Stolz und Schild im Schlagabtausch
Stolz bedauerte, dass die IG Metall ihre Mitglieder trotz des jüngsten Abschlusses über Branchenzuschlagstarife ungebremst gegen die Zeitarbeit mobilisiere. „Es ist ein Trauerspiel“, urteilte er. „Kaum ist die Tinte unter den Verträgen trocken, werden die Dinge wieder skandalisiert.“ Das sei auch in Richtung Politik und Gesellschaft ein falsches Signal.
Weißes iGZ-Schaf
Das sah Schild hingegen ganz anders. „Ich appelliere an die Bundesregierung und an alle Parteien, dass wir einen anderen Ordnungsrahmen für diese Form der Beschäftigung brauchen.“ Seiner Meinung nach bestehe etwa die Hälfte der rund 12 000 Zeitarbeitsfirmen aus schwarzen Schafen. Diese Metapher griff Stolz gerne auf, um dem Gewerkschaftler während des Interviewtermins in der Frankfurter FAZ-Redaktion ein Geschenk zu überreichen: Ein Bild von einem schwarzen Schaf – und einem weißen mit iGZ-Schal und -Logo.
Sanktionssystem der KuSS
Um dieser Symbolik gerecht zu werden und dafür zu sorgen, dass lediglich weiße Schafe im mitgliederstärksten Arbeitgeberverband der Zeitarbeitsbranche organisiert sind, habe der iGZ bereits einiges unternommen. „Wir haben einen Ethik-Kodex verabschiedet und die unabhängige Beschwerdestelle KuSS eingerichtet“, erläuterte Stolz. Deren Sanktionssystem sehe bei richtig schweren Verstößen letztlich auch den Ausschluss aus dem Verband vor.
„Gelebte Realität“
Schild reagierte ungläubig: „Ich bin ja mal gespannt, wann Sie das erste Mitglied aus dem Verband werfen, weil es sich nicht an die Tarifverträge hält. Das möchte ich sehen.“ - „Da brauchen Sie gar nicht mehr zu warten“, reagierte Stolz prompt. In der Vergangenheit seien bereits rund 15 Mitglieder ausgeschlossen worden, die christliche Tarifverträge angewendet hätten. Außerdem seien Unternehmen sanktioniert worden, die durch Werkverträge das Entgeltniveau der Zeitarbeitstarife unterlaufen hätten. „Das ist nicht nur Schimäre, Herr Schild, sondern gelebte Realität“, erteilte Stolz dem IG Metaller eine klare Absage. (ML)
Zum vollständigen Interview der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.