Meldungen zur Kurzarbeit auch Zeichen der Hoffnung

Dass die Zeitarbeit bei den Arbeitslosenzahlen in der Corona-Krise nicht an erster Stelle steht, ist wohl nur der Tatsache zu verdanken, dass die Branche ihre Arbeitskräfte in nahezu alle Wirtschaftszweige überlässt. Damit erfährt die Personaldienstleistung die Auswirkungen – je nach Branche – ebenso unterschiedlich wie die Gesamtwirtschaft.

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat die „Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeitsmarkt“ jetzt in einem Arbeitsmarktbericht kompakt für April 2020 zusammengefasst. Demnach steht das Gastgewerbe im Vorjahresvergleich mit einem Plus an Arbeitslosen von 24.000 Mitarbeitern (plus 208 Prozent) an erster Stelle der Statistik. 13.000 Zugänge in Arbeitslosigkeit (plus 53 Prozent) verzeichnete das Statistische Amt auf Platz Zwei für die Bereiche Handel, Instandhaltung von Kfz. Die Arbeitnehmerüberlassung steht auf dem vierten Platz mit einem Plus von 8.000 (plus 30 Prozent).

Gemeldete Arbeitsstellen

Die Auswirkungen sind nicht nur in der Arbeitslosenstatistik dokumentiert – besonders heftig ist der Rückgang gemeldeter Arbeitsstellen: Laut BA wurden im Berichtsmonat April (Zeitraum 15. März bis 14. April) 76.000 Stellen neu gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sank der bei der BA angezeigte Bedarf an Personal um 109.000 (59 Prozent). Im März lag der Rückgang noch bei 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dieses Minus gehe zu gut 50 Prozent auf die Zeitarbeit, auf den Handel und das Verarbeitende Gewerbe zurück.

Massive Einbrüche

Massive Einbrüche habe es vor allem im Gastgewerbe (minus 89 Prozent), bei sonstigen Dienstleistungen, private Haushalte (minus 71 Prozent) und in den Bereichen Banken, Finanzen und Versicherungen; Baugewerbe (jeweils minus 64 Prozent) gegeben. Im April 2020 sind 47.000 weniger Stellen (minus 25 Prozent) bei der BA abgemeldet worden. Die Agentur vermutet, dass Auswahl- und Einstellungsprozesse in den Unternehmen derzeit ausbleiben oder zurückgestellt werden. Der Anteil der Stornierungen ist auf 55 Prozent gestiegen.

10,1 Millionen Kurzarbeitsmeldungen

Im Vergleich zur Wirtschaftskrise 2008/2009 seien nun auch viele Branchen aus dem Dienstleistungsbereich betroffen. Das zeigt sich besonders auch bei den Zahlen zur Kurzarbeit: Im März und April wurden insgesamt für 10,1 Millionen Beschäftigte Kurzarbeit angezeigt, davon 2,6 Millionen im März und 7,5 Millionen im April. Im Vergleich zu den letzten Jahrzehnten übersteige diese Zahl bei weitem die gemeldeten Kurzarbeitszahlen der großen Rezession 2008/2009. Im gesamten Krisenjahr 2009 gingen bei den Agenturen für Arbeit KuG-Anzeigen für 3,3 Millionen Beschäftigte ein.

Kurzarbeit in NRW

In Nordrhein-Westfalen beispielsweise belief sich die Zahl gemeldeter konjunktureller Kurzarbeit für März und April auf 1.736 Meldungen (gesamt: 151.810). Die Anzahl betroffener Beschäftigter belief sich für beide Monate auf 59.674 (gesamt: 2.153.605) das sind für die Zeitarbeitsbranche in NRW 34,4 Arbeitnehmer je Anzeige.

Hoffnung

Diese außerordentlich hohe Zahl signalisiere – so die BA – aber auch, dass viele Betriebe hoffen, bald wieder ihre Tätigkeit aufnehmen zu können und die Krise unternehmerisch zu überstehen. Beschäftigungsverhältnisse werden so stabilisiert und der Anstieg der Arbeitslosigkeit gedämpft. (WLI)

07.06.2022

BA-Arbeitsmarktbericht kompakt April 2020