Interview mit iGZ-Hauptgeschäftsführer RA Werner Stolz

1. Was genau ist der iGZ und wen repräsentiert der Verband?

Der iGZ ist der mitgliederstärkste Branchen-Arbeitgeberverband und vertritt regional aufgestellte, mittelständische Zeitarbeitsunternehmen (aktuell 1.450 Betriebe mit 3.200 Niederlassungen in allen Bundesländern)

2. Welchen Nutzen haben Personaldienstleister von einer Mitgliedschaft beim iGZ?

Unser „Mehrwertpaket“ für Mitgliedsunternehmen haben wir gerade noch einmal in einem Flyer zusammen gefasst.

iGZ-Mitglieder profitieren etwa von

• kompetenter Fachberatung im Arbeits- und Tarifrecht

• marktgerechter und fairer Tarifpolitik

• praxisnahen Seminaren

• nützlichen Muster-Arbeitshilfen

• offensiver Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit

• basisnahen Netzwerk-Kontakten

• tagesaktuellen Branchen-News

• Unterstützung bei Veranstaltungen, Fachvorträgen und auf Messen.

3. Welche genauen Ziele verfolgt der iGZ?

Der iGZ als Vertreter mittelständischer Personaldienstleister gestaltet aktiv die Rahmenbedingungen der Zeitarbeitsbranche mit. Als Arbeitgeberverband sorgen wir dafür, dass die Interessen unserer Mitglieder gehört werden. Zeitarbeit muss ein Garant für hohe Flexibilität, Qualität und gute Standards sein. Demografischer Wandel, Fachkräftemangel, Qualifizierung, Wettbewerbs- und Kostendruck, Branchenregulierungen – die Herausforderungen der Zeitarbeitsbranche sind vielfältig. Wir haben bereits erfolgreich einen fairen iGZ-DGB-Tarif etabliert, einen brancheneigenen Ausbildungsberuf initiiert, gerechtere Gefahrtarife in der VBG mit geschaffen. Der iGZ setzt sich für allgemeinverbindliche Tariflohnuntergrenzen ein, damit kein internationaler Unterbietungswettbewerb zu Lasten der Arbeitskräfte stattfinden kann. Immer noch bestehende Branchen-Restriktionen wie etwa im Bauhauptgewerbe gehören abgeschafft, damit neue Zeitarbeitsplätze auch dort legal möglich sind.

4. Nach welchem Motto arbeitet der iGZ?

„Fairplay, soziale Sicherheit und Flexibilität in der Zeitarbeit gehören zusammen“.

5. Warum ist Verbandsarbeit für Zeitarbeitsunternehmen wichtig?

Ein Verband führt nach intensiver Diskussion Branchenmeinungen zusammen, ist ein Seismograph für neue Entwicklungen, kanalisiert eine effektive Lobbyarbeit, leistet Aufklärung in der Öffentlichkeit und bietet notwendige Arbeitshilfen für den Unternehmensalltag an und schließt marktgerechte Tarifverträge ab, über deren Annahme beim iGZ alle Mitglieder mitbestimmen können.

6. Sind alle iGZ-Anwender auch Mitglied beim iGZ?

Nein, es gibt nach den Vorgaben im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz auch die Möglichkeit der einzelvertraglichen Inbezugnahme des iGZ-DGB-Tarifvertrages, ohne Verbandsmitglied zu sein. Aber dies ist nicht wirklich zu empfehlen, da der verbandliche Tarifinfofluss fehlt, die rechtlichen Servicedienste des iGZ nicht in Anspruch genommen werden können und die Mitbestimmung über zukünftige Tarifabschlüsse nicht gegeben ist.

7. Gibt es unter Ihren Mitgliedern die sogenannten "Doppelanwender"?

Der iGZ hatte zunächst bis vor zwei Jahren die Möglichkeit einer Mitgliedschaft ohne Tarifbindung vorgesehen, so dass sich hierunter auch „Doppelanwender“ oder „Andersanwender“ befanden. Dies haben wir jetzt geändert, um nach außen dokumentieren zu können „wo iGZ drauf steht, ist auch iGZ drin“. Firmen, die dies nicht wollen, haben wir die Verbandskündigung empfohlen oder im Verweigerungsfall die Firmen aus dem iGZ ausgeschlossen. Diese „Kartei-Bereinigung“ ist jetzt weitgehend abgeschlossen.

8. Was halten Sie von der Forderung nach einem branchenweiten Mindestlohn?

Wir halten die allgemeinverbindliche Einführung eines tariflichen Branchenmindestlohnes für dringend angezeigt. Stichworte hierzu sind: Vermeidung von Wettbewerbsverzerrungen – spätestens ab Geltung der vollen EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit in Europa (Mai 2011), ein notwendiger Schutzschirm der Zeitarbeitskräfte vor sozialen Verwerfungen, Verringerung von marktschädlichen Aufstockerleistungen des Staates an Zeitarbeitnehmer, die von ihrem Lohn nicht auskömmlich leben können. Wir appellieren deshalb in diesem Sinne an Politik und alle Sozialpartner, das wichtige Anliegen in dieser Legislaturperiode endlich einvernehmlich zu realisieren.

9. Wie sehen Sie - vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels - die zukünftige Entwicklung der Gehälter von ZeitarbeitnehmerInnen?

Gegen den drohenden Fachkräftemangel helfen nur gezielte Weiterbildungsinitiativen der Branche und eine Etablierung als attraktive Arbeitgeber, die bereit sind, marktadäquate Gehälter zu zahlen, die der Produktivität entsprechen.

10. Welche Gefahren sehen Sie in den kommenden Monaten und Jahren auf die Personaldienstleistungsbranche zukommen?

Wir müssen es endlich schaffen, den politischen Widersachern Wind aus den Segeln zu nehmen. Die Zeitarbeitsbranche muss sich so aufstellen, dass wir gegenüber Forderungen nach erneuter Regulierung bessere und stichhaltige Argumente haben und dass Verunglimpfungen und Stimmungsmache nicht überall auf fruchtbaren Boden fallen – kurz: Wir dürfen nicht mehr so angreifbar sein! Die Branchenakteure aller Verbände sollten jetzt die Zeit nutzen, um intensiv am Image und am öffentlichen Erscheinungsbild der Branche zu arbeiten. Der bisherige Eindruck muss schleunigst korrigiert und mit positiven Inhalten gefüllt werden. Die Herausforderungen sind nicht kleiner geworden und werden auf unterschiedlichsten Ebenen zu bewältigen sein.

11. Wie kann man diesen Risiken sinnvoll begegnen?

Ich sehe hier vor allem drei Handlungsebenen:

a) Die Verbands-Ebene

Das Auftreten von drei Branchenverbänden mit unterschiedlichen oder nicht abgestimmten Programmen und Forderungen vermittelt ein Bild der Uneinigkeit und fordert zu politischen Regulierungen geradezu heraus. „Wenn die Branche ihr Schicksal nicht selbst regeln kann, weil sie sich nicht einig ist, dann wird sie eben geregelt!“ – so einfach kann das in der Politik gehen. Die Branchenverbände sollten mindestens versuchen, kongruente Ziele zu identifizieren und diese gemeinsam gegenüber der Öffentlichkeit vertonen.

b) Arbeitgeber-Ebene

Die Zeitarbeitsunternehmen sollen den Anspruch verfolgen, sich als attraktive Arbeitgeber immer weiterzuentwickeln. Wir präsentieren die Zeitarbeit als eine Erwerbsform mit vielen Chancen. Dazu gehört ein fairer Umgang mit Bewerbern und Mitarbeitern hinsichtlich Betreuung und Behandlung ebenso wie ein faires Arbeitsentgelt, das den Leistungen der Mitarbeiter gerecht wird. Dazu gehört auch ein größeres Engagement in der Aus- und Weiterbildung. Hier gibt es einige gute Ansätze, aber es fehlt noch an guten und praktikablen Konzepten, die tatsächlich in der Breite eingesetzt werden können. Das Ziel ist, dass Bewerber und Beschäftigte die Zeitarbeitsbranche als eine echte Alternative mit Chancen und Entwicklungsperspektiven wahrnehmen.

c) Dienstleister-Ebene

Im Zuge der diesjährigen Wirtschaftskrise hat nun wohl fast jedes Unternehmen erkannt, wie wichtig ein flexibles Personalinstrument wie Zeitarbeit für das Überleben von Unternehmen ist. Dabei werden die Anforderungen an die Personaldienstleistungs-Palette allerdings anspruchsvoller und differenzierter. Aufträge müssen passgenau, sorgfältig und kompetent besetzt werden. Dem fachkundigen Sparten-Spezialisten regionaler Vor-Ort-Präsenz und professioneller Beratung und Betreuung gehört die Zukunft. Nicht nur Improvisationstalent ist gefragt, sondern belastbare und auf Zuverlässigkeit ausgerichtete Konzepte. Ein auf Qualität und partnerschaftliche Zusammenarbeit angelegter Personal-Service steigert die Akzeptanz der Zeitarbeit.

Bei alledem gilt: Wer sich als Personaldienstleister marktnah und gut positioniert, wird sich auch zukünftig durchsetzen. Wer wie der iGZ als Verband die Zeichen der Zeit erkannt hat, gewinnt Zuspruch (allein in diesem Jahr 230 neue Mitgliedsunternehmen!). Wer in der Politik entschlossen handelt, ist einer Wirtschaftskrise nicht hilflos ausgeliefert. „Nichts ist beständiger als der Wandel“ gilt vor allem in einer so schnelllebigen Branche wie der Zeitarbeit. So ist und bleibt es unsere Aufgabe, uns den veränderten gesellschaftlichen Bedingungen ständig zu stellen.

Bitte vervollständigen Sie folgende Sätze:

12. Zeitarbeit ist für uns...

…eine unverzichtbare Dienstleistung in der Sozialen Marktwirtschaft.

13. Die Zukunft der Zeitarbeit...

…muss weiter gestaltet werden – der iGZ als Reformmotor hilft dabei gerne mit.

14. Der Fall SCHLECKER/Meniar zeigt...

…dass es Erscheinungsabarten auf dem Markt gibt, die nicht akzeptabel sind.

15. Die neue Regierungskoalition aus CDU/ CSU und FDP bedeutet für unsere Branche...

…die Chance, dass nicht Ideologie unsere Zeitarbeits-Rahmenbedingungen bestimmen wird, sondern kritischer Pragmatismus.

16. Qualifizierte Mitarbeiter in der Zeitarbeit...

…dürfen keine Mangelware sein, sondern sind ein zentrales Ziel jeden Anbieters: halt stets die richtige Person zur richtigen Zeit am richtigen Platz einsetzen zu können.

17. Die Wirtschaftskrise hat die Zeitarbeit…

…in wesentlichen Bereichen stark gebeutelt (etwa Automobil-/ Zulieferindustrie, Maschinenbau etc.)

18. Wir wünschen uns für die kommenden 12 Monate…

...Offenheit beim Gesetzgeber für unsere Reformpläne, mehr Einigkeit in der Branche bei wesentlichen Punkten und wie bisher eine starke Anziehungskraft des iGZ für immer mehr Zeitarbeitsunternehmen.