Tinder – Die Dating-App als Rekrutierungstool
„Wie rekrutiert eure Firma denn neue Mitarbeiter?“ „Über Tinder!“, antwortet Jan Hawliczek, stellvertretender Leiter Recruiting und HR Marketing bei der BFFT Gesellschaft für Fahrzeugtechnik mbH. „Bei der Gewinnung neuer Mitarbeiter ist vor allem der Perspektivwechsel von hoher Bedeutung.“
Laut Hawliczek sei es wichtig die Perspektive des Unternehmens aber auch des potenziellen neuen Mitarbeiters zu betrachten. Daher müssen Unternehmen bei der zunehmenden Digitalisierung auch mal ungewöhnliche Wege gehen, um neue Mitarbeiter zu finden.
Job dank Tinder
Als Vorbild für das Tinderprofil habe Ada Lovelace, britische Mathematikerin gedient. Die Profilbeschreibung war gleichzeitig die Ausschreibung für die offene Stelle. „Innerhalb von zehn Minuten hatten wir 152 neue Kontaktanfragen und haben vier Vorstellungsgespräche alleine am Standort Ingolstadt generiert“, erzählt Hawliczek. „Das Handy stand gar nicht mehr still“. Am Ende hat das Unternehmen eine Frau als neue Programmiererin eingestellt. Die Kosten für diese Art der Mitarbeitergewinnung seien gleich Null gewesen, und der Zeitaufwand betrug rund vier Stunden.
Zielgruppe verstehen
Das Fachforum Digitalisierung und Zielgruppenorientierung – Trends im Recruiting von Hawliczek dreht sich vor allem darum, dass das Unternehmen neben der Technologie und den neuen Anwendungen die Zielgruppe versteht. „Wir müssen mit unserer Zielgruppe auf Augenhöhe sein, verstehen was genau sie eigentlich macht“, betont Hawliczek vor über 100 Teilnehmern seines Forums beim iGZ-Landeskongress Nord in Bremen.
Richtige Denkweise
Der Personaler sei besonders durch seine Technikaffinität beeinflusst, also sein Verständnis von den sozialen Netzwerken und Plattformen. Darüber gewinne er die Mitarbeiter und lerne, die Zielgruppen zu verstehen, erklärt Hawliczek. Besonders wichtig sei aber auch die soziale Intelligenz des Personalers. Die empathische Kommunikation mit dem Fachbereich und der Zielgruppe sei unerlässlich für den Erfolg der Mitarbeitergewinnung.
Kandidatenstamm
„Personaler müssen sich langfristig einen Kandidatenstamm aufbauen und Kontakte in die passende Branche haben, um auf Dauer erfolgreich in ihrem Beruf zu sein.“ Sie müssen dem Bewerber glaubhaft die Werte des Unternehmens vermitteln können. Dabei sei es unabdingbar, die veränderte Denkweise bei der Nutzung von sozialen Netzwerken zu betrachten. „Benutzen junge Leute heutzutage noch vermehrt Facebook? Nein! Sie sind auf Snapchat, Tinder oder Musicially“, betont Hawliczek. Unternehmen und Personaler müssen sich der immer weiter wandelnde Nutzung und Denkweise der zukünftigen Bewerber anpassen.
Weiterbildung
Damit Personaler den Anschluss an die Digitalisierung und dem sich ändernden Nutzungsverhalten der Bewerber nicht verlieren, müssen sich diese kontinuierlich weiterbilden. Dazu gehöre es, neue Techniken und Anwendungen bei der Mitarbeitergewinnung zu erlernen. Aber auch die attraktive Vermarktung des Unternehmens gehöre dazu. „Es muss nicht immer unbedingt der beste und schlauste Bewerber eingestellt werden. Uns geht es vor allem darum, den Kandidaten zu finden, der zu unserer Unternehmensphilosophie passt“, erzählt Hawliczek.
Persönlichkeitsprofile
Um dem Datenwust an Informationen Herr zu werden, die dank der Digitalisierung auf die Personaler einprasseln, bedient sich Hawliczek vermehrt datengetriebener Analysen. Anwendungen wie Crystal Knows, IBM Watson und SalesWings bedienen sich offen zugänglichen Nutzerdaten im Internet. Anhand dieser Daten werden Persönlichkeitsprofile erstellt, die Personaler bei der Auswahl von Kandidaten, aber auch Bewerber bei der Jobsuche nutzen können.
Digitalisierung im Fokus
Die sechs Fachforen des Landeskongresses in Bremen standen ganz unter dem Zeichen der Digitalisierung. Unter anderem referierten Dr. Thorsten Haase, Geschäftsführer, und Frank Düsterbeck, Berater für Organisationsentwicklung, beide bei der HEC GmbH, über die Herausforderungen und Chancen bei der Organisation und Führung im Zeichen der Digitalisierung. Die spannende Frage „Wie können Sie mit der Digitalisierung Ihre Produktivität steigern? – Die digitale Verwaltung von Zeitarbeit“ stand bei dem Fachvortrag von Jérôme Mouret, Direktor strategischer Entwicklung bei PIXID, im Vordergrund.
Fachforen beim iGZ-Landeskongress
Lutz Stratmann, Minister a.D. und Geschäftsführer bei der Demografieagentur für die Wirtschaft GmbH, referierte über die zukunftsfähige Unternehmenskultur und welche Chancen und Möglichkeiten sich daraus für die internen Mitarbeiter ergeben. Erste Schritte zum Aufbauen eines Netzwerkes in der Zeitarbeitsbranche konnten Teilnehmer des iGZ-Landeskongresse in dem Fachforum „Lobbyarbeit in den Wahlkreisen – Kontakte knüpfen für die Zeitarbeit“ mit Dr. Benjamin Teutmeyer, iGZ-Referent Public Affairs und Andrea Resigkeit, Leiterin des iGZ-Hauptstadtbüros, erlernen. Seinen Mitarbeitern Veränderungsprozesse schmackhaft zu machen, vermittelte Lars Lentfer, Geschäftsführer der Treibstoff HR, in seinem Vortrag „Changemanagement im Zeitarbeitsunternehmen: Wie nehme ich meine Mitarbeiter bei Veränderungsprozessen mit?“. (SB)