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Dr. Lutz Meyer, Wahlkampfberater, Kommunikationschef des Verbandes der Automobilindustrie VDA, Andrea Resigkeit, iGZ-Leiterin Fachbereich Politische Grundsatzfragen, Johannes Vogel, Sprecher für Arbeitsmarkt- und Rentenpolitik der FDP-Bundestagsfraktion, Generalsekretär der FDP NRW, sprachen über den Bundestagswahlkampf.

Persönlicher Einsatz ist ein Türöffner für Zeitarbeit

Das persönliche Engagement als möglicher Türöffner für das Thema Zeitarbeit im Bundestagswahlkampf – Einigkeit herrschte in der Diskussionsrunde anlässlich des iGZ-Kongresses „PERSONAL.PRAXIS.MITTE.DIGITAL.“, die rund 200 Teilnehmer mitverfolgten. Unter dem Titel „Was erwartet uns im Bundestagswahlkampf?“ sprachen Dr. Lutz Meyer, Wahlkampfberater, Kommunikationschef des Verbandes der Automobilindustrie VDA, Andrea Resigkeit, iGZ-Leiterin Fachbereich Politische Grundsatzfragen, Johannes Vogel, Sprecher für Arbeitsmarkt- und Rentenpolitik der FDP-Bundestagsfraktion, Generalsekretär der FDP NRW, über Aspekte und Perspektiven zur Stellung der Zeitarbeit in Zeiten von Corona und Wahlkampf.

Lutz Meyer erläuterte, die Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie erzeugten mitterweile auch einen gewissen Staatsverdruss. Jetzt müsse es die Wirtschaft wieder richten. „Wir müssen vor allem stoppen, dass wir international abgehängt werden“, unterstrich Meyer.

In Jahrzehnten denken

Johannes Vogel resümierte, absehbare Versäumnisse seien in der Coronakrise offensichtlich geworden: „Wir wussten doch, dass Impfen der einzige Weg aus der Krise ist.“  Auch die Digitalisierung hänge in Deutschland weit zurück und sei nun virulent. Bestes Beispiel sei das Faxe verschicken für einen Impftermin. Vogel: „Wir müssen in Jahrzehnten und über das Ende von Legislaturperioden hinausdenken. Man kann ja auch aus Stärken lernen. Der Impfstoff ist zuerst in Deutschland entwickelt worden.“

Lösung für den Aufschwung

Andrea Resigkeit unterstrich in der von Marcel Speker, iGZ-Leiter Fachbereich Kommunikation und Digitalisierungsbeauftragter, moderierten Runde: „Wir müssen dabei kommunizieren, dass Zeitarbeit die Lösung für den Aufschwung ist.“ Die oft negative Einstellung der Politiker gegenüber der Branche sei durch Nichtwissen und „Informationen“ aus Medienschlagzeilen geprägt. „Das gilt es zu ändern, und das werden wir aktiv gemeinsam mit unseren Mitgliedsunternehmen angehen“, kündigte sie an.

Positives Meinungsklima schaffen

„Zeitarbeit geht’s aber auch nicht anders als anderen Branchen. Viele Berichte sind zu 50 Prozent erdichtet“, analysierte Meyer die Situation. Das Thema solle in der Öffentlichkeit positiv erzählt sowie mit Zahlen und Fakten untermauert werden. „Die Aufgabe der Branche ist es, ein positives Meinungsklima zu schaffen“, stellte er fest. Höchste Relevanz habe ein Thema, wenn es im jeweiligen Wahlkreis diskutiert werde. Dort bekomme Zeitarbeit dann Relevanz: „Die Politiker tragen es weiter in Land- und Bundestag, wo es dann rumort“, appellierte Meyer an das Engagement vor der eigenen Haustür.

Türöffner

„Wir haben auch unsere Funktionsträger immer wieder ermuntert, sich vor Ort an die Politiker zu wenden und das persönliche Gespräch zu suchen. Das lief in der Vergangenheit bereits recht erfolgreich und muss jetzt noch weiter intensiviert werden“, gewährte Resigkeit Einblick in die iGZ-Verbandsarbeit. Vogel bestätigte, diese Vorgehensweise sei völlig richtig: „Die Einladung vor Ort ist auch eine Türöffnungsmöglichkeit. Relevanz des Themas Zeitarbeit interessiert jeden politischen Generalisten in den Wahlkreisen. Nach Corona werden wir wohl eine gestiegene Sockelarbeitslosigkeit haben, und Zeitarbeit verschafft Beschäftigungsperspektiven sowie Möglichkeiten zum Einstieg in den Arbeitsmarkt“, fasste Vogel zusammen. Zeitarbeit sei keine Nischenfrage, „sondern ist auch künftig ein wesentlicher wirtschaftlicher Aspekt in der weiteren Entwicklung des Arbeitsmarktes.“

Persönliches Gespräch suchen

Mit unattraktiven Entscheidungen unterm Strich sei dabei jedoch immer wieder mal zu rechnen. „Das gibt´s für alle Branchen. Dann sammeln wir wieder neue Argumente und gehen erneut auf die Politiker zu. Man darf die Politik nicht verteufeln, sondern muss das persönliche Gespräch suchen“, erklärte Resigkeit – und betonte: „Die Zeit spielt für die Zeitarbeit, Zick-Zack-Biographien sind heute bereits eine Selbstverständlichkeit.“

Mainstreamkorridor

Entscheidungen fielen – so Meyer immer unter zwei Gesichtspunkten: Wichtig sei der Korridor der Mehrheitsmeinung in der Politik, und die theoretische Entscheidung sei am Ende auch immer emotional. Meyer: „Das Thema muss also so positioniert sein, dass es im Mainstreamkorridor fest verankert ist. Hauptsache ist zudem, es fühlt sich gut an, Fakten sind dabei immer nur ein Hilfsargument."

Politik im steten Wandel

Johannes Vogel zog das Fazit aus der Sicht des Politikers: „Die“ Politik gebe es nicht. Mehrheitsmeinung sei stets im Wandel. „Wenn´s keine Wechselwähler gäbe, würden sich nie Positionen verändern. Das gilt auch für Meinungswechsel in der Politik. Wes wird immer die Partei gewählt, die überzeugt. In starren Blöcken würden sich nie Meinungen verändern und es gäbe kaum politisches Engagement.“  (WLI)