Rahmenbedingungen der Zeitarbeit gestalten
Dem Aktionstag der IG Metall am 24. Februar 2011, der sich pauschal gegen Zeitarbeit richtete, kann ich etwas Positives abgewinnen. Er zeigt, dass sich die IG Metall ihrer durch die Verfassung gegebenen Aufgabe stellt, die Rahmenbedingungen der Zeitarbeit zu gestalten. Während der Verhandlungen der Hartz IV Reform konnte man den Eindruck gewinnen, dass die IG Metall dieser Verantwortung nicht mehr nachkommen will, und nur noch nach dem Gesetzgeber schreit. Ich bin froh, dass der Gesetzgeber auf die Tarifautonomie vertraut und den Sozialpartnern die Gestaltung der Rahmenbedingungen der Branche überlässt.
Integrationsleistung
Ein Equal Payment oder gar Equal Treatment vom ersten Einsatztag an hätte viele Arbeitsplätze vernichtet. Es ist eben nicht richtig, dass die Zeitarbeit bereits vorhandene Arbeitsplätze ersetzt. Zwei Drittel der Menschen, die einen Vertrag in der Zeitarbeit abschließen, waren zuvor arbeitslos. Diese gewaltige Integrationsleistung darf nicht einer populistischen Politik geopfert werden! Wenn sich die IG Metall beklagt, dass in der Stahl-, Metall- und Elektroindustrie keine an- oder ungelernten Mitarbeiter direkt eingestellt werden, muss sie sich die Frage stellen, ob diese Tätigkeiten durch die IG Metall Tarifverträge noch sachgerecht abgebildet werden. Offensichtlich nicht!
Verlagerung ins Ausland
Eine signifikante Verteuerung dieser Tätigkeiten führt zu einer Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland. Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung wird der Fokus bei den an- und ungelernten Mitarbeitern in Zukunft auf Ausbildung, Qualifizierung und Weiterbildung liegen. Hier wird die Zeitarbeit einen großen Beitrag leisten. Den größten Nutzen generieren die Mitarbeiter. Je besser sie qualifiziert sind, desto sicherer ist ihr Arbeitsplatz. Neben der Integrationsfunktion erfüllt die Zeitarbeit ihre Flexibilisierungsfunktion - insbesondere im Bereich der Facharbeiter. Eine anfängliche Entgeltdifferenz ist hierbei sachgerecht, da ein nur temporär eingesetzter Mitarbeiter eine geringere Produktivität aufweist. Natürlich erfolgt im Zeitablauf eine Angleichung der Produktivität.
Entgeltdifferenz
Wenn Stamm- und überbetriebliche Mitarbeiter zwei Jahre lang denselben Job machen ist nicht zu vermitteln, warum hier eine Entgeltdifferenz besteht. Der iGZ hat schon lange signalisiert, dass wir hier zu Gesprächen bereit sind. Und wir stehen zu unserem Wort! Wir haben auch verstanden, dass der Handlungsdruck durch die hohe Erwartungshaltung von Politik und Gesellschaft deutlich gestiegen ist und wir kurzfristig sachgerechte Lösungen finden müssen. Ich bin sehr froh, dass eine lange von uns gestellte Forderung, die Einführung eines Branchenmindestlohns für die Zeitarbeit, erreicht wurde.
Gesetzgeber gefordert
Hier war der Gesetzgeber tatsächlich gefordert, weil eine Unterwanderung des deutschen Arbeitsmarktes durch Menschen, die nach osteuropäischen Billigtarifverträgen vergütet werden, nicht durch die nationalen Tarifpartner verhindert werden konnte. Um auch hier deutlich zu werden: Wir freuen uns, wenn Menschen aus Polen und anderen Nachbarländern hier Ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen. Das gilt insbesondere für den qualifizierten Bereich. Die über Jahre gewachsenen Tarifstrukturen dürfen hierbei aber nicht zerstört werden. Der Mindestlohn in der Zeitarbeit schützt auch das Stammpersonal der Betriebe.
Klebeeffekt
Der Klebeeffekt in der Zeitarbeit setzt wieder ein, wir merken das bei der PEAG Personal GmbH sehr deutlich! Dass Unternehmen nach der größten Weltwirtschaftskrise nach dem zweiten Weltkrieg zunächst nur verhalten direkt einstellen, ist völlig normal. Mit dem sich nun stabil zeigenden Aufschwung erhöhen sich die Übernahmezahlen durch Kundenunternehmen deutlich!