Überlassungshöchstdauer negativ für Heimbewohner
Zeitarbeitsfirmen bieten Pflegekräften alles das, was viele in ihren Stammhäusern vermissen, berichtete der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb). Dazu gehöre laut rbb „keine Nachtschichten mehr, kein Einspringen am Wochenende, beste Bezahlung.“
Der Anteil der Zeitarbeitskräfte in der Altenpflege sei bundesweit in den letzten drei Jahren um mehr als 40 Prozent gestiegen, in Berlin habe er sich im gleichen Zeitraum verdoppelt. Der rbb stellte ebenso fest, dass rund fünf Prozent aller Altenpflegekräfte als Zeitarbeitnehmer arbeiten. Diese Zahl sei im zweiten Halbjahr 2017 schneller gewachsen als im ganzen Jahr davor.
Bessere Konditionen
Wie üblich in der Zeitarbeit bekommen Pflegekräfte, so rbb, unbefristete Arbeitsverträge, bis zu 10 Euro mehr pro Stunde, und Sozialabgaben werden auch bezahlt. Ebenso bieten viele Zeitarbeitsunternehmen den Altenpflegekräften selbst gestaltete Dienstpläne, Mitsprache bei der Auswahl der Einsatzorte, Verlässlichkeit, Treue- und Gesundheitsprämien sowie Dienstwagen.
Verlockende Arbeitsbedingungen
Peter Tackenberg vom Deutschen Verband für Pflegeberufe sehe den aktuellen Anstieg der Zeitarbeitnehmer in der Branche als Protest gegen die Arbeitsbedingungen in der Pflege: „Viele Pflegekräfte suchen einen Ausweg aus der Personalmisere, und die Zeitarbeit bietet die Möglichkeit, den Beruf autonom und nach eigenen Vorstellungen auszuüben.“
Vorteile der Zeitarbeit
Deshalb habe sich Laurin Happe direkt nach seiner Ausbildung zum Altenpfleger dafür entschieden in die Zeitarbeitsbranche zu wechseln. Der 21-Jährige profitiere von einem sehr guten Einkommen, regelmäßigem Urlaub und kaum noch spontanen Einsätzen in der Freizeit. „Gerade für mich als junger Pfleger ist es gut, wenn ich viele verschiedene Einrichtungen kennenlerne und mich dadurch weiterbilde.“ Während seiner Ausbildung habe Happe erlebt, unter welchem Druck Stammbeschäftigte in Pflegeheimen stehen, wie häufig sie ungeplant am Wochenende oder in der Nacht einspringen müssen und wie wenig sie dafür verdienen.
Wechsel in die Zeitarbeit
Eine andere Altenpflegekraft habe sich nach 20 Jahren in dem Beruf dafür entschieden in die Zeitarbeit zu wechseln. Sie frustrierte vor allem „dieses ständige Angerufe und Eingespringe, darauf hatte ich einfach keinen Bock mehr. Es gab keinen Tag, an dem sich der Dienstplan nicht kurzfristig veränderte.“
Überlassungshöchstdauer negativ für Heimbewohner
Als Zeitarbeitnehmerin schätze sie insbesondere die geregelten Wochenenden – vorher gab es Zeiten, da musste sie sieben Wochenenden am Stück arbeiten – sowie den geregelten Urlaub. Als negativ empfinde sie jedoch die Überlassungshöchstdauer von 18 Monaten. Dadurch sei sie weniger vertraut mit den Bewohnern in den Heimen. Diese müssen sich nach ein paar Monaten an neue und fremde Gesichter gewöhnen. „Für alte Menschen und vor allem für psychisch Kranke, ist diese Situation natürlich ein Desaster,“ so die Zeitarbeitnehmerin. Eine Beschäftigung als feste Pflegekraft in einem Heim, komme für sie nicht mehr infrage. Sie möchte in der Zeitarbeit bleiben.
30.000 unbesetzte Stellen
Das sehe laut rbb auch Christian Mannewitz, Geschäftsführer der gemeinnützigen FSE-Gruppe, so. Mannewitz würde seinen Heimbewohnern den Wechsel der Zeitarbeitskräfte nach 18 Monaten gerne ersparen. Doch ohne den Einsatz von Zeitarbeitnehmern könne er seinen Personalbedarf nicht decken. Insgesamt seien, laut rbb, rund 30.000 Stellen in der Altenpflege unbesetzt. (SB)