„Lieber Zeitarbeit als Minijob“
70 bis 80 Prozent der Minijobber sind Frauen. Häufig schätzen sie die Flexibilität der 450-Euro-Jobs, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtert. Doch nur selten fänden Frauen nach dem Minijob eine existenzsichernde Beschäftigung, erläuterte Eva Maria Welskop-Deffaa, ab 1. Juni Mitglied des ver.di-Bundesvorstandes. Durchschnittlich seien Frauen sieben Jahre lang auf Minijobbasis beschäftigt.
Kaum Rentenansprüche
Schwierig wird es, wenn Minijobber in Rente gehen. Denn wer ein Jahr lang auf Minijob-Basis zu 300 Euro arbeite, erwirtschafte damit gerade einmal 2,40 Euro monatliche Rentenzahlung, erläuterte Hannelore Buhls, Vorsitzende des Deutschen Frauenrates. Davon könne niemand leben.
In die Zeitarbeit wechseln
Genau aus diesem Grund empfahl Resigkeit, in die Zeitarbeit zu wechseln. Denn dort könnten Beschäftigte ihre Arbeitszeit flexibel gestalten – und seien trotzdem abgesichert. „Fast 90 Prozent der Zeitarbeitskräfte arbeitet in Vollzeit, es gibt nur ganz, ganz wenige befristete Stellen. Zeitarbeitskräfte haben also vom ersten Tag an Zugang zu allen Sozialversicherungen. Sie genießen vom ersten Tag an volle Absicherung.“ Das schließe auch die Altersvorsorge, Krankenversicherung, Lohnfortzahlung im Alter sowie einen Urlaubsanspruch mit ein.
Auf dem Weg zu Equal Pay
Zudem sei die Branche mit dem Mindestlohn von 8,19 Euro im Westen sowie den neuen Branchenzuschlägen gut aufgestellt. Inzwischen gebe es in neun Branchen solche Zuschlags-Tarifverträge, mit denen die Zeitarbeit auf dem Weg zum geforderten Equal Pay sei.
Positive Entwicklung
Diesen Trend erkannte auch Buhls an. „Die Entwicklung in der Zeitarbeit ist insofern positiv, weil wir da auch eine Entwicklung nach unten hatten, die aber auf Betreiben beider Seiten hin verändert worden ist.“ Daher fiel ihr Fazit deutlich aus: „Frauen sollten lieber die Zeitarbeit nehmen als einen Minijob!“ (ML)
Die RBB Zeitpunkte Debatte „Minijobs bis Zeitarbeit: Gibt es Wege aus den Frauenfallen“ steht in der RBB-Mediathek zum Abruf.