommunikation, Digital Marketing.


Telefon: 0251 32262-151
E-Mail: issel@ig-zeitarbeit.de

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