Seriöse Zeitarbeit weiter ausbauen

Damit unterstrich er die Selbstregulierungskräfte des mitgliederstärksten Arbeitgeberverbands der Zeitarbeitsbranche. Der iGZ habe gemeinsam mit den DGB-Gewerkschaften unter anderem zwei Gütestellen eingerichtet, die einerseits über die Anwendung des iGZ-DGB-Tarifvertrags seitens der Unternehmen wachen und andererseits – gemeinsam mit den Gewerkschaften – von Zeitarbeitnehmern gemeldete Verstöße überprüfen.

Lohnangleichungen

Zudem sei man, so Stolz, derzeit mit den Tarifpartnern im Gespräch über Lohnangleichungen zwischen Zeitarbeitnehmerschaft und Stammpersonal – was auch die Vertreterin der DGB-Gewerkschaften, Jutta Reiter, bestätigte. Sie forderte faire Bedingungen, die nicht nur ein Leben ohne Aufstockung ermöglichen, sondern im Alter auch eine menschenwürdige Rente gewährleisten. Besonders verwerflich sei, dass die Beschäftigung von Zeitarbeitnehmern in den Kundenunternehmen als Sach- und nicht als Personalkosten aufgeführt werde.

Branche extrem heterogen

Den Unterschied zwischen Realität und medialer Darstellung verdeutlichte Thorsten Diepenbrock, Deutsche Rentenversicherung: „Die mediale Darstellung der Zeitarbeit trifft den Kern nicht, denn die Branche ist extrem heterogen. Durch die Zeitarbeit blicken wir auf wesentlich höhere Beschäftigtenzahlen, was die Einnahmen der Rentenversicherung steigen lässt“, verwies er auf positive Effekte. Das komplette Erwerbsleben bilde sich eben auch stets in der Rente ab. Es gebe zwar auch schwarze Schafe in der Zeitarbeit, aber man müsse ohne Vorurteile an die Zeitarbeit herangehen, meinte Diepenbrock mit Blick auf früher geschlossene und heute widerrechtliche christliche Haustarifverträge, die von der Rentenversicherung derzeit unter die Lupe genommen werden.

Klebeeffekt

Auch der Klebeeffekt wurde thematisiert. Während Jutta Reiter auf die vom DGB publizierten sieben Prozent pochte – die Zahl stammt aus einer Studie über Langzeitarbeitslose über 50 Jahre – präsentierte Stolz die Ergebnisse des iGZ-Mittelstandsbarometers: 32,6 Prozent Übernahmequote meldeten die iGZ-Mitgliedsunternehmen in der ersten Umfragewelle dem durchführenden Institut, „Soziale Innovation GmbH“. „In der Zeitarbeit haben wir außerdem einen doppelten Klebeeffekt, und eigentlich sind es 100 Prozent, weil alle Zeitarbeitnehmer eine Festanstellung haben – davon rund 90 Prozent unbefristet“, erinnerte der Hauptgeschäftsführer an das in Deutschland praktizierte Unternehmerprinzip.

Rahmenbedingungen ausbauen

Aufgrund der Vielschichtigkeit der Branche sei der Übernahmeeffekt nicht richtig greifbar, unterstrich Diepenbrock. Allerdings gelte: Je höher die Qualifizierung, desto größer auch die Chance auf Übernahme. „Gering Qualifizierte können keine hohen Verdienste erwarten“, stellte er nüchtern fest. Es gelte – und darin waren sich die Diskutierenden einig – die Rahmenbedingungen für eine seriöse Zeitarbeit gemeinsam weiter auszubauen und dafür die iGZ-Bausteine einer guten Zeitarbeit zu nutzen. (WLI)