Keine Benachteiligung von Zeitarbeitskräften
„Die Studie zur Weiterbildung von Teilzeitbeschäftigten, Mini-Jobbern, befristet Beschäftigten und Zeitarbeitnehmern weist auch auf positive Aspekte bei den Personaldienstleistern hin, was die Qualifizierung ihrer externen Mitarbeiter betrifft. Aber davon steht in der Pressemitteilung der Bertelsmann Stiftung kein einziges Wort“, so Hetz.
Beschäftigtenstruktur
„Aber auch die im Bereich der formalen Weiterbildung geringere Quote der Zeitarbeit, die die Bertelsmann Stiftung in ihrer Pressemitteilung so schlagzeilenträchtig vorangestellt hat, relativiert sich bei genauerem Lesen der Studie“, so Werner Stolz. „Die Autoren der Untersuchung weisen selbst darauf hin, dass das eindeutig mit der Beschäftigten- und Tätigkeitsstruktur in unserer Branche zusammenhängt.“
Berufsbezogene Weiterbildung
Die Studie „Weiterbildung atypisch Beschäftigter“ stellt der Zeitarbeit bei der informellen berufsbezogenen Weiterbildung, also der Qualifizierung außerhalb solcher Aktivitäten wie z.B. Seminaren und Lehrgängen, ein gutes Zeugnis aus. Wörtlich heißt es dort:
„So weisen zwar teilzeitbeschäftigte und geringfügig beschäftigte Männer und Frauen eine geringere Wahrscheinlichkeit auf, an informellen Lernaktivitäten teilzuhaben, als Personen, die in Vollzeit bzw. nicht geringfügig beschäftigt sind. Keinen statistisch signifikanten Effekt finden wir jedoch für die Gruppe der befristet Beschäftigten und die der Zeitarbeiter. Männer und Frauen, die sich in einer dieser Beschäftigungsformen befinden, haben demnach keine statistisch eindeutig schlechteren Teilhabechancen an informeller Weiterbildung als die entsprechenden Vergleichsgruppen.“
Gerade dem informellen Lernen wird aber, wie die Bertelsmann-Studie konstatiert, „mittlerweile in Öffentlichkeit und Literatur eine große Bedeutung beigemessen“. Zeitarbeitnehmer selbst messen „ihrer Arbeitstätigkeit einen hohen Lerngewinn“ bei und sind der Meinung, „dass sich ihre Kompetenzen durch die Zeitarbeit verbessert haben“, wie die Autoren der Studie schreiben.
Erklärung
Tatsächlich sieht die Studie „in der speziellen Beschäftigten- und Tätigkeitsstruktur in der Zeitarbeit“ eine Erklärung für die geringere Beteiligung von Zeitarbeitnehmern an formalen Weiterbildungsangeboten und führt dazu aus:
„Der Anteil Un- und Angelernter ist in der Gruppe der Zeitarbeitnehmer überproportional hoch und diese werden oftmals als Hilfsarbeiter eingesetzt.
Viele Zeitarbeitnehmer weisen folglich Eigenschaften auf, die sich ungünstig auf die Weiterbildungsbeteiligung auswirken, und zwar unabhängig vom Merkmal ‚Zeitarbeiter‘ an sich.“
Probleme
In diesem Zusammenhang bestätigt die Studie die von den Personaldienstleistern geschilderten „Probleme hinsichtlich der Ängste und der geringen Motivation seitens der Zeitarbeitnehmer“, die „im Einklang mit Erkenntnissen der Bildungsforschung [stehen], wonach die geringe Weiterbildungsbeteiligung mancher Personengruppen nicht nur auf mangelnde Angebote seitens der sie beschäftigenden Unternehmen, sondern auch auf das Verhalten der Individuen selbst zurückzuführen ist.“
Aktivitäten
„Erfreulich ist auch, dass die Bertelsmann-Studie die Aktivitäten der beiden Verbände BAP und iGZ im Bereich der Qualifizierung von Zeitarbeitnehmern wie etwa die Einführung eines Kompetenzpasses zu Kenntnis genommen hat und explizit darauf hinweist“, so Hetz und Stolz. „Immerhin werden unserer Branche spezielle Förderansätze attestiert, wenn die Autoren in ihrer Untersuchung schreiben: „Gerade für die Gruppe der Zeitarbeitnehmer sind in der jüngeren Vergangenheit diesbezüglich einige Bemühungen unternommen worden. […] Spezielle Förderansätze für die weiteren Gruppen atypisch Beschäftigter existieren dagegen bislang nur wenige.“
Einseitige Mitteilung
Es ist nur mehr als ärgerlich, dass solche Aussagen der Bertelsmann-Studie in den Medien und der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen worden sind, weil die Bertelsmann Stiftung eine einseitig negative Pressemitteilung herausgegeben hat. Dass unsere Branche künftig ihre Anstrengungen im Bereich der Qualifizierung forcieren muss und wird, steht dabei außer Frage.“
Die Studie steht im Anhang zum Download.