Roundtable: Mit dem Praktikum zum PDK-Ausbildungsplatz
Jungen Menschen die Chance geben, während der Sommerferien durch ein Einstiegspraktikum den Beruf der Personaldienstleistungskaufleute (PDK) kennenzulernen und sie für einen PDK-Ausbildungsplatz zu gewinnen ist das Ziel einer neuen Initiative des PDK-Roundtable Münsterland. Geleitet wird er von Prof. Dr. Jens Große, iGZ-Fachbereichsleiter Bildung, Personal, Qualifizierung, und Bettina Richter, digitale Bildung und Ausbildung. Der bundesweite Trend zum Rückgang der Auszubildendenzahlen ist auch im Agenturbezirk Münster zu beobachten. Daher appellieren beide an die Unternehmen der Zeitarbeitsbranche, Praktikumsplätze anzubieten.
Persönliche Erfahrung
„Es ist nicht damit getan, nur von einem Berufsbild gehört zu haben“, erläuterte Robert Spilker, Agentur für Arbeit Ahlen-Münster sowie verantwortlich für die Berufsberatung im Kreis Warendorf und der Stadt Münster. Vielmehr müsse der Entscheidungsprozess bei der, angesichts von 324 Ausbildungsberufen, ohnehin recht anspruchsvollen Berufswahl, durch persönliche Erfahrungen unterstützt werden, so Spilker. „Seit Jahren haben wir einen Schwerpunkt im Bereich duale Ausbildung. Doch aufgrund des demographischen Wandels fehlt es hier an Interessierten“, skizzierte Spilker die Lage.
Mangelnde Erreichbarkeit
„Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber in Münster ist von ehemals 1.190 (2018) auf 931 im Mai dieses Jahres gesunken“, stellte er fest. Dem stehen 1.973 Ausbildungsstelle gegenüber. Über alle Berufe hinweg sei ein „stetiger Sinkflug“ bei den Auszubildendenzahlen zu beobachten. Gleichzeitig registrierte die Agentur 455 junge Menschen als „weiter ausbildungssuchend“, dies sei ein Anteil von 49 Prozent. Überdies gebe es 352 Unversorgte, was einem Anteil von knapp 38 Prozent entspreche. 103 potenziell Auszubildende hätten bereits eine Alternative. Dies könne der Verbleib an einer Schule sein, ein freiwilliges soziales Jahr oder ein Auslandsaufenthalt. Zu den Gründen, warum junge Leute sich gegen eine Ausbildung entscheiden, gehöre vor allem die mangelnde Erreichbarkeit des Ausbildungsplatzes. Daneben gebe es eine grundsätzliche Tendenz, sich nicht mehr frühzeitig festzulegen.
Externe Ausbildung
Zu den Gästen am PDK-Roundtable gehörten Carsten Ahrens, iGZ-Regionalkreisleiter Münsterland/Westliches Westfalen/Hamm, Siegfried Boos, Regionalkreisleiter Nordrhein-Westfalen/Rheinland sowie Sarah Kreienbaum, PDK-Bildungsgang-Verantwortliche für das Hansa Berufskolleg Münster, und Tina Köhne, Prokuristin und zuständig für Personal und Personalentwicklung bei der at-work Fachpersonal GmbH & Co. KG. „Um PDK-Klassen aufzufüllen, wollen wir die Ausbildung auch außerhalb der Branche bekannter machen“, erläuterten Köhne und Kreienbaum eine lokale Projekt-Idee. Im Vorfeld gehe es darum, die eigene Branche für dieses Vorhaben zu erwärmen: „Wir planen keine Konkurrenzveranstaltung, sondern weitere flankierende Ausbildungsanstrengungen. Ohne die wird es nicht gehen, wenn wir die bestehenden PDK-Klassen erhalten wollen.“
Duale Karriere
Einvernehmen herrschte in der Arbeitsgruppe über die Erschließung neuer Zielgruppen, zum Beispiel über das PDK-Projekt „Duale Karriere und Spitzensport“. Nach dem „Kick off“ in Coburg und einer weiteren Station in Gummersbach sollen im Spätsommer/Herbst auch die Handballspieler der HSG Nordhorn und des SC Marburg einbezogen werden. Ein weiterer „Boxenstopp“ könnte bei den Handball-Bundesliga-Frauen in Oldenburg erfolgen. „Wenn es uns gelingt, in diesem Rahmen Verantwortungsträger der Industrie einzubeziehen, können wir hier noch mehr erreichen“, lud Boos zur Kontaktaufnahme in Richtung Industrieausschuss der Industrie- und Handelskammer (IHK) Köln ein.
Azubi-Botschafter
„Durch den Einsatz der Berufsberaterinnen und Berufsberater der Bundesagentur für Arbeit an den allgemeinbildenden Schulen können wir schon jetzt zahlreiche Schüler über unseren Ausbildungsgang informieren“, hob Richter hervor. Außerdem sollten Mitgliedsunternehmen vermehrt von dem IHK-Angebot Gebrauch machen, ihre Auszubildenden als Azubi-Botschafter an die Schulen zu entsenden. „Das Angebot ist gut“, zeigte sich Richter überzeugt. „Es muss nur häufiger von den Unternehmen abgerufen werden.“ Ein Coaching des Nachwuchses gehöre dazu. Dies werde generell von den Industrie- und Handelskammern finanziert. Unter Verweis auf eine zurückliegende Präsentation vor Schülern der siebten und achten Klassen im Münsterland ergänzte sie: „Junge Menschen lernen gerne von anderen jungen Menschen. Das hat die Erfahrung gezeigt.“