„Reibungspunkte“ nicht zu leugnen
Ausgiebig diskutierte das iGZ-Team um Hauptgeschäftsführer Werner Stolz mit Strässer und Hermann Terborg, Vorsitzender der SPD Münster, unter anderem das Thema „Equal Pay“. Gleiche Bezahlung ab dem ersten Tag fordert die SPD im aktuellen Wahlprogramm. „Mit den Branchenzuschlags-Tarifverträgen haben wir das Problem der ungleichen Löhne bereits fair und praktikabel gelöst“, entgegnete Stolz.
Tarifdichte
Terborg staunte darüber, dass über 95 Prozent der Zeitarbeitskräfte nach Flächen-Branchen-Tarif bezahlt werden. „Damit hat die Branche die wohl höchste Tarifdichte“, vermutete Stolz. Bei den übrigen würden Haustarifverträge oder gesetzliches Equal Pay angewendet.
36,5 Prozent Übernahmequote
Für überraschte Gesichter sorgte auch die hohe Übernahmequote, auf die der iGZ-Hauptgeschäftsführer in seiner Verbandspräsentation hinwies. Laut aktuellem iGZ-Mittelstandsbarometer werden 36,5 Prozent der Zeitarbeitskräfte von den Kundenunternehmen übernommen. Eine so hohe Zahl hatte Strässer nicht erwartet, fand die Tatsache aber „schon ganz in Ordnung“. „Gute Zeitarbeit ist aber nicht nur ein hoher Klebeeffekt“, stellte Stolz klar. Vielmehr wünsche er sich, dass auch ein Zeitarbeitsverhältnis in naher Zukunft als gute Beschäftigung angesehen werde.
Synchronisation und Schlecker-Skandal nicht mehr möglich
Disput gab es auch um die von der SPD geforderte Wiedereinführung des Synchronisationsverbotes, die Stefan Sudmann, Leiter des iGZ-Rechtsreferats, als „unnötig“ bezeichnete. Eine Sachgrundbefristung sei in der Zeitarbeit ohnehin nicht erlaubt. Zeitarbeitsunternehmen dürften einen Vertrag nur ein Mal für einen bestimmten Zeitraum befristen, nicht aber bezogen auf einen bestimmten Einsatz. Daher sei es ohnehin gelebte Praxis, unbefristete Arbeitsverträge abzuschließen. „Kann denn so etwas wie bei Schlecker heute noch passieren?“, wollte Strässer wissen. „Nein“, betonte iGZ-Verbandsjurist Olaf Dreßen und wies auf die Drehtürklausel im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz hin.
Keine Berührungsängste
„Wir haben großes Interesse daran, wie sich die Branche entwickelt“, stellte Strässer fest. Schließlich habe die SPD 2003/2004 nicht unmaßgeblich an den gesetzlichen Veränderungen in der Branche mitgewirkt. Er schaue darum genau darauf, wie man den Markt regulieren könne: „Wir haben keinerlei Berührungsängste“, betonte der Bundestagsabgeordnete abschließend, „auch wenn es naturgemäß Reibungspunkte zwischen unseren Auffassungen gibt“. (ML)