Migration nach Deutschland stark eingebrochen
Mit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie 2020 ist der Saldo aus Zu- und Fortzügen von ausländischen Staatsangehörigen in Deutschland um 34 Prozent gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019 gesunken. Besonders stark ist dabei die Migration aus Drittstaaten zurückgegangen. Das zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
Die Covid-19-Pandemie hat die Rahmenbedingungen für Migration nach Deutschland und in andere Zielländer laut IAB-Pressemitteilung verändert. Dabei haben sich, so das IAB, die mit dem Infektionsgeschehen verbundenen Risiken, Mobilitätsbeschränkungen, sinkende Beschäftigungschancen und geringere Verdienste unterschiedlich auf die Ziel- und Herkunftsländer der Migration ausgewirkt.
Wanderungssaldo
Der Wanderungssaldo in Deutschland habe sich 2020 auf rund 245.000 Migranten im Vergleich zu 371.000 Migrierte im Vorkrisenjahr 2019 verändert. In der ersten Jahreshälfte 2021 betrug die Nettozuwanderung rund 134.000 Migranten, das entspricht einem Minus von 33 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2019. Damit sei die Migration nach Deutschland stärker eingebrochen als beispielsweise in Österreich, der Schweiz und den skandinavischen Ländern, wo sich die Wanderungszahlen im Jahresverlauf stärker erholten.
55 Prozent Rückgang
Die Covid-19-Pandemie habe sich zudem unterschiedlich auf die Migration nach Deutschland aus verschiedenen Herkunftsländergruppen ausgewirkt. Mit einem Rückgang von 55 Prozent im Krisenjahr 2020 sei die Migration zu Erwerbszwecken aus Drittstaaten besonders stark eingebrochen. Demgegenüber waren die Wanderungsbewegungen im Jahresverlauf 2021 mit den Mitgliedsstaaten der EU weitgehend stabil: „Staatsangehörige aus dem Europäischen Wirtschaftsraum waren weniger von Mobilitätsbeschränkungen betroffen, auch mussten sie keine Visa und andere Dokumente beantragen“, so IAB-Forschungsbereichsleiter Herbert Brücker.
Verschiedene Variablen
Die Politikmaßnahmen zur Eindämmung der Pandemie stehen laut IAB statistisch in einem besonders starken Zusammenhang mit dem Rückgang der Wanderungszahlen. Weiter bestehe auch ein enger Zusammenhang des Rückgangs mit der Inzidenz der Covid-19-Infektionen, dem Rückgang des BIP und dem Anstieg der Erwerbslosenquoten. „Weil die Migration auch das Infektionsgeschehen und die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie beeinflusst haben könnte, sind diese Befunde nicht kausal zu interpretieren, sondern als deskriptiver Zusammenhang zwischen den verschiedenen Variablen“, erklärt IAB-Forscher Christoph Deuster. Die Studie beruht auf den Daten nationaler Statistikämter in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Finnland, Norwegen und Schweden, sowie Daten von Forscherinnen und Forschern der Universität Oxford. (WLI)