Schulterschluss gegen Corona und Regulierungen gefordert
Die Veranstaltung gehört seit ihrer Einführung fest in den jährlichen Terminkalender der Zeitarbeitsbranche – und die VBG kann auch digital: Unter dem Motto „Gemeinsam Verantwortung tragen!“ lud die Verwaltungsberufsgenossenschaft zum 14. Mal zu ihrem Branchentreff Zeitarbeit, der virtuell aus dem Landschaftspark Duisburg-Nord übertragen wurde. Im Fokus der Veranstaltung stand eine Talkrunde zum Thema „Zeitarbeit und VBG – Zusammenarbeit in schwierigen Zeiten“.
Sebastian Lazay, Präsident des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister (BAP), Christian Baumann, Bundesvorsitzender des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ), und Dr. Andreas Weber, Direktor Prävention der VBG, unterhielten sich über Entwicklungen der Zeitarbeitsbranche in der Coronakrise. Die Moderation – auch der gesamten Veranstaltung – übernahm wie gewohnt die Journalistin Conny Czymoch.
Schlagartiger Einbruch
Zunächst unterstrichen Baumann und Layzay den Unterschied der jetzigen Situation zur Wirtschaftskrise 2008/2009: „Wir hatten kein Szenario, Corona war absolut neu und wir mussten uns auf der Stelle anders orientieren“, eerläuterte der iGZ-Bundesvorsitzende rückblickend. Lazay drückte es in Zahlen aus „2008/09 haben wir in drei Monaten 70 Prozent Umsatz verloren. In der Coronakrise verbuchte ich ein Minus von 80 Prozent in zwei Tagen. Das war eine wirtschaftliche Vollbremsung.“ Wichtig sei die schnelle Umsetzung von Kurzarbeit für die Zeitarbeitsbranche gewesen, waren sich beide einig.
VBG-Impulse
Andreas Weber unterstrich, die VBG werde im Angesicht der Pandemie weitere Impulse in Sachen Prävention setzen: „Den Weg können wir aber nur gemeinsam beschreiten.“ Die VBG unterstütze aktuell in allen Fragen rund um Coronamaßnahmen und berate weiterhin zu Arbeitsschutz und Prävention.
Eigene Konzepte
Baumann ergänzte, dnach dem ersten Lockdown sei die Zeitarbeit in Zusammenarbeit mit der VBG mit ihren Konzepten deutlich weiter gewesen als die Einsatzunternhehmen. Beispiele dafür seien die Testung, Aufteilung von Schichten, Sicherheitskleidung und etwa Schutzausrüstung. Auch über Knüppel, die zwischen die Zeitarbeitsbeine geworfen wurden, sprach die Runde: Die Allgemeinverfügung für Schleswig-Holstein sei, so Baumann, schlichtweg sehr schockierend gewesen. Unter anderem kritisierte er die Kurzfristigkeit der Realisierung. Die Verfügung, die ursprünglich Zwangstests für Zeitarbeitnehmer vorsah, sei ohne jegliche Berücksichtigung erlassen worden. „Das entzog sich jeglicher Neutralität“, ärgerte sich der iGZ-Bundesvorsitzende. Es sei gut, dass diese Version der Allgemeinverfügung nun vom Tisch sei.
Schlecht, dumm, abwegig
Mit dem sektoralen Verbot der Zeitarbeit in der Fleischindustrie sprache das Trio eine weitere Restriktion der Branche an. „Verstöße wurden bei Einsätzen von Zeitarbeitnehmern gar nicht festgestellt“, erklärte Lazay. Das Verbot sei schlecht, dumm und abwegig. Zeitarbeit habe keine höheren Infektionszahlen als andere Branchen. „Es ist höchste Zeit für eine Verfassungsbeschwerde. BAP und iGZ werden gemeinsam rechtlich dagegen vorgehen“, kündigten die Verbandsvertreter an.
Einsatzbetriebe profitierten
„Das Verbot hat auch die VBG überrascht. Wir haben während der Pandemie kein Infektionsgeschehen festgestellt, das gehäuft durch die Zeitarbeit verursacht wurde“, bestätigte Weber denn auch. Baumann ergänzte: „Viele Coronatests wurden von den Zeitarbeitsfirmen selbst initiiert. Davon profitierten auch die Einsatzbetriebe.“
Enger Schulterschluss
Das zeige auch die Haltung im Markt im Umgang mit Zeitarbeitnehmern. Die Zeitarbeit in der Pflege sei hochbelastet. „Wir kämpfen in Nachtschichten für die Impfungen, das ist eine absolute Frechheit“, fasste der iGZ-Bundesvorsitzende den status quo zusammen. Die Zeitarbeitsbranche brauche den engen Schulterschluss mit Einsatzbetrieben und politischen Institutionen, um die Leistungen in der Coronapandemie zu koordinieren. Er appellierte, die Branche brauch In den nächsten zwölf Monaten Ruhe und Planungssicherheit, weil die Kassen leer seien. „Zeitarbeit muss dereguliert werden, um nicht am Ende das aufsammeln zu müssen, was politisch gerade mal übrig bleibt.“ (WLI)