Osten Deutschlands bei Zeitarbeit auf Wachstumskurs

Mit viel Dank und Wertschätzung zum Engagement des iGZ in Sachen Kurzarbeit und Tarifverhandlungen, eröffneten die iGZ-Regionalkreisleiter von Thüringen, Sachsen, Berlin und Brandenburg den iGZ-Kongress PERSONAL.PRAXIS.OST.2022. Durch das Online-Format nahmen auch viele weitere Gäste aus ganz Deutschland teil.

„Aktuell viel Potenzial in der Zeitarbeitsbranche“, sieht Dirk Hellmann, Regionalkreisleiter Sachsen, da zunehmend Arbeitnehmer nachgefragt werden. Allerdings sei die Rekrutierung gleichzeitig auch für die Zeitarbeit schwieriger. Einen Einbruch an Aufträgen sehe er bislang nicht kommen.

Gerriet Cornelius, iGZ-Regionalkreisleiter Berlin und Brandenburg, bemerkte, dass die organisatorischen Aufgaben zunehmen. In Berlin werden laut Cornelius nun immer mehr Fahrservices benötigt, da viele Arbeitnehmer über keinen Führerschein verfügen. Sprachliche Hürden seien eine zusätzliche Herausforderung, da beispielsweise oft Schichtleiter mit erweiterten Sprachkenntnissen benötigt werden.

Osten besser als Westen

Der Landesvorsitzende des Wirtschaftsrates Deutschland, Mihajlo Kolakovic, attestierte dem Osten Deutschlands eine positive Wirtschaftsprognose. Aktuelle Zahlen belegen, so Kolakovic, dass die Konjunktur in den östlichen Bundesländern etwas stabiler als im Westen laufe. Die ostdeutsche Produktion solle dieses Jahr mit 1,5 Prozent sogar etwas stärker gewachsen sein als in Deutschland insgesamt. Aber: Das Rettungspaket der EU gegen die Auswirkungen der Coronapandemie, Lieferengpässe, der Angriff Russlands auf die Ukraine, gestiegene Gaspreise und eine wachsende Zurückhaltung gegenüber China seien dagegen aktuelle Faktoren für steigende Kosten und eine beginnende Inflation. Man müsse sich auf einen Wohlstandsverlust in Deutschland einstellen.

Unternehmen stehen also vor großen Herausforderungen. Eine der größten sei der Fachkräftemangel, so Kolakovic. Es werde mehr studiert und weniger Handwerksberufe erlernt, was den Markt zusätzlich einschränke. Eine Reform der Ausbildung und qualifizierte Zuwanderung seien die Lösung. Allerdings werde der Osten von  Zuwanderern eher gemieden, da dort bereits weniger Migranten ansässig seien. Kolakovic: „Sie gehen dorthin, wo bereits eine Community vorhanden ist.“ Integration sei in ländlichen Bereichen daher schwieriger, was das Risiko von Rück-Wanderung berge.

Vielfältiges Programm

Professor Dr. Susanne Böhlich, Internationales Management mit Schwerpunkt Personalmanagement, referierte über die Möglichkeit der Anwerbung aus der Nische älterer Arbeitnehmer, den sogenannten „Golden Agern“. Sie haben laut Referentin  noch Arbeitsjahre vor sich und bieten Personaldienstleistern ein enormes Potenzial.

Bei Oliver Kreutzkamp, Teamleiter Prüfteam-Arbeitnehmerüberlassung, Bundesagentur für Arbeit (BA), konnten die Gäste einen Einblick in Betriebsprüfungen aus Sicht der BA erhalten. Er ging dabei auf die meistgeprüften Dokumente und deren korrekte Dokumentation ein.

Dr. Ulf Rinne, Head of Scientific Management & Senior Research Associate IZA Institute of Labor Economics, gab ebenfalls seine Einschätzung zur Zukunft des Arbeitsmarktes. Rinne betrachtete dabei die globalen gesundheitlichen und wirtschaftspolitischen Krisen, sowie den demographischen Wandel und das daraus resultierende Defizit an Arbeitskräften.

Neues aus der Rechtsabteilung 

Syndikusrechtsanwältin Mandy Ostermeier, iGZ-Referat Arbeits- und Tarifrecht, gab allen Teilnehmern einen Überblick zu den neusten rechtlichen Themen der Branche. Zur längeren verstetigten Arbeitszeit berichtete sie, dass sie nun auf bis zu 173,34 Stunden pro Monat ausgedehnt werden könne, wenn im Kundenbetrieb eine längere Arbeitszeit üblich sei. Die Auszahlung aus dem Arbeitszeitkonto und Ausgleichspflicht gelte auch für Minijobber, für die auch ein Arbeitszeitkonto zu führen sei, so Ostermeier. Sie betonte die zwingende Notwendigkeit eines Ausgleichs des Arbeitszeitkontos pro Jahr. Ostermeier erläuterte auch das aktuelle Urteil des Bundesarbeitsgerichtes (BAG) zu Mehrarbeitszuschlägen. Da „der Arbeitnehmer nicht davon abgehalten werden dürfe, seinen Jahresurlaub zu nehmen“, müssen Urlaubstage nun auch auf Mehrarbeit angerechnet werden.

Cornelius rechnet Mitte Dezember mit einem Abschluss der Verhandlungen zum Tarifvertrag der Entgeltstufe 3. Sein Schlusswort zur Veranstaltung: „Wir sehen es als unsere Vorgabe, die Feuerwehr zu sein, wenn es brennt."

Über den Autor

Jan Herzogenrath

Jan Herzogenrath ist seit September 2022 als Volontär im Fachbereich Kommunikation des iGZ tätig. Zuvor studierte er Digitale Filmproduktion an der School of Audio Engineering (SAE) in Bochum und arbeitete für die Internationale Film Fernseh und Musik Akademie (IFFMA).

 


Telefon: 0251 32262-160
E-Mail: herzogenrath@ig-zeitarbeit.de

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