Verqueres Unternehmerbild in Deutschland

Eine der zentralen Herausforderungen der Zeitarbeitsbranche ist das Image und dessen Wandel, stellte Werner Stolz, Hauptgeschäftsführer des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ), beim Landeskongress Ost in Magdeburg fest. Das, so Stolz, sei das Ergebnis der Recherche nach den wesentlichen Anforderungen, denen sich die Zeitarbeit zu stellen habe.

Dabei lasse sich feststellen, dass es, so der Hauptgeschäftsführer vor rund 100 Zuhörern, nie nur um Personaldienstleistung gehe. „Vielmehr existiert in Deutschland ein verqueres Unternehmerbild“, betonte Stolz. Natürlich gebe es negative Auswüchse wie überall sonst auch. Problem sei, dass dadurch das Vertrauen ins Unternehmertum zerstört werde. Dieses Bild werde dann auf alle Unternehmer generalisiert.

Risiken

Stolz: „Beim Blick auf die Unternehmerwelt wird nie darüber gesprochen, dass von Selbstständigen Risiken und Verantwortung übernommen werden.“ Niemand, der Unternehmer sei, habe einen Acht-Stunden-Tag, sondern sei ständig beschäftigt. Angesichts der negativen Darstellung sei es wichtig, „dass wir Farbe bekennen, unsere Leistungen dokumentieren und auch öffentlich verbreiten.“  

Problemdruck

Zum Thema Fachkräftemangel äußerte er, der Problemdruck auf dem Arbeitsmarkt habe entscheidend dazu beigetragen, dass der Arbeitsmarkt für Flüchtlinge über Zeitarbeit geöffnet wurde. Der iGZ-Hauptgeschäftsführer kündigte in diesem Zusammenhang an, dass im September sehr wahrscheinlich die Vorrangprüfung ganz abgeschafft werde. Damit habe die Zeitarbeit dann mehr Möglichkeiten im Bereich der Ausländerbeschäftigung.

"Zeitarbeitsroboter"

Stolz warnte zudem davor, bei Qualifizierung und Weiterbildung als Zeitarbeit außen vor zu bleiben. Trotz „Arbeitswelt 4.0“ werde es keinen „Zeitarbeitsroboter“ geben. „Die Digitalisierung findet im Dreiecksverhältnis statt. Die Anforderungen wandeln sich. Die Profile der Mitarbeiter müssen den Bedarfen der Kunden angeglichen werden“, prognostizierte er für die nächsten Jahre.

Flexibilität

Die Personaldienstleistung wandele sich – es werde schon jetzt vermehrt auf Freelancer über Zeitarbeit zugegriffen. Zeitarbeit biete den Kunden mehr Flexibilität und Sicherheit. Für die kommenden Tarifverhandlungen ab Herbst kündigte Stolz an, der Manteltarifvertrag werde diesmal in der Diskussion stehen: „Seit Beginn der Regelung 2003 ist der Manteltarif nie angepasst worden“, erläuterte er das Ansinnen.

Evaluierung

Weitere Aufgabe sei die Evaluierung 2020 der Reform des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (AÜG), die – so Stolz – sehr ernst zu nehmen sei. „Das kann uns auf die Füße fallen, wenn wir nicht die Interpretationshoheit der Untersuchungen bekommen“, mahnte er zur Wachsamkeit. Die Branche müsse aufpassen bei den Befragungen zur Novelle des AÜG. Auch gegenüber der Politik gelte es aufzupassen, um die Tariffähigkeit zu wahren. „Wir werden nur ernst genommen, wenn wir auch sprachfähig sind“, unterstrich er. Im Zweifel gelte es eben auch mal, das kleinere Übel bei Verhandlungen durchzusetzen.

Qualitätsstandards einhalten

Die Zeitarbeit müsse dabei die Qualitätsstandards einhalten, ständig verbessern und genau beobachten, um ins Ziel zu kommen. „Wir müssen gemeinsam die richtigen Themen und Kampagnen entwickeln und nicht das eigene Licht unter den Scheffel stellen“, appellierte er für Zusammenarbeit. (WLI)