Steinbrück: Ethik-Kodex beweist Selbstverantwortung
Peer Steinbrück, Bundesminister a.D., analysierte eingangs die geplanten politischen Regulierungen der Zeitarbeit. „Die Reform richtet sich an die Unternehmen, die nicht Mitglied im Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen sind“, stellte er heraus. Es gehe darum, Fehlentwicklungen einzudämmen. Mit dem Ethik-Kodex und der Kontakt- und Schlichtungsstelle hätte der iGZ aber bereits selbst einen weitreichenden Schritt zur Selbstverantwortung gemacht.
„iGZ hat Weitsicht bewiesen“
Wie wichtig die Tarifautonomie ist, betonten in der anschließenden Gesprächsrunde sowohl Sven Kramer, iGZ-Verhandlungsführer, als auch Reinhard Dombre, ehemaliger DGB-Tarifverhandlungsführer. Dombre lobte die Weitsicht, die der iGZ schon frühzeitig mit der Forderung eines Branchenmindestlohns bewiesen hatte. „Leider hat die Politik uns damals sehr lange zappeln lassen“, bedauerte er. Seit Beginn 2012 gibt es einen Branchenmindestlohn für die Zeitarbeit. Auch künftig wolle man mit den Tarifpartnern der Zeitarbeitsbranche eigene Regelungen verhandeln. Die Politik solle lediglich die Leitplanken festlegen.
Weiterbildung muss sich lohnen
„Warum haben wir tage- und nächtelang gemeinsam mit den Gewerkschaften gerechnet und verhandelt, wenn die Politik nun alles über den Haufen wirft?“, machte Kramer seinem Ärger Luft. Solange die Bezahlung stimme, nutze die Höchstüberlassungsdauer niemandem. „Und die stimmt“, betonte er. Nach neun Monaten erhalte eine Zeitarbeitskraft über die Branchenzuschläge sowieso Equal Pay. Wenn die Zeitarbeit Mitarbeiter aus- und weiterbilde, müsse sie auch die Gelegenheit bekommen, die Kosten zu amortisieren. „Das schaffen wir in 18 Monaten nicht“, beklagte er.
Erfahrungen der Zeitarbeitskräfte
Zwei, die es wissen müssen, sind Peter Schubert und Marcus Schormann. Die beiden Zeitarbeitskräfte bereicherten die Gesprächsrunde mit ihren persönlichen Erfahrungen. „Ich schätze an der Zeitarbeit besonders, dass ich fachlich fit bleibe. Ich bin in der M+E-Industrie tätig. Viele Arbeitskräfte dort montieren seit Jahren die ‚Vorderachse links‘. Durch meine wechselnden Einsätze bleibe ich hingegen flexibel“, berichtete Schormann. Durch die Branchenzuschläge sei zudem eine faire Bezahlung gesichert, ergänzte Schubert. (ML)