"Sprungbrett für Einstieg in den Aufstieg"
Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz steht vor der Tür: Damit will die Bundesregierung dem drückenden Fachkräftemangel in Deutschland entgegenwirken. Im Interview mit Benjamin Teutmeyer, iGZ-Hauptstadtbüro, spricht sich der Generalsekretär des CDU-Wirtschaftsrats, Wolfgang Steiger, dafür aus, auch die Zeitarbeit von den neu zu schaffenden Möglichkeiten profitieren zu lassen.
Nach langen Jahren der Diskussion will die Bundesregierung nun ein Fachkräfteeinwanderungsgesetz verabschieden lassen, mit dem gezielt Fachkräfte außerhalb der EU angeworben werden sollen. Überfällig oder Revolution?
Steiger: Deutschland muss sich dringend stärker um hochqualifizierte Einwanderer bemühen, denn unsere Unternehmen und Betriebe und damit unser Land brauchen solche Leute. Wenn wir nicht entschlossen gegensteuern, wird der Fachkräftemangel zur Wachstumsbremse Nummer Eins. Unsere weltweite Konkurrenz schläft nicht, andere Länder sind deutlich attraktiver für Hochqualifizierte. Umso dringender benötigen wir eine Entlastung der Leistungsträger in unserem Land von der überbordenden Steuern- und Abgabenlast sowie das Fachkräftezuwanderungsgesetz für mehr Hochqualifizierte statt Immigration in die Sozialsysteme.
Wie sehr sollte die Zuwanderung aus Ihrer Sicht gesteuert werden? Sollte der Gesetzgeber Branchen, Berufsbilder und Gehaltsuntergrenzen festlegen?
Steiger: Kriterien für die Einwanderung sollten, wie es auch im Eckpunktepapier von Innenminister Seehofer aufgeführt ist, die Qualifikation, das Alter, Sprachkenntnisse und der Nachweis eines konkreten Arbeitsplatzangebots sein.
Wäre aus Ihrer Sicht eine zeitliche Begrenzung sinnvoll? Brauchen wir dauerhaft Einwanderung, oder handelt es sich um akuten Bedarf?
Steiger: Der Wirtschaftsrat wirbt für gesteuerte Zuwanderung – auf der Basis eines noch zu schaffenden Einwanderungsgesetzes und immer anhand eines tatsächlich festgestelltem Fachkräftemangels in bestimmten Berufsfeldern. Hier ist die Bundesregierung gefragt, einen entsprechend flexiblen Rahmen zu schaffen.
Wie stehen Sie zu der Diskussion über den „Spurwechsel“? Sollten gut integrierte Asylberechtigte in die Erwerbsmigration wechseln können?
Steiger: Vom „Spurwechsel“ profitieren Einwanderer, die unter Berufung auf den Asylparagraphen ins Land gekommen sind und deren Antrag abgelehnt wurde. Ein einfacher Spurwechsel zum Arbeitsmigranten wäre daher ein falsches Signal. Richtig ist zwar, dass in deutschen Unternehmen zahlreiche Fachkräfte fehlen. Eine Vermengung von Asyl und qualifizierter Einwanderung wird dieses Problem aber nicht lösen. Auch Teile der Wirtschaft sollten sich von der Illusion verabschieden, mit irregulären Migranten den Mangel an hochqualifiziertem Personal beheben zu können. Aktuell bemühen sich alle unsere europäischen Partner, den ungesteuerten Grenzübertritt zu bremsen. Deutschland sollte diesen Ländern nicht in den Rücken fallen, indem wir die Anreize für irreguläre Migration ausweiten. Sonst werden bei der Europawahl 2019 überall nur die Populisten an den Rändern profitieren.
Bisher ist es Drittstaatlern nicht erlaubt, eine Stelle in der Zeitarbeit aufzunehmen – auch wenn die Arbeitnehmer und die Stelle jedes Kriterium erfüllen. Sollte diese Regelung abgeschafft oder geändert werden?
Steiger: Zeitarbeit ist ein wichtiges Sprungbrett für den Einstieg in den Aufstieg am Arbeitsmarkt. Keinesfalls sollte es bestimmten Gruppen vorenthalten werden.
Weitere Berichte zum Thema Fachkräfteeinwanderungsgesetz gibt´s im iGZ-Fachmagazin zur Zeitarbeit, der Z direkt!, Ausgabe 04-2018, die unter "Z direkt!" kostenlos abonniert werden kann. Das Magazin steht außerdem zum Downlaod als PDF oder als Online-Blätterkatalog zur Verfügung. [dateien]