Sind Sie attraktiv? - Employer Branding auf den SRD 2018

Keine Sorge – es folgt kein Psychotest. Es ist ja sowieso sehr subjektiv, wann eine Person attraktiv ist und wann nicht. Hier geht es um Sie als Arbeitgeber: Ist Ihr Unternehmen für Bewerber attraktiv?

Bestimmt geht es Ihnen wie vielen anderen und die passenden Arbeitskräfte lassen auf sich warten. Ja klar, der demografische Wandel und der daraus resultierende Fachkräftemangel werden immer als Gründe dafür angeführt. Aber ganz provokant gefragt: Kann es nicht auch sein, dass Ihr Unternehmen einfach nicht attraktiv genug ist?

Das ist bei den wenigsten Unternehmen der Fall. Eher ist es so, dass sie nicht genug kommunizieren, was an ihnen attraktiv ist. Und das, weil sie sich selbst oft nicht bewusst sind, welche Faktoren zur Attraktivitätssteigerung beitragen können. Und hier sind wir schon beim Thema „Employer Branding“, das aktuell ein wichtiges Marketingthema und in aller Munde ist. So auch bei den Social Recruiting Days 2018 (SRD18), die ich letzte Woche für den iGZ in Berlin besucht habe.

„Employer Branding“ heißt „Arbeitgebermarkenbildung“. Ein großer Begriff, denn bei Arbeitgebermarken denkt man an Namen wie BMW, Adidas oder Ferrero. Seine Inhalte kann man sich aber durchaus auch als kleines oder mittelständisches Unternehmen (KMU) zu eigen machen. Das Ziel dahinter ist, als Arbeitgeber zu einer „Marke“ zu werden, die ein positives Image hat. Denn „gute Marken“ stehen für Stärke und Stabilität, Anerkennung und ein Qualitätsversprechen. Übertragen auf Arbeitgeber bedeutet das zum Beispiel Arbeitsplatz- und Einkommenssicherheit, Spielraum für verschiedene Arbeits-(zeit) modelle oder interessante Einsätze. Der Weg dahin führt über die Attraktivitätssteigerung, d.h. was macht ein Unternehmen für Bewerber anziehend? Statt des Einkommens stehen dabei häufig smarte Faktoren wie die Wertschätzung im Unternehmen, eine gute Arbeitsatmosphäre oder moderne Arbeitsmodelle im Vordergrund.

Bei KMU sind attraktive Aspekte schon in ihrer Unternehmensgröße verwurzelt. Ihre Unternehmenspraxis ist häufig durch ein familiäres Betriebsklima, eine intensive Betreuung aller Mitarbeiter und bedürfnisorientierte Lösungen wie z.B. flexible Arbeitszeiten geprägt. Weitere Attraktivitätsfaktoren sind Angebote zur Personalentwicklung. Stellen Sie heraus, wie Sie Ihre Mitarbeiter dabei unterstützen, die Skills, die für eine Tätigkeit notwendig sind, zu erlernen. Interessant können für potentielle Bewerber auch Ihre Referenzen sein, d.h. in welchen Unternehmen und mit welchen Aufgaben werden Ihre Mitarbeiter eingesetzt?

Als iGZ-Mitglied liegen attraktive Aspekte schon in Ihrer Mitgliedschaft und darin, dass Sie den anerkannten iGZ-DGB-Tarifvertrag anwenden, der alle arbeitsvertraglichen Rahmenbedingungen solide regelt. Noch zu wenige Mitglieder stellen heraus, dass sie den iGZ-Ethik-Kodex unterzeichnet haben, durch den ein respekt- und vertrauensvoller sowie seriöser Umgang mit allen am Zeitarbeitsverhältnis Beteiligten garantiert wird. Aus dem Ethik-Kodex resultiert die unabhängige Kontakt- und Schlichtungsstelle (KuSS), an die sich alle Zeitarbeitnehmer, Unternehmer und Kunden bei Fragen zum Arbeitsverhältnis wenden können. Das ist in der bundesdeutschen Arbeitgeber-Verbändelandschaft einmalig und zeugt von dem Bestreben nach größtmöglicher Transparenz. Für seine Mitglieder hat der iGZ Garantiekärtchen entwickelt, auf denen die Kontaktdaten der KuSS stehen. Sie können jedem Mitarbeiter als Vertrauensbeweis an die Hand gegeben werden - schauen Sie in unseren Shop! Natürlich gehören auch die klassischen Benefits wie Betriebshandys, Fahrtkostenzuschüsse, Essensmarken etc. zu den Merkmalen, die einen Arbeitgeber attraktiv machen. Hier lohnt sich ein Blick auf www.kununu.de. Die Arbeitgeber-Bewertungsplattform listet zahlreiche Benefits auf und liefert Ideen.

Sie haben also zahlreiche Attraktivitätsmerkmale. Doch wie kommunizieren Sie sie am besten? Viele Unternehmen motivieren ihre Mitarbeiter, in den Sozialen Netzwerken zu zeigen, was ihnen an ihrem Arbeitgeber gefällt. Häufig sieht man bunte Fotos von Betriebsfeiern oder Posts von Schoko-Muffins, die eine besonders nette Kollegin einfach mal so für die Belegschaft gebacken hat. Solche Nachrichten sollen ein authentisches und vor allem positives Bild vom Arbeitgeber widerspiegeln und die Aufmerksamkeit neuer Bewerber auf sich ziehen.

Der Ansatz, ein Wohlfühlklima zu vermitteln, ist schon gar nicht schlecht, kann aber noch perfektioniert werden. Unternehmenswerte lassen sich am effektivsten in Form von wahren und emotional aufgeladenen Geschichten vermitteln - „Storytelling“ heißt der Marketing-Fachausdruck. Fragen Sie Ihre Mitarbeiter danach, was ihnen in ihrem Arbeitsalltag besonders gut gefällt, worüber sie sich gefreut haben oder welches Berufserlebnis außergewöhnlich war. Und dann lassen Sie sie erzählen. Bei den Social Recruiting Days erzählte beispielswiese ein Teilnehmer im Workshop „Storytelling im Employer Branding“ Folgendes: Ein naher Verwandter eines Mitarbeiters war verstorben. Er meldete den Termin der Beerdigung beim Chef an, um dafür Zeit zu bekommen. Statt seinem Mitarbeiter nur für den Tag der Beerdigung frei zu geben, reagierte der Chef sehr einfühlsam und sagte, er solle nach Hause gehen und sich die Zeit nehmen, die er brauche. Und erst wenn er sich wieder fit für die Arbeit fühle, könne er wiederkommen. Diese Reaktion hat offensichtlich auch die Kollegen so begeistert, dass sie voller Leidenschaft davon erzählen und dabei unbewusst oder bewusst Werbung für ihren Arbeitgeber machen. Auch ich habe diese „Story“ ja in guter Erinnerung behalten.

Mit Sicherheit gibt es in Ihrer Firma erzählenswerte Geschichten, die Ihr Unternehmen attraktiv machen. Wenn Ihre Mitarbeiter bereit sind, mit ihrem Gesicht und ihrer Geschichte für Ihr Unternehmen zu stehen, nutzen Sie die Gelegenheit, die Beispiele auf Ihrer Website, Ihren Social Media-Kanälen etc. zu kommunizieren. Das kann in Form von kurzen Geschichten, etwas längeren Zitaten oder auch als Videos sein.

Diesen Ansatz nutzt auch die aktuelle Branchen-Kampagne des iGZ. Unter dem Motto „Zeitarbeit: Eine gute Wahl.“ haben uns echte Zeitarbeitnehmer erzählt, warum Zeitarbeit für sie eine gute Wahl ist. Wir haben daraus „Stories“ formuliert, die den Mehr-Wert der Zeitarbeit verdeutlichen und Arbeitskräfte motivieren sollen, dieses Arbeitsmodell für sich in Betracht zu ziehen. Sie kennen die Geschichten noch nicht? Dann schauen Sie doch mal unter http://www.zeitarbeit-einegutewahl.de/fuer-arbeitnehmer.

Mehr zum Thema gibt‘s ab 2019 im iGZ-Seminar- und Webinarprogramm unter www.ig-zeitarbeit.de/bildung/seminare.

Über die Autorin:

Nach ihrem Studium an den Universitäten von Münster und Wien promovierte Dr. Jenny Rohlmann an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster im Fach Kunstgeschichte. Dr. Rohlmann sammelte vielseitige Erfahrungen in der Öffentlichkeitsarbeit von Museen, universitären Einrichtungen, Städten und Verbänden. In ihrer über zehnjährigen Tätigkeit beim iGZ gestaltete Dr. Jenny Rohlmann den Arbeitgeberverband zunächst als Referentin für Presse und Marketing, dann als Marketingleiterin aktiv mit. In der selbstbewussten und klaren Vermarktung von Zeitarbeit gerade gegenüber herausfordernden Zielgruppen und vor dem Hintergrund politischer und tariflicher Neuerungen liegt ihre Kompetenz.