Potenziale entdecken und entwickeln
„Aus dem Fachkräftemangel ist inzwischen ein genereller Arbeitskräftemangel geworden“, benannte Ulrike Kücker, iGZ-Landesbeauftragte für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, eine der derzeit größten Herausforderungen der Zeitarbeitsbranche. Beim iGZ-Landeskongress Ost in Erfurt drehte sich alles um das Motto „Zeitarbeit der Zukunft: Potenziale entdecken und entwickeln“.
Christian Baumann, iGZ-Bundesvorsitzender, erläuterte den rund 150 Teilnehmer eingangs die Ziele des iGZ. „Wir werden den Kontakt zu den politischen Entscheidungsträgern in den nächsten Monaten bis zur Bundestagswahl noch weiter intensivieren“, betonte er. Des Weiteren wolle sich der iGZ verstärkt um die Themen Digitalisierung, Qualifizierung und Imageverbesserung kümmern.
AÜG-Reform nicht nachvollziehbar
In Ostdeutschland gebe es derzeit 240.000 offene Stellen, präsentierte Stephan Fauth, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Wirtschaft Thüringens, Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Gerade kleineren Unternehmen ohne eigene Personalabteilung seien da auf die Hilfe von Zeitarbeitsunternehmen angewiesen, um geeignete Mitarbeiter zu finden. Die jüngst in Kraft getretene Reform des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (AÜG) konnte Fauth nicht nachvollziehen. „Hier wurde ohne Not in bestehende tarifliche Strukturen eingegriffen“, ärgerte er sich. Die Branchenzuschläge hätten auch vorher bereits faire Löhne garantiert. Die Leidtragenden der Reform seien in erster Linie die Arbeitnehmer. Ohne tariflich abweichende Regelungen ende ihr Arbeitseinsatz beim Kundenbetrieb künftig nach 18 Monaten.
Wirtschaftsminister Tiefensee: Arbeiten in Thüringen
Wolfgang Tiefensee, Thüringer Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft sprach anschließend zum Thema „Arbeiten in Thüringen: Vor welchen Herausforderungen stehen wir?“ (zum separaten Artikel).
Harmonie statt Wettbewerb
„Auch wenn viele das glauben: Arbeitgeber sind nicht gut auf die Anforderungen der Generation Z eingestellt“, stellte Prof. Dr. Christian Scholz, Arbeitsweltforscher an der Universität des Saarlandes, unmissverständlich klar. Denn die Generation Z ticke noch einmal ganz anders als die Generation Y. Klare Strukturen statt flexibler Arbeitszeitmodelle, Harmonie statt Wettbewerb, Förderung statt Forderung stünden bei den Jüngeren auf dem Wunschzettel. „Daher ist es für Sie beim Rekrutierungsprozess ratsam, nicht nur die Flexibilität der Zeitarbeit, sondern auch die Sicherheit des Beschäftigungsverhältnisses zu betonen“, riet Scholz.
Kompetenzen für die digitale Zukunft
„Generalisten mit branchen- und themenübergreifender Erfahrung sind am meisten gefragt“, stellte Aleksandar Amidzic, Direktor Automotiv, Hays Professional Solutions GmbH, klar. Er referierte darüber, welche Kompetenzen im künftigen digitalen Zeitarbeit wichtig sind. Führungskräfte müssten immer mehr als Vorbilder und Coaches agieren. Externe Dienstleister würden immer langfristiger als strategische Partner angesehen. „Das erhöht für neue Wettbewerber die Einstiegsbarrieren“, gab Amidzic den Anwesenden mit auf den Weg, bestehende Partnerschaften zu pflegen. (ML)