Personalentwicklung im Fokus der Zeitarbeit
Equal Pay werde auf die eine oder andere Art kommen, prognostizierte der Bildungsexperte den rund 100 Teilnehmern. „Die Branchenzuschläge zeigen aber, dass die Branche das erfolgreich selbst definieren kann“, erläuterte Rensing. Reine Arbeitnehmerüberlassung werde Bestandteil eines ganzheitlichen Geschäftsmodells sein müssen.
"Hanebüchen unlogisch"
„Equal Pay in Kombination mit einer Höchstüberlassungsdauer ist hanebüchen unlogisch“, fand er deutliche Worte zu den geplanten Regulierungen seitens des Gesetzgebers. „Wie kann es sein, dass man ab einem Zeitpunkt X Equal Pay einführt und dann ab Zeitpunkt Y zusätzlich eine Höchstüberlassungsdauer gelten lässt? Auf welcher Basis will man dem Mitarbeiter vorschreiben, wann die Gleichbehandlung mit Angestellten des Kundenunternehmens enden muss?“, fragte er ins Plenum.
Keine Gewinner
„Das kommt für den Mitarbeiter einem Berufsverbot gleich“, betonte Rensing. Er halte Vereinbarungen im Koalitionsvertrag zudem europarechtlich für unhaltbar. Entweder gehe das eine oder das andere, aber nicht beides zusammen. „Es gibt nicht einen einzigen Gewinner in dieser Konstellation“, stellte das iGZ-Vorstandsmitglied fest.
Personaldienstleistungsservice
„Es wird Prozesse - vielleicht auch digitaler Natur - geben, die wir in Zukunft auf professioneller Basis zur Verfügung stellen können“, richtete Rensing den Blick auf die Inhalte des Personalmanagement-Forums. Zeitarbeitsunternehmen müssen sich, so der Redner, künftig auch als Personaldienstleistungsservice aufstellen. Das Motto „Wer den Mitarbeiter hat, hat den Auftrag“ werde auf Dauer nicht reichen. „Künftig“, so Rensing, „werden auch Faktoren wie Mitarbeiterzufriedenheit und -bildung eine immer größere Rolle spielen.“
Kernfunktion Bildung
Eine der Kernfunktionen der Zeitarbeit werde Bildung sein. „Bildung ist integraler Bestandteil jedes Unternehmens und sollte auch gelebt werden. Sicher ist, Bildung ist immer eine Investition in die Zukunft“, ermunterte er, nach vorn zu schauen. Das gelte übrigens auch besonders für die Integration der Flüchtlinge, „wo sich die Zeitarbeit ihrer Verantwortung bewusst ist und sie sicher ihren Teil dazu beitragen wird - wenn uns die Politik denn lässt.“
Entwicklung immer schneller
Alexander Zarle, Geschäftsführender Gesellschafter XMC Management Consultants GmbH, Leiter des Instituts für postfossile Logistik und Professional für Strategie, zeichnete unter dem Motto „Personal 4.0 – Perspektive für die Personaldienstleistung“ den Weg der Globalisierung von ihren Anfängen her nach. Die Zeiten für Neuentwicklungen, die auf den Markt kommen, werden immer kürzer“, lautete sein Fazit der Entwicklung.
Auslagerung
Entfernungen seien geschrumpft und spielen in der modernen Welt keine Rolle mehr, nannte Zarle die Auswirkungen vor allem auch für die Wirtschaft. Nun gelte es, diese Welt mit belastbaren Regeln auszugestalten. Geringere Löhne oder Steuern, lockere Arbeitsschutzgesetze und belastbarere Arbeitskräfte führen, so der Referent, zum weitverbreiteten Outsourcing (=Auslagerung) ganzer Unternehmenszweige. Zarle: „So können die Produktionskosten erheblich gesenkt und die Konkurrenz nachhaltig geschwächt werden.“
Herausforderungen
Für Zeitarbeitsunternehmen ergäben sich folgende Herausforderungen: Arbeitszeitmodelle und Aufgabenspektren können flexibel und, den demographischen Wandel berücksichtigend, altersgerecht gestaltet werden. Handlungsspielräume für die Mitarbeiter erweitern sich; intelligente Arbeitsmittel, wie vernetzte Softwareprogramme, erleichtern und beschleunigen Prozesse und Arbeitsschritte.
Akzeptanz sichern
Es werden neue Möglichkeiten zur Planung und Steuerung des Ressourceneinsatzes geschaffen. Allerdings ergeben sich auch höhere Qualifikationsanforderungen für die Mitarbeiter durch steigende Komplexität. Die Akzeptanz der Mitarbeiter und das Vertrauen in die neuen Technologien müssen gesichert und ständige Weiterbildungsmaßnahmen durchgeführt werden.
Steigender Bedarf
„Die wichtigste Antwort auf Digitalisierung heißt Qualifizierung“ unterstrich Dr. Oliver Stettes, Leiter des Kompetenzfelds Arbeitsmarkt und Arbeitswelt, Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln, in seinem Vortrag. Digitalisierung werde von vielen Unternehmen als Chance gesehen. Mit Blick auf diese Digitalisierung sei damit zu rechnen, dass sich der zunehmende Bedarf an Personen mit höheren Kompetenzen fortsetze. „Fähigkeiten werden eine Rolle spielen, die im engen Zusammenhang mit digitalen Technologien wie etwa den Kommunikationswegen via Internet stehen“, kündigte er an.
Konstante Struktur
An oberster Stelle stehe dabei der sichere und sensible Umgang mit komplexen Daten. In einer digitalisierten Gesellschaft werde der Bedarf an Zeitarbeitskräften nicht abnehmen. Rationalisierung sei eben auch eine Frage des Preises, verwies Stettes auf Helfertätigkeiten, deren Tätigkeiten eigentlich das größte Automatisierungsrisiko haben. Aktuell könne man nicht davon ausgehen, dass es große Veränderungen in der Struktur der Zeitarbeit geben werde, die durch Digitalisierung hervorgerufen werde.
Qualifizierung
„Es gibt keine einheitliche, allgemeingültige Definition für den Begriff Personalentwicklung“, stellte Claudia Simons, Department Manager Professional Development Hays Temp GmbH, in ihrem Vortrag fest. Im Rahmen ihres Beitrags „Personalentwicklung in der Zeitarbeit – Nutzen, Ziele und Instrumente“ stellte sie die Definitionen vor: Personalentwicklung als Bereich, der sich mit Qualifizierungsmaßnahmen (Aus- und Weiterbildung) für Mitarbeiter beschäftigt.
Gestaltung
Eine zweite Definition bezeichne Personalentwicklung als Bereich, der sich ableitend aus Unternehmensstrategie und -zielen sowie Umweltbedingungen/Marktentwicklungen um die Bereitstellung der optimalen Instrumente und Maßnahmen sowie Gestaltung des organisationalen Rahmens für die passgenaue Entwicklung und Ausschöpfung der Mitarbeiterpotenziale sowie die Unterstützung der Führungskräfte bei der Anwendung dieser Instrumente und Maßnahmen kümmere.
Bildungsmaßnahmen
Personalentwicklung umfasse alle Maßnahmen der Bildung, der Förderung und der Organisationsentwicklung, die von einer Person oder Organisation zur Erreichung spezieller Zwecke zielgerichtet, systematisch und methodisch geplant, realisiert und evaluiert werden.
Anforderungen
Für die Zeitarbeit existieren laut Simons zwei Beschäftigungsbereiche parallel: Personalentwicklung für interne Mitarbeiter einerseits und für externe Mitarbeiter (Mitarbeiter im Einsatz beim Kunden/
Zeitarbeitnehmer) andererseits. „Daraus“, so die Referentin, „ergeben sich hinsichtlich der organisatorischen Einbindung der Mitarbeiter, fachlich-inhaltlicher Aspekte und karrierebezogener Entwicklungsmöglichkeiten unterschiedliche Anforderungen an die Personalentwicklung.“
Andere Aufgaben
„Berufsbilder im Wandel – Konsequenzen für Ausbildung und Qualifizierung“, stellte Markus Bretschneider, Abteilung Struktur und Ordnung der Berufsbildung, Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), mit seinem Beitrag vor. Die Digitalisierung wirke sich auf die Berufsbilder aus, stellte er fest. Daraus folge, dass sich Aufgaben- und Kompetenzprofile von Mitarbeitern stark verändern werden. „IT-Kompetenz“ werde zur Schlüsselqualifikation, und berufliche Handlungsfelder werden sich verändern, kündigte Bretschneider an.
Wandel gestalten
Das werde außerdem Konsequenzen für die Personalentwicklung und Fortbildung haben und einen sowohl quantitativen als auch qualitativen Fachkräftebedarf generieren. „Der Wandel muss gestaltet werden“, blickte er in die Zukunft. Technik und technische Weiterentwicklung, so der Referent, werden dabei als Hilfsmittel dienen. Zudem müssten Arbeitsumgebungen nutzerfreundlich gestaltet werden.
Fachforen
In vier Fachforen wurden die Themengebiete jeweils weiter vertieft. Mit einem Schlusswort Thorsten Rensings endete der von Erwin Stickling, Chefredakteur der Personalwirtschaft, moderierte Tag. (WLI)