Erwerbsmigration – Kann Zuwanderung den Arbeitsmarkt retten?

Der Fachkräftemangel und die damit verbundene Zuwanderungsdebatte ist nach wie vor in aller Munde. Laut der Website des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz sind derzeit 352 von 801 Berufsgattungen von einem Fachkräftemangel betroffen. In der aktuellen „PEAG Personaldebatte zum Frühstück" ging es daher um die Frage, ob Zuwanderung den Arbeitsmarkt retten kann.

Diskussionsrunde

Bei der gemeinsam von der PEAG-Unternehmensgruppe und dem Arbeitgeberverband Gesamtmetall organisierten Veranstaltung diskutierten Axel Knoerig, CDU-Bundestagsabgeordneter und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Arbeit und Soziales, und Dr. Holger Kolb, stellvertretender Geschäftsführer des Sachverständigenrates für Integration und Migration.

Rahmen weiterentwickeln

Im Hinblick auf die Zuwanderung von Fachkräften verwies Knoerig zunächst auf das Fachkräfteeinwanderungsgesetz der Union, das einen guten Rahmen biete und nun weiterentwickelt werden müsse. Angesichts des sich immer weiter verschärfenden Fachkräftemangels, beispielsweise in den Gesundheitsberufen, forderte Knoerig zudem eine Beschleunigung der Visaverfahren. Allerdings glaube er nicht, dass eine alleinige Konzentration auf die Zuwanderung das Problem lösen werde. So verwies er auch auf das große inländische Fachkräftepotenzial, das beispielsweise durch eine höhere Frauenerwerbsquote und eine längere Beschäftigung älterer Menschen gehoben werden könne.

Zu hohe Zugangshürde

Auch Kolb betonte, dass im Rahmen der Erwerbsmigrationspolitik noch einiges getan werden müsse. Verbesserungsbedarf sehe er vor allem bei der Anerkennung von Qualifikationen. In der Praxis habe sich der Gleichwertigkeitsnachweis als eine zu hohe Zugangshürde erwiesen. Zudem dauern die Verfahren oft zu lange und seien zu komplex. Durch eine erleichterte Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen solle die Arbeitsmigration nach Deutschland für deutlich mehr Arbeitnehmer aus Drittstaaten eine Option werden.

Risiken für Arbeitnehmer

Diese potenzielle Deregulierung des Arbeitsmarktes berge aber auch Risiken mit möglicherweise negativen Folgen für die Arbeitnehmer, so Kolb. Um im internationalen Vergleich nicht einzubüßen, forderte Kolb den Abbau von überflüssiger Bürokratie, die Vereinfachung von Anerkennungsverfahren, die Digitalisierung von Prozessen und vor allem eine bessere personelle Ausstattung der beteiligten Behörden.

Zeitarbeitsverbot aufheben

Auch Zeitarbeit wurde in der Debatte thematisiert. Andreas Schmincke, Geschäftsführer der PEAG Holding GmbH, sprach das noch immer bestehende Verbot zur Anwerbung von Arbeitnehmern aus außereuropäischen Ländern im Rahmen der Arbeitnehmerüberlassung an. Die Zeitarbeit habe ihre Eignung zur Integration ausländischer Fachkräfte in den Arbeitsmarkt nicht zuletzt während der aktuellen und vergangenen Flüchtlingskrise bewiesen. Schmincke forderte die Politik daher auf, das Verbot so schnell wie möglich aufzuheben.

Über den Autor

Robin Junghans

Robin Junghans ist Politologe und Referent für Government Affairs im Berliner Hauptstadtbüro des iGZ. Er ist seit August 2022 für den iGZ tätig. Zuvor war er in der B2B-Eventbranche unter anderem für die Konzeption von internationalen Fachkonferenzen verantwortlich.

 


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