Wachsende Anforderungen steigern Qualifizierungsdruck

Mirco Melega, Ausbildungsexperte des Arbeitgeberverbandes Mittelständischer Personaldienstleister (AMP), schränkt lediglich geringfügig ein: "Wir sind Arbeitgeber für alle, die Menschen lieben, mit Menschen können und mit Menschen wollen." Weil die Personaldienstleistungsbranche in den letzten Jahren stetig wuchs, fanden Quereinsteiger aus sämtlichen Bereichen günstige Einstiegsmöglichkeiten vor.

Wirtschaftskrise traf Branche

Der Markt wuchs gewaltig, bis die Wirtschaftskrise auch diese Branche traf. Doch nach dem Einbruch scheint es jetzt wieder bergauf zu gehen. "Rund 5000 neue Mitarbeiter stellen die Personaldienstleister jetzt wieder pro Jahr für den eigenen Bedarf ein", so Michael Hacker, Bildungsvorstand beim Branchenverband iG Zeitarbeit, kurz iGZ. Er spricht von "überdurchschnittlichen Karrieremöglichkeiten für zeitlich flexible Absolventen". Das bedeutet zum Beispiel, dass Personalberater gerade dann arbeiten, wenn die meisten Arbeitnehmer frei haben und zu Hause erreichbar sind. Wer dazu bereit ist, könne schnell in den Führungskräftebereich aufsteigen, so Hacker.

Traumkarrieren

Melega von AMP sieht sogar "Traumkarrieren, für jeden, der sich jetzt für den Einstieg entscheidet". Er betont aber auch die Ansprüche, die an Absolventen gestellt werden: "Bei uns gibt es keine "Hilfstätigkeiten* zum Eingewöhnen. Jeder bekommt direkt eigene Rekrutierungsprojekte." In Zukunft mehr Akademiker Die Anforderungen an Vermittler werden durch den erwarteten Fachkräftemangel weiter steigen. "Beim Recruiting lässt sich ein Akademiker nun mal lieber von einem Akademiker ansprechen", sagt Melega.

Höhere Qualität

Diese Erwartung in Richtung höherer Qualität spielt den drei Branchenverbänden, zu denen neben AMP und IGZ auch der Bundesver- band Zeitarbeit zählt, in die Hände. "Jede Branche setzt ihre eigenen Qualitätsstandards. Bei uns sind diese noch sehr heterogen. Das soll sich ändern", sagt Hacker vom iGZ. Gemeinsam arbeiten die drei Verbände an einer strukturierten Ausbildung. Erstes Ergebnis war die vor zwei Jahren neu gestartete dreijährige Ausbildung zum Personaldienstleistungskaufmann.

Zertifikatslehrgang

Wer sich dagegen fachlich weiterbilden möchte, stößt auf uneinheitliche Angebote. So offerieren die verschiedenen Industrie- und Handelskammern Zertifikatslehrgänge, die sich in Dauer und Thematik stark unterscheiden. Vorantreiben und zeitnah etablieren wollen die drei Branchenverbände nun vor allem das Angebot des Weiterbildungszentrums der Fachhochschule Gießen-Friedberg. Dort treten sie als Kooperationspartner des "Zertifikatslehrgangs Personaldienstleistung" auf. Diese einjährige, berufsbegleitende Weiterbildung vermittelt in zehn Modulen Fachwissen zu Personalbeschaffung, -entwicklung und -führung, aber auch Marketing-Know-how mit dem Schwerpunkt Kundenmanagement sowie Kenntnisse zu Arbeits-, Vertrags- und Tarifrecht.

Mehrere Module

Die meisten Teilnehmer sind bereits im Personaldienstleistungsbereich beschäftigt, sie absolvieren den Lehrgang mit Unterstützung ihres Arbeitgebers. Aber auch für Hochschulabsolventen, die den Brancheneinstieg suchen, kann sich der Lehrgang lohnen. "Je nach Abschluss empfiehlt es sich, dann nur einzelne Module zu belegen. Oft reichen die juristischen Seminare", sagt Hacker. Flächendeckende Weiterbildung Jüngst erhielten die ersten 22 Teinehmer ihr Zertifikat. Nach Wunsch der Verbände soll sich die Teilnehmerzahl schnell erhöhen, nicht zuletzt weil andere Hochschulen das Angebot adaptieren.

Weiterbildung nutzen

"Wir können uns vorstellen, dass bald pro Jahr 1000 Mitarbeiter die Weiterbildung nutzen", sagt Hacker. Melega prognostiziert einen Wettbewerb unter den Personaldienstleistern um die- se Absolventen. Durch zusätzliche Weiterbildungen und nur zwei Studiensemester können die Teilnehmer nach fünf Jahren berufsbegleitend einen akademischen Bachelor-Abschluss erreichen. Die Verbände arbeiten zudem an einem grundständigen, Studienangebot, mit Bachelor nach dem Abi und einem Master-Abschluss nach einigen Berufsjahren. Hacker: "In ein bis zwei Jahren soll es diesen Studiengang geben - als besten Weg in unsere Branche." (Handeslblatt, 06.05.´10)