"Politik erfährt, welch´ gute Arbeit wir leisten"
„Wir müssen dafür sorgen, dass die Politik erfährt, welche gute Arbeit wir leisten“, sagt Oliver Nazareth. Der umtriebige iGZ-Landesbeauftragte für Schleswig-Holstein hat deshalb Mathias Stein eingeladen. Der SPD-Bundestagsabgeordnete hat den Wahlkreis Kiel im Direktmandat gewonnen und kennt sich in Kiel aus.
Als Wasserbauer und Bautechniker war er bei der Wasserstraßen- und Schifffahrtverwaltung des Bundes beschäftigt. Seine Leidenschaft gilt dem Nord-Ostsee-Kanal; die am häufigsten befahrene Wasserstraße der Welt. Dort sei er als Personalrat auch mit der Zeitarbeit in Berührung gekommen. Oliver Nazareth sprach in den Räumen der „Nazareth Personal“ Klartext mit dem Abgeordneten. „Wir wollen nicht mehr als Sklavenhändler oder Ausbeuter beschimpft werden, unsere Mitarbeiter haben es verdient, nicht als Leiharbeiter diskreditiert zu werden“, sagte der iGZ-Funktionsträger und skizzierte die Situation seiner Mitarbeiter in der Landeshauptstadt.
Fachkräfte
Bei ihm seien vornehmlich Fachkräfte eingestellt, die in den Firmen rund um den Hafen ihre Einsätze haben. Darunter seien auch große Unternehmen wie Thyssen Krupp. Das Fachpersonal könne sich heute aussuchen, welchen Arbeitgeber sie haben möchten. Niemand sei gezwungen in der Zeitarbeit zu arbeiten. Wer ein solches Unternehmen auswähle, habe einen tarifgebundenen Vertrag mit allen Sozialleistungen, wie Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.
Tarifbindung fast 100 Prozent
Die Leiterin des iGZ-Hauptstadtbüros, Andrea Resigkeit, wies auf die langjährige Arbeit des Verbandes hin, die Zeitarbeit zu einer modernen Branche zu entwickeln. So habe der iGZ einen Ethikkodex verabschiedet, eine Kontakt- und Schlichtungsstelle für Arbeitnehmer eingerichtet und seit langem Tarifverträge mit den DGB- Gewerkschaften abgeschlossen. Die Tarifbindung betrage fast 100 Prozent. Stein, der in seiner Funktion als Verdi-Mitglied auch die Situation der stark abnehmenden Tarifbindung in Deutschland als problematisch empfindet, sah darin einen Vorteil der Zeitarbeit.
Evaluation des AÜG im Jahr 2020
Oliver Nazareth sprach deutlich die jetzige Situation an, in der Firmen nach der AÜG-Novelle 2017 aktuell seien. Die Unternehmen hätten die Vorgaben, die sich aus den rechtlichen Neuerungen ergeben haben, umgesetzt. Jetzt solle man von der politischen Seite abwarten und der Zeitarbeit Raum geben, um sich entsprechend weiter zu entwickeln. Diskussionen, wie sie bereits jetzt wieder in bestimmten politischen Bereichen geführt werden, würden dies erschweren. „Lassen Sie uns in den nächsten fünf Jahren einfach unsere Arbeit machen“, so Nazareth. Aber er räumte ein, „auch die Unternehmen der Zeitarbeit müssen sich entwickeln“. Dies werde man gern im Dialog mit der Politik tun, versprach Nazareth. Andrea Resigkeit wies in diesem Zusammenhang auf die gesetzlich vorgeschriebene Evaluation des AÜG im Jahr 2020 hin. Es müsse bei der Überprüfung des Gesetzes auch darauf geachtet werden, welche Restriktionen unsinnig seien. Dies gelte zum Beispiel für die Überlassungshöchstdauer.
Zeitarbeit leistet viel Integrationsarbeit
Neu war dem Abgeordneten, wie groß die Leistung der Zeitarbeit im Bereich der Integration von Migranten und Geflüchteten ist. Dies sei eine der wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben der Zukunft, sagte Stein. Der Bundestagsabgeordnete nahm aus dem Gespräch viele Eindrücke mit. Diese müsse er jetzt erst mal sacken lassen, so Stein. Aber klar sei, man dürfe nicht alles schwarz oder weiß sehen. Oliver Nazareth bot ihm an, sich auch mit anderen Zeitarbeitsunternehmen auf Veranstaltungen des iGZ auszutauschen. (AR)