Verbote bringen uns in der Pflege nicht weiter
Bei den Zahlen fängt die Diskussion an: Während die Bundesagentur für Arbeit (BA) einen Anteil von 4,3 Prozent Zeitarbeitnehmern in Berliner Krankenhäusern ausweist, spricht die Berliner Krankenhausgesellschaft von fast zehn Prozent. Insgesamt sei die Zeitarbeit auf Vorjahresniveau und bleibe auf einem geringen, „unauffälligen Niveau“, heißt es im letzten BA-Bericht zur Arbeitsmarktsituation im Pflegebereich (Mai 2022). Die Vorurteile zur Zeitarbeit in der Pflege sind vielfältig. Belastbare Studien seien dagegen kaum vorhanden, muss auch Prof. Lutz Schumacher, von der Alice Salomon Hochschule Berlin, bei seinem Vortrag „Zeitarbeit in der Pflege – Fluch oder Segen für Personal und Patientinnen?“ anlässlich einer Diskussionsrunde zum Thema "Zeitarbeit in der Pflege" zwischendurch konstatieren. Initiiert wurde die Veranstaltung von der Berliner Krankenhausgesellschaft (BKG). Dr. Karl Blum vom Deutschen Krankenhausinstitut sprach entgegen den BA-Zahlen von einem starken Anstieg der Zeitarbeit und forderte zum Schluss seines Vortrags, dass es zur Bekämpfung der Zeitarbeit Verbesserungen der Arbeitsbedingungen für die Pflegenden bedarf.
Zeitarbeit nicht die Ursache
Die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des iGZ, Andrea Resigkeit, widersprach den Vorurteilen und erwiderte: „Es muss um mehr Wertschätzung der Beschäftigten in der Pflege insgesamt gehen. Zeitarbeit ist nicht die Ursache, sondern Symptom, weil sie deutlich bessere Arbeitsbedingungen bietet als viele Krankenhäuser und Pflegeinrichtungen." Eine erneute Bundesratsinitiative, wie von der Berliner Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Bündnis90/Die Grünen) vorgeschlagen, hält Resigkeit für absolut den falschen Weg: „Wir müssen die Menschen in der Pflege halten und nicht mit Regulierungen oder Verboten weiter verprellen. Um einen vernünftigen Weg zu gehen, sind wir gern zu Gesprächen bereit."