Mehr Zeitarbeit auf dem Pflege-Arbeitsmarkt

Nachdem Einrichtungen tausende feste Arbeitsplätze abgebaut und Ausbildungsmöglichkeiten eingeschränkt haben, sind sie zunehmend auf Zeitarbeitskräfte angewiesen.

46 000 Stellen gestrichen

Allein die deutschen Allgemeinkrankenhäuser haben zwischen 1996 und 2006 rund 46.000 Pflege-Vollzeitstellen gestrichen - obwohl der Arbeitsaufwand pro Patient gestiegen und die Patientenzahl etwa gleich geblieben ist. Die Ausbildungszahlen in Kranken- und Altenpflege gehen zurück oder stagnieren. Dabei dürfte der Bedarf an qualifizierten Pflegekräften in Zukunft erheblich steigen. Wissenschaftler erwarten einen Beschäftigungsgewinn von bis zu einer Million Arbeitsplätzen im Pflegebereich bis 2025.

Experteninterviews

Die IAT-Forscher werteten für ihre explorative Studie die Stellenanzeigen großer Verleihunternehmen aus und führten Experteninterviews mit Vertretern von Pflegeeinrichtungen, Zeitarbeitsfirmen, mit Personalräten und Beschäftigten.

Zentrale Ergebnisse

Steigender Bedarf: Derzeit, so das IAT, sind gut 19.000 Leiharbeitskräfte in Gesundheitsberufen beschäftigt, ein großer Teil davon in der Pflege. Das sind über fünfmal mehr als 2004. Und die Autoren der Studie rechnen mit einer weiteren Zunahme. Die absolute Zahl der Leihpflegerinnen - fast 80 Prozent sind Frauen - ist gemessen an den rund 1,3 Millionen Pflegekräften oder den 600.000 Leiharbeitnehmern allerdings noch relativ niedrig.

Qualifizierte Kräfte: Während Industrie und andere Dienstleistungsbranchen oft auf Zeitarbeitnehmer ohne spezielle Qualifikation zurückgreifen, spielt die richtige Ausbildung im Pflegebereich eine große Rolle. Die Auswertung der Stellenanzeigen zeigt: Nur etwa 13 Prozent der Ausschreibungen richteten sich an Personen mit Helfer-Qualifikation, die übrigen an Fachkräfte.

Die Motive der Entleihbetriebe: Plötzliche Personalausfälle überbrücken. In den Einrichtungen spielt oft die sehr dünne Personaldecke eine entscheidende Rolle für den Einsatz von Leiharbeitern. Denn schon einzelne krankheitsbedingte Ausfälle bringen die Personalplaner regelmäßig in Bedrängnis. (...)

Motiv zwei: Kosten sparen. Aufwändige Personalsuche mit Stellenanzeigen und Bewerbungsgesprächen entfällt durch die Zusammenarbeit mit Zeitarbeitsfirmen. Wer sich bewährt, kann später immer noch fest eingestellt werden. Zwar sind die Löhne, die Zeitarbeitsfirmen Kranken- oder Altenpflegerinnen zahlen, zumindest bei Berufsanfängern nicht wesentlich niedriger als reguläre Tariflöhne. (...)

Motive der Leiharbeitnehmerinnen: Schneller Wiedereinstieg in den Beruf, Erfahrungen sammeln. Das sind der Untersuchung zufolge zwei typische Motive für Pflegerinnen, die bei Zeitarbeitsfirmen anheuern. Wer länger arbeitslos war oder sich einen Überblick über die Arbeitsumstände in verschiedenen Einrichtungen verschaffen möchte, kann per Zeitarbeit relativ einfach testen, ob ein bestimmter Arbeitgeber auch längerfristig in Frage kommt. (...)