Vorteile des externen Personalmanagements

Rechtsanwalt Werner Stolz, Hauptgeschäftsführer des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ), nimmt in einem Interview Stellung zu den Vorteilen des externen Personalmanagements.

Herr Stolz, wie wirkte sich die Wirtschaftskrise für Unternehmen aus, die neben ihrem Stammpersonal auch Zeitarbeitnehmer im Einsatz hatten?
In der Tat haben viele Kundenunternehmen zum Schutz ihrer Stammbeschäftigten in der Wirtschaftskrise eingesetzte Zeitarbeiter abgemeldet. Besonders in der Metallindustrie geschah das so massiv, dass die Zeitarbeitsunternehmen nicht immer in der Lage waren, für anderweitigen Ersatz zu sorgen. Andererseits haben gerade mittelständische Personaldienstleister vom neu für die Branche eingeführten Kurzarbeitergeld und auch von Weiterqualifizierungsmaßnahmen regen Gebrauch gemacht. Mittlerweile boomt die Zeitarbeitsbranche wieder und Arbeitslose von gestern sind die Angestellten von heute.


Wie schätzen Sie diese Puffer-Funktion für die Kundenunternehmen ein?
Gerade die Zeitarbeitsbranche hat mir ihrer "Pufferaufgabe" den Totalabsturz der deutschen Wirtschaft während der weltweiten Krise verhindert. Durch den flexiblen Einsatz von Zeitarbeitnehmern konnten die Unternehmen den Nachfrageeinbruch personell und unbürokratisch abfedern, damit größtenteils ihr Stammpersonal - und damit auch ihre hochqualifizierten Mitarbeiter halten. Nun profitieren sie davon, weil sie schneller auf die anziehende Konjunktur reagieren können.

Wie schätzen Sie die Gefahr ein, dass "equal pay" der Zeitarbeit die Nachfrage in der Wirtschaft entziehen könnte?
Schlagworte wie "equal pay" bei den Löhnen oder "equal cost" bei den Verrechnungssätzen lenken häufig von der eigentlichen Problematik ab: welche Rolle kann bzw. sollte Zeitarbeit für eine durchdachte Personalstrategie spielen, die in der Regel mehr ist als eine Ad-hoc Notfalllösung? Wie können sich Unternehmen durch einen Hedging-Mechanismus auf volatilen Märkten besser behaupten bzw. gegen negative Risiken flexibel absichern? Wie können über Zeitarbeit Spezialisten für das Unternehmen gewonnen werden, die in der eigenen Belegschaft nicht vorhanden sind ("try and hire")? Daneben sind die umgesetzten Zeitarbeitsmodelle (Agenturprinzip wie in Frankreich oder Unternehmerprinzip wie in Deutschland) ganz entscheidend für die Lohnfindungssysteme, also eigenständige Zeitarbeitstarife wie beim iGZ-DGB-Tarif oder Übernahme der Lohnbedingungen des Kundenbetriebes. Für beide Systeme gibt es Vor- und Nachteile und auch eine Nachfrage am Markt. Alle Umfragen etwa von Gesamtmetall haben im Übrigen gezeigt, dass der Einsatz von Zeitarbeit weniger aus Kostengründen erfolgt, sondern die gebotene Flexibilität der ausschlaggebende Faktor ist.

Welche Möglichkeiten des strategischen Einsatzes von Zeitarbeit gibt es schon und wie wird sich die Zeitarbeit mittelfristig weiterentwickeln?
Mittelfristig betrachtet wird die Zeitarbeit von Unternehmen mehr und mehr dazu genutzt, sich schneller und direkter Personal ohne Umweg über den Arbeitsmarkt und Stellenanzeigen bzw. -ausschreibungen zu beschaffen. Personalauswahl und -verwaltung werden zunehmend in Richtung Zeitarbeitsunternehmen ausgelagert, was auch Kosten spart. Außerdem ist damit zu rechnen, dass moderne Personaldienstleistung künftig einen besonderen Schwerpunkt im Vermitteln hochqualifizierter Fachkräfte haben wird, die in den Kundenfirmen zeitlich befristet nur für ganz bestimmte Projekte eingesetzt werden. Das Modell des Mitarbeiters, der von der Lehre bis zur Rente beim selben Arbeitgeber tätig ist, hat längst ausgedient.

Wie hoch ist der Klebe-Effekt und gibt es Unterschiede, je nachdem, ob es sich um einen Helfer oder einen Facharbeiter handelt?
Die Zeitarbeitsbranche bietet zunächst einen hundertprozentigen "Integrationseffekt" durch den Abschluss eines in der Regel unbefristeten Arbeitsverhältnisses mit dem Zeitarbeitsunternehmen. Darüber hinaus gibt es dann noch die Möglichkeit, dass der Kundenbetrieb Interesse an einer Abwerbung hat. Generell ist dies häufig bei qualifizierten Fachkräften der Fall. Laut Schätzung im elften AÜG-Bericht der Bundesregierung vom Januar 2010 liegt der "Klebeeffekt" im Schnitt aller Wirtschaftsbereiche ungefähr bei zwölf Prozent - hier gibt es aber letztlich noch keine gesicherten Statistik-Erkenntnisse. Insgesamt lässt sich jedoch feststellen: Gute Zeitarbeit mit anständigen Tarif-Mindestlöhnen erhöht die Chancen und bietet einen Mehrwert für alle Beteiligten. (wirtschaft regional)