Mehr Geld für Zeitarbeitnehmer
Die Branchenzuschläge führen dazu, dass die Bezahlung der Zeitarbeitskräfte bis auf das Niveau eines vergleichbaren Mitarbeiters des jeweiligen Einsatzbetriebes steigt. Damit wird die so empfundene „Lohnungerechtigkeit“ beim Einsatz von Zeitarbeit abgebaut.
Große Chance
Für den Hauptgeschäftsführer des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ), Werner Stolz, bedeuten die Branchenzuschläge eine große Chance: „Zeitarbeit wird in der Bezahlung deutlich attraktiver und behält gleichzeitig die Vorteile einer flexiblen Arbeitsform.“ Zeitarbeit sei insgesamt ein reguläres, sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis. Das hat das iGZ-Mittelstandsbarometer, eine repräsentative Befragung der iGZ-Mitgliedsunternehmen, aktuell noch einmal bestätigt: Demnach sind 89,5 % der Zeitarbeitskräfte in Vollzeit und 84,3 % unbefristet angestellt. Noch höher (90,2 %) ist die Quote der Zeitarbeitsunternehmen, die Mitarbeitern mehr Geld bezahlen, als sie laut Tarifvertrag müssten.
Grundentgelte steigen
Zum 1. November steigen regulär die Zeitarbeitstarife. Mit der Entgeltgruppe1 im Westen von 7,89 € auf 8,19 € bzw. im Osten von 7,01 € auf 7,50 € steigt gleichzeitig auch der Mindestlohn. Keine Zeitarbeitskraft in Deutschland darf weniger als diese Beträge in der Stunde verdienen. Übrigens auch nicht, wenn die vergleichbaren Mitarbeiter im Entsendebetrieb weniger verdienen.
Branchenzuschläge
Den gegenteiligen Fall regeln die neuen Branchenzuschläge, ab dem 1. November 2012, zunächst für die Metall- und Elektroindustrie und die Chemische Industrie. Sie schließen in fünf Stufen und binnen neun Monaten die Tariflücke zwischen der Zeitarbeit und den Mitarbeitern aus dem Einsatzbetrieb der beiden Branchen. Zum 1. Januar 2013 treten dann Branchenzuschläge für die Kunststoff verarbeitende Industrie und die Kautschuk-Industrie in Kraft. Zuschläge für weitere Branchen werden folgen.
iGZ-Hauptgeschäftsführer Werner Stolz macht deutlich, dass die Branchenzuschläge in den genannten Branchen von allen Zeitarbeitsunternehmen gewährt werden müssen: „Die Branchenzuschläge werden dort, wo sie zu zahlen sind, Teil des Grundentgelts. Wer dieses nicht korrekt gewährt, riskiert hohe Nachforderungen der Mitarbeiter und der Sozialversicherungen.“ Der iGZ hat seinen Mitgliedsunternehmen detailliertes Informationsmaterial und Anwendungshilfen zur Umsetzung der Branchenzuschläge zur Verfügung gestellt.
Zeitarbeit als Chance
„Gute Zeitarbeit, wie wir sie verstehen, ist mehr als die reine Arbeitnehmerüberlassung. Sie ist Problemlöser und Flexibilitätsbeschaffer. Sie ist Rekrutierungsinstrument und Personalkoordination. Sie ist Fortentwickler und Chancengeber“, so Stolz. Es sei falsch, Zeitarbeit stets nur auf die unterste Entgeltgruppe zu reduzieren. Es gebe in Deutschland rund 5 Millionen Beschäftigungsverhältnisse, in denen weniger bezahlt werde, als in der untersten Tarifstufe der Zeitarbeit. Für den überwiegenden Teil der Zeitarbeitseinsätze sei zudem mindestens eine abgeschlossene Berufsausbildung notwendig. Der iGZ-Hauptgeschäftsführer warnt davor, das Instrument der Zeitarbeit böswillig in Misskredit zu bringen: „Für viele Menschen bedeutet Zeitarbeit die Chance auf eine Rückkehr ins Berufsleben. Zwei Drittel aller Zeitarbeitskräfte waren zuvor ohne Job.“ Das iGZ-Mittelstandsbarometer hat zudem ergeben: Von 100 beendeten Arbeitsverhältnissen in der Zeitarbeit sind 40 Zeitarbeitskräfte vom Einsatzbetrieb übernommen worden.