Struktur der Zeitarbeitsbranche ignoriert
„Die Bundesagentur für Arbeit fördert die Zeitarbeitsbranche nicht überdurchschnittlich – die Zeitarbeitsbranche bietet einfach überdurchschnittliche viele Beschäftigungsmöglichkeiten“, reagiert Werner Stolz, Hauptgeschäftsführer des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ), auf eine Äußerung der Grünen-Bundestagsabgeordneten Beate Müller-Gemmeke.
In der Stuttgarter Zeitung kritisierte sie, zu viele Arbeitslose würden in Zeitarbeit vermittelt. Dies sei das Ergebnis einer Kleinen Anfrage der Grünen an die Bundesregierung, die jetzt darauf antwortete. Laut Regierung vermittele die BA ein Drittel der Arbeitslosen in Zeitarbeit.
Angebot und Nachfrage
Die Vermittlungsquote ergebe sich laut Stolz ganz einfach aus dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage: „Ein Drittel der Jobangebote in der Stellenbörse der Bundesagentur für Arbeit kommen aus der Zeitarbeit. Da ist es doch nur logisch, dass auch 30 Prozent der Arbeitsuchenden in Zeitarbeit vermittelt werden.“
Flexibilität
Er verstehe nicht, warum die Zeitarbeitsbranche dafür abgestraft werde, dass sie Arbeitsplätze schaffe und überdurchschnittlich viele Menschen zurück auf den Arbeitsmarkt hole. Dass zwei Drittel der neuen Zeitarbeitskräfte zuvor weniger als ein Jahr lang arbeitslos waren, spreche laut Stolz für die hohe Flexibilität der Zeitarbeitsunternehmen.
Unverständliche Kritik
„Ich kann nicht nachvollziehen, was es daran zu kritisieren gibt“, richtet sich Stolz an die Grünen-Politikerin. „Auch Frau Müller-Gemmeke sollte endlich begreifen, dass Zeitarbeitsverhältnisse ebenso wertige Beschäftigungen sind wie alle anderen auch.“ Die Zeitarbeitsbranche sei zu fast 100 Prozent tarifiert, die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten habe unbefristete Vollzeitverträge. „Sozialversicherungspflichtig, versteht sich“, fügt Stolz hinzu.
Erhebliche Unterschiede
Auch ihre Kritik am mit den Gewerkschaften vereinbarten tariflichen Entgelt sei völlig unverständlich. Selbst die BA habe festgestellt, dass bei den Entgeltvergleichen grundsätzlich zu beachten sei, „dass sich Beschäftigte in der Zeitarbeit und Beschäftigte in anderen Branchen teils erheblich voneinander unterscheiden, beispielsweise in ihren soziodemographischen Eigenschaften oder in der Stabilität ihrer individuellen Erwerbsbiographien.“
Beschäftigungsstruktur
Außerdem dürften die systematischen Unterschiede zwischen beiden Gruppen nicht außer Acht gelassen werden. Dann verringere sich die Lohndifferenz deutlich. Immer wieder werde, so Stolz, auch die Beschäftigungsstruktur in der Zeitarbeit ignoriert, obwohl sie sich deutlich von der Gesamtbeschäftigung der arbeitenden Bevölkerung unterscheide: „Über 50 Prozent der vollzeitbeschäftigten Zeitarbeitnehmer arbeiten im Helferbereich. Gelernte Fachkräfte und Akademiker sind in der Zeitarbeitsbranche traditionelle seltener vertreten“, rückt der iGZ-Hauptgeschäftsführer die Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkt zurecht. (WLI)