Migranten beleben Wirtschaft

Immer mehr Migranten machen sich selbstständig, lautet das Ergebnis einer Studie der Forschungsgesellschaft Prognos im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. In der Zeitarbeit sind traditionell viele Ausländer beschäftigt – nicht nur als Arbeitnehmer, sondern auch als Arbeitgeber. Nach einer Statistik der Bundesagentur für Arbeit aus Juli 2016 ist in der Zeitarbeitsbranche jeder vierte Beschäftigte Ausländer.

In der Gesamtwirtschaft beläuft sich der Anteil auf zehn Prozent. Nimmt man die Arbeitnehmer hinzu, die zwar die deutsche Staatsbürgerschaft, aber ausländische Wurzeln haben, dürfte der Anteil noch deutlich höher sein. Dieser hohe Anteil könnte sich in Zukunft auch bei den Unternehmern in der Zeitarbeit widerspiegeln.

1,3 Millionen Arbeitsplätze

Laut Studie entwickelt sich die wirtschaftliche Integration positiv. Im Jahr 2014 waren 709.000 Migranten selbstständig – 25 Prozent mehr als noch 2005. Die Hochrechnung zeigt, dass Selbstständige mit Migrationshintergrund im Jahr 2014 in Deutschland mindestens 1,3 Millionen Arbeitnehmer beschäftigten. Seit 2005 ist die Anzahl dieser abhängig Beschäftigten somit von etwa 950.000 um 36 Prozent angestiegen.

Dienstleistung statt Gastronomie

Dabei sind die Migranten nicht mehr nur in den typischen Branchen tätig. Klischees wie die Dönerbude, das China-Restaurant oder der Kiosk um die Ecke sind längst überholt. Nur 28 Prozent der Unternehmer mit ausländischen Wurzeln machen sich in Handel und Gastronomie selbstständig. Stattdessen sind Dienstleistungen auf dem Vormarsch.

Höheres Einkommen

Je höher die Qualifikation, desto leichter der Sprung in die Selbstständigkeit. Diese unternehmerische Tätigkeit zahlt sich finanziell aus. Bei Selbstständigen mit Migrationshintergrund lag das durchschnittliche monatliche Nettoeinkommen in Deutschland 2014 bei 2.167 Euro und damit 40 Prozent über der Vergleichsgruppe der abhängig Beschäftigten mit Migrationshintergrund. Je mehr eigene Angestellte sie haben, desto höher fällt tendenziell ihr Gehalt aus.

Geringere Qualifikation

Sowohl bei den Unternehmern mit als auch bei denen ohne Migrationshintergrund lag der Männeranteil bei etwa zwei Dritteln. Dennoch gibt es für die Migranten in einigen Bereichen noch Unterschiede. Sie verfügen im Schnitt über ein geringeres Qualifikationsniveau. Auch beim Einkommen schneiden sie trotz Selbstständigkeit schlechter ab. Hürden bei der Unternehmensgründung sind für sie besonders der Bürokratieaufwand und die arbeitsrechtlichen Vorschriften. (AA)

07.07.2022

Prognos-Migrantenstudie