"Verdrängung von Stammarbeitsplätzen ein Mythos"
Gemeinsam mit Moderator Werner Stolz, iGZ-Hauptgeschäftsführer, Christian Iwanowski, IG-Metall NRW, und Holger Piening, stellv. iGZ-Bundesvorsitzender, diskutierte er im Rahmen des iGZ-Landeskongresses NRW in Essen über die Zukunft der Zeitarbeit. Holger Piening unterstrich die Diskrepanz zur Realität mit dem Verweis auf das iGZ-Mittelstandsbarometer, dessen Umfrageergebnisse während des Kongresses vorgestellt wurden. Außergewöhnlich viele unbefristete Arbeitsverträge und hohe Übernahmequoten "sprechen eine klare Sprache".
Imageschaden
Christian Iwanowski betonte, es gebe viele Unternehmen, "die mit Zeitarbeit sehr verantwortungsbewusst umgehen, es gibt aber eben auch einige andere, die für den Imageschaden verantwortlich sind". Der Gewerkschaftsvertreter appellierte, mit mehr Gelassenheit an das Thema Zeitarbeit heranzugehen. Zum Organisationsgrad der Zeitarbeitnehmerschaft wünschte er sich, die Gewerkschaft könne gut noch mehr Mitglieder aus dieser Branche haben: "Es gibt ja nicht nur iGZ-Mitgliedsunternehmen…"
Equal Pay
Equal Pay ist derzeit das Thema der Zeitarbeitsbranche - Michael Weiss erklärte, die Kundenseite werde die Ergebnisse der Lohnangleichungsverhandlungen zwischen Zeitarbeitsbranche und Gewerkschaften akzeptieren und unterstützen, allerdings müsse das Ergebnis realistisch und praktikabel sein. Iwanowski erläuterte, Ziel der Gewerkschaften sei es, die Lohndifferenz zu verkleinern. Jedoch forderte er mehr Mitbestimmungsrechte für die Betriebsräte - auch beim Einsatz von Zeitarbeitskräften - ein, eine Forderung, die bei den Unternehmerverbänden negiert wird.
Tarifverhandlungen
Holger Piening zeigte sich zuversichtlich, dass nun Bewegung in die Tarifverhandlungen komme. Er schätze, dass die Verhandlungen in den April gehen. Er sei guter Hoffnung, dass die Politik nicht in die Verhandlungen hineingrätschen und vorher keine Regelung treffen werde. Zu den Skandalisierungskampagnen der Gewerkschaften meinte Christian Iwanowski in dem Moment, wenn alle Probleme erledigt seien, habe sich auch das Thema Kampagne erledigt. Das Anprangern richte sich ja auch nur gegen die schwarzen Schafe der Branche.
Eigeninitiative
Holger Piening äußerte dazu, im Missbrauchsfall seien eben nicht nur Zoll und BA gefragt, sondern auch die Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften müssten aktiv werden. Als Beispiele nannte er unter anderem den iGZ-Ethikkodex, die im Tarifvertrag vereinbarte Schlichtungsstelle und die Gütestelle des iGZ. Michael Weiss erläuterte, die Befriedung müsse stets das Ziel von Tarifverhandlungen sein. Iwanowski wünschte sich, "dass der Mitarbeiter im Mittelpunkt steht und sich wohlfühlen kann". Laut Holger Piening müsse ein Unternehmer verantwortungsbewusst agieren, und Michael Weiss wünschte sich die Zeitarbeit als gesellschaftlich anerkannte Branche, die passgenau auf die Anforderungen der Kundenunternehmen reagieren könne. (WLI)
Der Kongressbericht inklusive Bildergalerie und Vorträgen zum Download: iGZ-Landeskongress NRW 2012