Mit Vorurteilen aufgeräumt

„Zeitarbeit bringt Menschen in Arbeit. Sie erfüllt dabei Funktionen, die andere Unternehmen oder auch die Bundesagentur für Arbeit in dem Umfang nicht wahrnehmen können oder wollen. Trotzdem gefährdet die Politik diese wichtige Integrationsfunktion, indem sie weitere Regulierungen der Zeitarbeit vorsieht“, ärgerte sich iGZ-Kommunikationsleiter Marcel Speker beim Jura-Forum der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster.

Die Politik lasse sich dabei auch von der öffentlichen Meinung treiben. Die öffentliche Meinung wiederum bilde sich häufig ohne Faktenwissen. Das sei ein Problem. Beim Jura-Forum sprach Speker zum Thema „Menschenwürde und Gerechtigkeit“. „Ich werde Sie in den nächsten Minuten vermutlich von einigen Vorurteilen befreien“, sagte er mit Blick auf die Tatsache, dass das Thema Zeitarbeit in der Veranstaltung im Themenkreis „Armut“ behandelt wurde.

Mehr Sprachhygiene

„Gönnen Sie sich etwas mehr Sprachhygiene“, riet er den angehenden Juristen, die in ihrer Programmbroschüre Zeitarbeitsverhältnisse als „Leihverträge“ bezeichnet hatten. Leihe bezeichne nach dem Bundesgesetzbuch die kostenfreie Überlassung von Sachen. Zeitarbeit sei jedoch weder kostenlos noch würden Dinge zur Verfügung gestellt. „Gerade als angehende Autoren von Gesetzestexten sollten Sie das berücksichtigen“, sagte Speker.

Tarifverträge regeln Bedingungen

Denn Zeitarbeit von heute sei längst eine etablierte Alternative für Menschen, die einen Zugang zu Arbeit suchen: „Zwei Drittel aller Mitarbeiter in der Zeitarbeit kommen aus der Beschäftigungslosigkeit. Für sie bedeutetet Zeitarbeit eine Chance auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.“ Diese Chance finde in klar definierten Rahmen statt: „Wir haben in der Zeitarbeit prozentual mehr unbefristete Stellen als aktuell in der Wirtschaft insgesamt. Wir haben eine Tarifbindungsquote von 99 Prozent, die die höchste in ganz Deutschland ist. Mitarbeiter in der Zeitarbeit werden zudem häufig übertariflich bezahlt“, stellte er klar.

Einzelfallbetrachtung

In der Diskussion mit Dr. Wilhelm Adamy vom Deutschen Gewerkschaftsbund verwies Speker darauf, dass die bloße Betrachtung von Zahlen auf dem Arbeitsmarkt den menschlichen Dimensionen nicht gerecht werde: „Sie beklagen einerseits, dass die Beschäftigungsdauern in der Zeitarbeit zu kurz sind und fordern andererseits die zeitliche Begrenzung von Einsätzen über Zeitarbeit. Sie müssen sich schon entscheiden, was sie wollen.“ Für die Entscheidung, einen Mitarbeiter weiterhin zu beschäftigen oder sich von ihm zu trennen, gebe es immer höchst individuelle Gründe. Das müsse man berücksichtigen anstatt Entwicklungen zu verallgemeinern und Durchschnittszahlen ohne Aussagekraft heranzuziehen.